Dicht am Stammbaum

Jägersro, Samstag, 19. November 2022. Mal nicht die Arrivierten standen auf Schwedens Derby-Bahn im Brennpunkt des sportlichen Geschehens, sondern der jüngste betriebsfähige Jahrgang der Tre Kronors.
Jenes saubere Dutzend, das sich am 2. November in je zwei Vorläufen in Jägersro und Solvalla qualifiziert hatte, suchte in Schwedens ältestem Zuchtrennen, dem heuer von 1,4 auf 1,6 Millionen SEK Preisgeld aufgepeppten Svensk Uppfödningslöpning, den Nachfolger Tetrick Wanias.
Jenes Überfliegers, der 2021 kurz vor dem „Big Business“ von Züchterin, Besitzerin, Trainerin und Fahrerin Riina Rekilä für kolportierte drei Millionen Euro an Karin Walter-Mommert verkauft und dieser enormen Wertschätzung mit einem trotz eines Startaussetzers souveränen Erfolg gerecht geworden war.
Diesmal wollte das Team - Deutschlands Besitzerchampionesse stand als offizielle Mitbesitzerin im Programm - das Kunststück mit dessen kleinem Halbbruder Vegas Wania wiederholen, der bei seinem zweiten Auftritt im schnellsten der vier Qualifier in Solvalla durch die Todesspur einen über jeden Zweifel erhabenen Ehrenplatz zu Frustration erobert hatte.
Nicht gerade wenige trauten dem von Father Patrick gezeugten Dunkelbraunen den Big Point zu. Der sollte nicht ganz gelingen, doch war Rekilä sehr zufrieden mit Rang drei: „Es war erst sein dritter Start, und er hat sich brillant verkauft.“
Jubeln konnte Tomas Malmqvist, der seit Jahrzehnten als einer der herausragenden Entwickler junger Pferde in Südschweden gilt und unzählige Lorbeerkränze auch aus fremden Landen in sein Quartier geholt hat. Jener des Uppfödningslöpning fehlte noch in seiner reichhaltigen Sammlung, und den bescherte ihm Favorit Fiftyfour, dem seine große Schwester Backdraft im ersten Rennen vorexerziert hatte, wie Gewinnen geht.
Das Zwölferfeld lichtete sich in Windeseile: Unmittelbar am Start erwischte es Pure Steel, eingangs der ersten Kurve Gimmie Brodde, ausgangs derselben King of Twilight, mit dem Björn Goop gerade erst den Versuch abgebrochen hatte, Fiftyfour das Kommando abzujagen und sich in dessen Windschatten verkrümelt hatte. Nach 500 Metern war Erwin Bots Nalanji Boko der vierte Musketier, der die Schlacht mit falschen Waffen wählte.
Vorn spulte Fiftyfour, der bei der 1:09,3-Eröffnung kräftig von King of Twilight massiert worden war, sein Pensum vor Frustration, Nelson Greenwood und Pure Harmony im Stile eines alten, durch nichts zu erschütternden Hasen herunter. 280 Meter vorm Ziel verließ Vegas Wania den Windschatten seiner Lokomotive Feel no Pain, die den knüppelharten Ritt in der Todesspur allmählich zu spüren begann.
Zu packen vermochte jedoch auch er den souverän seine Partitur herunter spielenden Fiftyfour nicht, der beim fünften Engagement zum vierten Mal als Primus anschlug und dank der Premiechansen Züchter und Besitzer Håkan Linné um 1,6 Millionen Kronen reicher machte. Insgesamt hat der Fourth-Dimension-Sprössling 2.135.000 SEK im Portfolio.
Für den Ehrenplatz entschied der wesentlich schonendere Part innen entlang zugunsten von Frustration, und fast wäre Vegas Wania auch Platz drei flöten gegangen: Mit weit außen angesetztem Monsterspeed kam Immortal Doc für „Bronze“ nur um eine halbe Länge zu spät.
Tomas Malmqvist, der im zarten Alter von 54 Jahren mit rund 27 Millionen Kronen an Gewinnen seiner aktuell 66 Schützlinge das mit Abstand beste Jahr seiner Trainerkarriere erlebt, wozu der Schliff seiner sehr erfolgreichen französischen Zweigstelle ein gerüttelt Maß beiträgt, war bewegt und stolz.
„Ich möchte allen im Team danken, die mich so aufopferungsvoll durchs Jahr begleitet haben. Fiftyfour gehört sozusagen zur Familie. Ich hab seine Mutter Backfire, die 2014 den Drottnings Silvia Pokal gewonnen hat, wie seine Großmutter Fashion Brodda trainiert.“
Svensk Uppfödningslöpning (Gruppe I nat., Zweijährige)
1640m Autostart, 1.600.000 SEK**
1. Fiftyfour* 13,4 Ken Ecce 29
2j.br. Hengst von Fourth Dimension a.d. Backfire von Offshore Dream
Be / Zü: Linné Trav AB (Håkan Linné); Tr: Tomas Malmqvist
Pflegerin: Lee Nimåker
2. Frustration* 13,5 Magnus Djuse 50
3. Vegas Wania 13,7 Riina Rekilä 37
4. Immortal Doc 13,7 André Eklundh 156
5. Nelson Greenwood 13,8 Rick Ebbinge 503
6. Feel no Pain* 14,1 Daniel Wäjersten 81
7. Monaco 14,3 Conrad Lugauer 905
8. Pure Harmony 14,4 Johan Untersteiner 728
9. Gimme Brodde 16,3g Erik Adielsson 607
10. Nalanji Boko 17,1g Jaap van Rijn 384
Pure Steel* dis.r. Thomas Uhrberg 177
King of Twilight dis.r. Björn Goop 243
*Vorlaufsieger
Sieg: 29; Richter: sicher 1 - 1 - ½ - 1 - 2 - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,3/500m - 14,2/1000m - 11,8/letzte 500m
Wert: 800.000 - 400.000 - 200.000 - 96.000 - 64.000 - 40.000 SEK**
**Durch die Premiechansen, für die alle Finalisten nominiert sind, verdoppeln sich sämtliche Prämien.
Stallions: Fourth Dimension – Fourth Dimension – Father Patrick – Brillantissime – Tobin Kronos
V75-1 (3- & 4j): Lorenzo Boko / Thomas Uhrberg 76
V75-2 (Klass II): Dynamite Sensation / Magnus Djuse 70
V75-3 (Silver): Four Guys Dream / Stefan Persson 19
V75-4 (Uppfödn.): Fiftyfour / Ken Ecce 29
V75-5 (Klass I): Lucky Guy Boko / Tyler Mifsud 132
V75-6 (Diam-Sto): Seventh Heaven / Magnus Djuse 174
V75-7 (Brons): Velten Swarovski / Björn Goop 39
Umsatz V75: 86.421.810 SEK
1. Rang: 145,8 Systeme à 154.115 SEK
2. Rang: 1.043 SEK
3. Rang: 79 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.505.084 SEK
Versöhnlicher Saisonabschluss
Die durch Absagen von Staro Leonard und A Good Point auf sieben Aspiranten geschrumpfte Gulddivisionen, die an Lasse Gustafssons einstigen Eurofighter Meadow Prophet erinnert, der siebenjährig auf der Höhe seines Könnens bei einem Autounfall verbrannt ist, wurde wie erwartet eine leichte Beute von Önas Prince.
Der Fünfjährige, der nach einer grandiosen Vorjahrssaison, in der er alles außer dem Derby gewann, heuer die Härten des Alltagslebens bei den Erwachsenen kennengelernt hat, hatte von der „2“ nicht die geringste Schwierigkeit, vor Ultion Face (1) in Front zu hechten. Erst dahinter lag mit Esprit Sisu sein vermeintlich härtester Rivale, der sich für die Schlussrunde außen vor Sweetman setzte, den Chocolatier-Sohn jedoch nie ernsthaft zu prüfen vermochte.
Nach einer 1.500-Meter-Durchgangszeit von lächerlichen 1:14,0 hatte Per Nordströms Prinz noch ordentlich was in petto für die letzte halbe Runde, die er in 1:08,1 durcheilte und auf der Zielgeraden gar um 1:06 trabte. So erstickte er Esprit Sisus Gelüste, ihn vom Sockel zu kippen, im Keim. Der Ready-Cash-Sohn hatte im Gegenteil alle Hufe voll zu tun, sich um eine Nasenspitze an Ultion Face vorbei zum Ehrenplatz durchzubeißen.
1:12,5 reichte Önas Prince zum 24. Volltreffer aus 39 Versuchen, mit dem sein Konto auf 9.674.457 Kronen wuchs. „Er ist das Pferd, von dem Du als Trainer ein Leben lang träumst. Dies war auf unserer Heimatbahn ein gelungener Abschluss einer nicht ganz so exzellenten Saison. Er wird sich einige Monate der Zucht widmen. Dann kopieren wir das Layout dieses Jahres und hoffen, im Elitloppet 2023 eine bessere Rolle zu spielen“, erklärte Mitbesitzer und Entdecker Nordström (55).
In der inoffiziellen WM der Sprinter hatte sich der Hengst heuer als Dritter noch vor Etonnant fürs Finale qualifiziert, in dem er als Geschlagener im Endkampf ausfiel.
Meadow Prophets Minne - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Önas Prince 12,5 Per Nordström 17
5j.stichelh.dklbr. Hengst von Chocolatier a.d. Sobra von Pine Chip
Be: Per Nordström AB, P. Hansson & R. Nilsson; Zü: Tomas Jonsson; Tr: Per Nordström
2. Esprit Sisu 12,7 Daniel Wäjersten 31
3. Ultion Face 12,7 Adrian Kolgjini 75
4. Sweetman 13,1 Erik Adielsson 151
5. Guzz Mearas 13,1 Johan Untersteiner 178
6. Island Life 13,3 Svend Dyhrberg 730
7. Donatomite 14,7 Max Karlsson 991
Sieg: 17; Richter: leicht 2½ - k.Kopf - 4 - Hals - 1½ Längen; 7 liefen (NS Staro Leonardo, A Good Point / beide erkältet)
Zw-Zeiten: 12,0/500m - 14,1/1000m - 14,0/1500m - 08,1/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Zum Auftakt der Veranstaltung kam Patrick Maleitzkes Laura Inferior S, mit zwei aktuellen Siegen von den Nimczyks zu Johan Untersteiner überstellt, beim ersten Auftritt unter neuer Regie in einem Lauf für Stuten bis 101.000 SEK Gewinnsumme nicht über Platz drei und 11.000 SEK hinaus.
Die weltmeisterlich von Muscle Hill aus der italienischen Gruppe-Siegerin Linda di Casei gezüchtete Dreijährige, für die Schlussrunde auf den Todessitz beordert, vermochte weder die sich leicht auf 2½ Längen absetzende Taktgeberin Backdraft (von Trixton), eine 2018 geborene Tochter der 5,5 Millionen Kronen reichen Backfire und somit Fiftyfours ältere Halbschwester, zu behelligen, die mit Ken Ecce für Tomas Malmqvist zuschlug, noch kam sie trotz allen Einsatzes an deren Schatten Bubble Queen vorbei.