Derby-Sieger auf Anhieb top

(nn) Umeå, Samstag, 18. April 2020. Strahlender Sonnenschein, schnuckelige 11 Grad - 650 Kilometer nördlich von Stockholm konnte sich der Veranstalter über den Zuspruch des Wettergotts zum bedeutendsten Renntag der Saison nicht beklagen. Jammerschade, dass das Publikum nach wie vor ausgeschlossen bleibt und sich an bewegten Bildern auf diversen Bildschirmen delektieren musste.
Los ging’s mit einem ersten Höhepunkt, dem 2010 erstmals ausgetragenen Berth Johanssons Memorial für Fünfjährige, in dessen Ehrenliste sich als Erster Maharajah, Sieger u.a. in Derby, Europa-Derby und Prix d’Amérique, eingetragen hat. Mit Attraversiamo, dem Sieger des Blauen Bandes 2019, fand sich ein überaus würdiger Nachfolger, den Trainer und Mitbesitzer Svante Båth zur Saisonpremiere erstklassig herausbrachte. Schon im Heat beeindruckte der Kiss-Francais-Sohn ungemein und wurde in Anbetracht der nicht allzu furchterregenden Gegner, von denen sich Brothers n.Arms kurz nach dem Start im Galopp ausklinkte, bei 14:10 bzw. 64 Prozent zur Bank der Königswette.
Ein Blitzstarter war der Klotz von einem Traber noch nie, und so war Startplatz „1“ sicher nicht das Wunschergebnis seiner Entourage. Erik Adielsson machte das Beste daraus, nahm ihn früh hinter den beiden Melander-Schützlingen Thrust Control und Tito sowie dem inneren Dritten Stoletheshow in Spur zwei und versuchte eine erste Kommandoübernahme nach 500 Metern, die von Björn Goop mit einem klaren „Nej“ beantwortet wurde. So blieb Attraversiamo die Todesspur nicht erspart - mit Maxus, Im Your Captain, Remarkable Feet und Even’s Cool Boy als Anhängseln. Adielsson beschränkte sich lange, Thrust Control nach hinten versetzt zu begleiten, und begann erst die Daumenschrauben anzusetzen, als Even’s Cool Boy in dritter Spur allmählich im Vordertreffen aufkreuzte.
Beim ersten Anticken im Scheitel der Schlusskurve geriet der führende Thrust Control aus dem Takt, was die Karten sofort neu mischte. Nur kurz vermochte sich sein Stallkamerad Tito der unverhofften Spitze zu erfreuen. Bereits eingangs der Zielgeraden war Attraversiamo vorbei und überstand für seinen 13. Volltreffer, der sein Konto um 200.000 auf 8.213.500 Kronen streckte, auch Maxus‘ mächtigen Schlussakkord. Der ständige Schatten kam nur noch auf einen „Hals“ heran. Stoletheshow hatte Platz genug, sich um Tito herum zu Platz drei zu schlängeln, zumal Even’s Cool Boy den Gewaltmarsch 150 Meter vorm Ziel mit einem ruinösen Fehler quittierte.
„Natürlich fällt mir ein Stein vom Herzen - so leicht war’s außen rum nun auch wieder nicht. In Front machte mir Thrust Control, im Vorjahr immerhin Dritter des Königspokals, doch ein wenig Kopfzerbrechen. An diesem Sieg gibt’s nichts zu meckern“, resümierte Båth, wogegen Adielsson fast euphorisch wirkte: „Er kam so gut aus der langen Pause, wie ich gehofft hatte. Richtig beeindruckt hat mich, wie er mit der Situation 300 Meter vorm Ziel umging, als Thrust Control vor ihm gesprungen und nach außen dirigiert worden ist. Attraversiamo benimmt sich im Sulky wie ein Gentleman, wie ein echtes Rennpferd, das sich so leicht nicht aus dem Konzept bringen lässt. Besser kann man sich zum Saisondebüt nicht präsentieren.“
Berth Johanssons Memorial (int., Fünfjährige)
2140m Autostart, 409.500 SEK
1. Attraversiamo 12,3 Erik Adielsson 14
5j.br. Hengst von Kiss Francais a.d. Rhythm Kronos von Viking Kronos
Be / Tr: Svante Båth (Caracolas AB); Zü: Martina Lindahl Christensson
Pflegerin: Linda Weman
2. Maxus 3. Stoletheshow 4. Tito 5. Im your Captain 6. Remarkable Feet Thrust Control Even’s Cool Boy Brothers n.Arms |
12,3 Örjan Kihlström 12,5 Rikard Skoglund 12,6 Ulf Ohlsson 12,9 Jorma Kontio 13,5 Jörgen Westholm dis.r. Björn Goop dis.r. Robert Dunder agh. Per Lennartsson |
132 122 702 296 204 135 77 917 |
Sieg: 14; Richter: sicher Hals - 2 - 1 - 3 - 6 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 08,8/500m - 13,3/1000m - 13,2/1500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Explosives Comeback
Mit dem Sieg im Suomen Mestaruus, der finnischen Meisterschaft, am 31. August hatte Next Direction die Saison 2019, in der ihm zudem höchst bemerkenswerte Ehrenplätze in Kymi Grand Prix und St Michaels Race und insgesamt 1.865.289 Kronen an Gewinnen gelungen waren, beendet. Konnte dem Siebenjährigen auf Anhieb der große Wurf gelingen, sich mit einem Comeback-Sieg nebst 200.000 Kronen auch die Fahrkarte für den Paralympiatravet zu sichern? Der Auslosungscomputer hatte es gut gemeint und ihm die „3“ zugeschanzt, was letztlich den Ausschlag bei den Wettern gab, ihn für 2,8-fachen Sieg-Einsatz als Favorit loszuschicken.
Was für den Blitzstarter auf dem Papier ganz „easy“ aussah, nämlich sofort an die Tête zu flitzen, entpuppte sich in der Praxis als Ding der Unmöglichkeit: Mit der „7“ schmetterte Son of God wie ein Irrwisch nach vorn - für die ersten 200 Meter notierte die mitlaufende elektronische Uhr 1:00,6 -, und Daniel Redén dachte nicht im Traum daran, das Kommando gleich wieder herzugeben. Also hieß es für Iikka Nurmonen, zunächst dahinter und vor Dreammoko, Eder Bob und Special Promise einzuparken, bis sich Snowstorm Hanover, nachdem er diesen ersten Donnerschlag verdaut hatte, allmählich in zweiter Spur vorzutasten begann. Der 26 Jahre junge Finne war schon nach 700 Metern in der Zwickmühle, die da lautete: Beim Anstart drin bleiben und hoffen, im richtigen Moment möge die Tür aufgehen, oder mit dem Orlando-Vici-Sprössling den harschen Ritt durch die Todesspur wagen.
Nurmonen entschied sich mit Gottvertrauen für die zweite Option - und wurde reich belohnt. Außen folgte Mr Golden Quick, der 800 Meter vorm Ziel in Spur drei ging und Perfect Spirit sowie Shocking Superman hinter sich her zog, das Spitzenduo aber nie so recht zu packen bekam. Während Son of God überraschend leichtfüßig durchzog, sich wehrte wie ein Löwe und zwar sicher, aber doch nur um eine knappe Länge gegen einen sich auf Anhieb bombastisch präsentierenden Next Direction unterlag, der mit seinem 16. Treffer auf 4.548.101 Kronen Gage kommt, war für Trainingskamerad Perfect Spirit eingangs der Schlusskurve im Galopp Schluss. Streng innen hielt der weitgereiste Dreammoko Platz drei haarscharf gegen den sich weit außen wacker durchbeißenden Mr Golden Quick und den mittig nicht minder unermüdlich kämpfenden Snowstorm Hanover fest, wogegen der hochgehandelte Laternenträger Shocking Superman in der Entscheidung ganz außen nicht durchdrang.
Guldbjörken (int., 4. Vorlauf zum Paralympia-Travet)
2140m Autostart, 409.500 SEK
1. Next Direction 12,7 Iikka Nurmonen 28
7j.br. Wallach von Orlando Vici a.d. Be My Luxx von SJs Photo
Be: Team Look the Winners, FI; Zü: Jalohepo Oy, FI; Tr: Iikka Nurmonen
2. Son of God 3. Dreammoko 4. Mr Golden Quick 5. Snowstorm Hanover 6. Queer Fish 7. Shocking Superman 8. Eder Bob 9. West Wing 10. Special Promise Perfect Spirit |
12,8 Daniel Redén 12,9 Björn Goop 12,9 Magnus Djuse 12,9 Rikard Skoglund 13,0 Ulf Eriksson 13,1 Emilia Leo 13,2 Mika Forss 13,3 Ulf Ohlsson 13,3 Hannu Torvinen dis.r. Örjan Kihlström |
134 110 277 343 174 34 861 817 1327 45 |
Sieg: 28; Richter: sicher ¾ - 1¼ - Hals - ½ - ½ - 1 Länge; 11 liefen (NS Digital Ink / in Behandlung)
Zw-Zeiten: 08,6/500m - 12,6/1000m - 13,3/1500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Zum Abschluss der Königswette, die mit 107 Millionen SEK Umsatz erneut im neunstelligen Bereich landete, entschieden Startreihe eins und der rasante Antritt im Vårbjörken für Lome Brage und Erik Adielsson, die den nach 600 der 1640 Meter an ihrer Seite aufziehenden, bei 21:10 nur geringfügig stärker gehandelten Månprinsen A.M., der von der „11“ beginnen musste, im Einlauf locker stehen ließen. Nach 1:20,4 - Saisonbestzeit für die Kaltblüter - wanderten 110.000 Kronen aufs Sparbuch des 13-jährigen Norwegers, der zum 43. Mal in einem Winner Circle vorstellig wurde und nun 4.703.545 Kronen reich ist.
Von solchen Zahlen konnten die Wetter nur träumen: Bis auf die Silverdivisionen, die überraschend Macelleria und Per Lennartsson für Robert Bergh gewannen, war „Favoriten-Nachmittag“ angesagt, was 7.544 Systemen schmale 3.708 Kronen bescherte. Fast 28 Millionen für Rang drei wandern in einen Jackpot, der am kommenden Samstag bei „Paralympia“ ausgespielt wird, für dessen Hauptereignis Åbys Sportchef Jon Walter Pedersen bereits Vollzug verkündete. Kommt in den nächsten 24 Stunden nichts Dramatisches dazwischen, sind folgende zehn Aspiranten dabei, wenn’s im Mölndal bei Skandinaviens erstem trabrennsportlichem Saisonhöhepunkt um eine Million Siegprämie und entsprechend lukrative Platzgelder geht (alphabetisch, mit Trainern; ohne Länderkürzel: Schweden):
Billie de Montfort (FR; Sébastien Guarato), Cyber Lane (Johan Untersteiner), Disco Volante (Stefan Melander), Elian Web (FI; Katja Melkko), Gareth Boko (Conrad Lugauer), Looking Superb (NO; Jean-Michel Bazire), Milliondollarrhyme (Fredrik Larsson), Next Direction (FI; Iikka Nurmonen), Sorbet (Daniel Redén), Velvet Gio (IT; Magnus Dahlén)
In Zeiten wie diesen, nämlich geschlossenen Rennbahnen in Frankreich - sie werden wohl erst am 11. Mai wieder eröffnet -, wetteten die Franzosen fleißig nach Schweden. So wurden beispielsweise in der Gulddivisionen für die e-Quinté-Wette 218.674,50 Euro locker gemacht.
V75-1 (Fünfj.): V75-2 (Brons): V75-3 (Silver): V75-4 (Klass II): V75-5 (Guld): V75-6 (Klass I): V75-7 (Kallblod): |
Attraversiamo / Erik Adielsson Better Boss / Iikka Nurmonen Macelleria / Per Lennartsson Gardner Shaw / Björn Goop Next Direction / Iikka Nurmonen Van Gogh ZS / Per Lennartsson Lome Brage / Erik Adielsson |
14 18 169 36 28 38 24 |
Umsatz V75: 107.602.779 SEK
1. Rang: 7.544 Systeme à 3.708 SEK
2. Rang: 44 SEK
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Guld): 1.908.018 SEK