Der nächste Gocciadoro-Zahltag

(nn) Montecatini Terme, Samstag, 15. August 2020. Wie stets an Mariä Himmelfahrt (15. August) wurde in Montecatini Terme am Westrand der Abruzzen der Gran Premio Citta’ di Montecatini ausgetragen. Die Aussicht auf Teile des von 132.000 auf 154.000 Euro angehobenen Preisgelds, das über dem kurz vor Mitternacht avisierten Finale stand - dazu kamen je 13.090 Euro in den beiden Vorläufen -, lockte diesmal keinen Fremdling in die weltberühmte toskanische Kurstadt.
Fürs ausländische Flair mussten die Dauer-Importe sorgen. Vor allem die Schweden Arazi Boko und Deimos Racing taten das mit Bravour. Insbesondere der einfach nicht kleinzukriegende 13-jährige Wallach, so etwas wie der Reado der Tre Kronors, überzeugte mit Vorlaufsieg und „Final-Bronze“ und packte weitere rund 22.000 Euro auf sein mit 1.163.716 Euro propper gefülltes Konto. Doch auch Deimos Racing, im Vergleich zu ihm mit sieben Lenzen ein gerade den Kinderschuhen entwachsener Jungspund, zog sich mit zwei vierten Plätzen und frischen 9.140 Euro wider Erwarten gut aus der zweimal 1640 Meter kurzen Affäre.
Alles überstrahlte jedoch Alessandro Gocciadoro, der erneut wie ein Raubritter wütete und der gedemütigten Konkurrenz nur ein paar Brosamen ließ. Beide Vorläufe und das Finale gewonnen, dazu im Endlauf die Prämien drei und fünf - der Mann in Geld (oder Gold) ist mehr denn je in Italien das Maß aller Dinge.
Bereits in Vorlauf 1, den der Finne Jolly Roy sausen lassen musste, zeigte Alex der Konkurrenz gnadenlos, wo der Hammer hängt. Fünf der acht Aspiranten stellte sein Quartier, und obwohl Startnummer „6“ nicht optimal für Vernissage Grif war, hatte der schmucke Fuchs mit der langen Blesse wenig Probleme, ins Kommando zu schmettern. Zum Einen durfte er wegen des Nichtstarters von der „5“ los, zum Anderen standen unter ihm vier Trainingsgefährten, von denen sich Unique Rek sofort zurückzog, Vesna an Visa As vorbeiflitzte und ausgangs der ersten Kurve den Staffelstab an Vernissage Grif weiterreichte.
Mit dem Varenne-Sohn, gerade mit einem neuen 1:09,2-Rekord beim Ehrenplatz im St Michels Race von Mikkeli heimgekehrt, ließ sich Gocciadoro auf keinerlei taktische Geplänkel ein, hielt das Tempo stramm und kühlte damit dem von der „8“ tapfer durch die Todesspur ackernden Zacon Gio den Kampfesmut. 1:10,2 locker 1½ Längen voraus lautete die erste barsche Ansage. Als 1:11,2-Fünfte durfte Vesna guter Hoffnung sein, das neunte und letzte Finalticket zu ergattern.
Das sollte sie zur Halbzeit von Batteria 2 in der Tasche haben, die wesentlich langsamer angegangen wurde. Erneut hatte Team Gocciadoro fünf Starter unter Order, doch diesmal benötigte der „Chef“ die Hilfe seiner Kameraden nicht: Noch immer fliegt Arazi Boko trotz seines (mindestens) 149. Starts, den er auf dem schwarzbraunen Buckel hat, los wie eine Rakete und war auch von „Rampe 5“ nicht aufzuhalten.
Hinter ihm reihten sich Chief Orlando, Zaffiro Jet, Virginia Grif und Zante Breed ein, außen durfte sich bei nach 600 Metern gedrosselter Pace Zlatan vor Stall M.S. Diamantens/van Dijks Pocahontas Diamant und Vanesia EK versuchen - und tat dies mit wahrer Leidenschaft. Am Ende wurde es mächtig knapp für den schwedischen Haudegen, der seinen Kopf um jeweils etwa diese „Marge“ gegen den innen fightenden Chief Orlando und den außen nie müde werdenden Zlatan gerade so aus der Schlinge zog.
Vierter und letzter Finalteilnehmer wurde Zaffiro Jet, denn Vanesia EKs 1:12,4 reichten nicht. Wie erwartet überfordert gegen diese Recken war Pocahontas; die kleine „Häuptlingstochter“, gerade 122.863 Euro schwer, ließ lediglich die im Einlauf springende Zante Breed hinter sich.
Gran Premio Citta’ di Montecatini (Gruppe I int.)
Vorläufe: 1640m Autostart, 13.090 Euro
Wert: 5.474 - 2.618 - 1.428 - 714 - 476 und 2.380 Euro Züchterprämien
1. Vorlauf
1. Vernissage Grif 10,2 Alessandro Gocciadoro 13
6j. Fuchshengst von Varenne a.d. Dalia Grif von Park Avenue Joe
Be: Gennaro Riccio; Zü: All. Il Grifone; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Zacon Gio 10,4 Roberto Vecchione 24
3. Visa As 10,5 Federico Esposito 337
4. Deimos Racing 10,8 Roberto Andreghetti 230
5. Vesna 11,2 Rene’ Legati 103
6. Unique Rek 11,2 Andrea Guzzinati 548
7. Trillo Park 11,6 Antonio Velotti 975
8. Voyager Grif 12,0 Giampaolo Minnucci 156
Sieg: 13; Richter: leicht 1½ - 1½ - 2 - 3 - k.Kopf; 8 liefen (NS Jolly Roy)
2. Vorlauf
1. Arazi Boko 12,2 Alessandro Gocciadoro 19
13j.schwbr. Wallach von Varenne a.d. Laura Kemp von Express Ride
Be: Leonardo Cecchi; Zü: Annemanna AB, SE; Tr: Team Gocciadoro
2. Chief Orlando 12,2 Enrico Bellei 20
3. Zlatan 12,3 Giampaolo Minnucci 63
4. Zaffiro Jet 12,4 Antonio di Nardo 165
5. Vanesia EK 12,4 Rene’ Legati 155
6. Virginia Grif 12,6 Andrea Guzzinati 137
7. Pocahontas Diamant 12,6 Federico Esposito 334
Zante Breed dis.r. Mario Minopoli jr 771
Sieg: 19; Richter: Kampf k.Kopf - Hals - 1 - Hals - 1 Länge; 8 liefen (NS Sharon Gar)
Wer vor dem Finale, in dem Team Gocciadoro fünf der neun Teilnehmer stellte, spekuliert hatte, International-Trot-Sieger Zacon Gio könne wegen des nunmehr wesentlich besseren Startplatzes „3“ Vernissage Grif (2) in die Parade fahren, wurde gründlich korrigiert. Und das, obwohl Holger Ehlerts Paradepferd den besseren Verlauf hatte und Vernissage Grif ohne die geringste Hilfe seiner Mannschaftskameraden triumphierte.
Roberto Vecchione schaffte es, den bei 19:10 knapp zum Favoriten gekürten Zacon Gio in der ersten Kurve an Arazi Boko (1) vorbei auf die Kommandobrücke zu wuchten. Hinter diesen Beiden scherte Vesna ein und räumte damit den Todessitz zugunsten Vernissage Grifs. Eine erste zaghafte Anfrage um die Spitze lehnte Vecchione wie zu erwarten rundweg ab, und so begnügte sich Gocciadoro, den kleinen Schwarzbraunen zu begleiten, ohne ihn ernsthaft zu zwicken.
Hinter ihm postierten sich Chief Orlando, die beiden Bondo-Schützlinge Deimos Racing und Zaffiro Jet sowie Schlusslicht Zlatan, innen lauerten Vesna und Visa As auf ihre Chance. Als 500 Meter vor Ultimo das Tempo rasant anzog, vermochte lediglich Arazi Boko den beiden Granden zu folgen. Wiederum gründlich entzaubert wurde der im Vorjahr unschlagbare Zacon Gio, der sich sogar den Skalp von Face Time Bourbon geholt hatte.
Unter dezenten Hilfen seines Steuermanns, der 20 Meter vorm Ziel im Gefühl des sicheren Sieges die Peitsche wegschleuderte und „Bein hoch“ den Richter passierte, packte Vernissage Grif den aufmüpfigen Herausforderer kräftig am Schlafittchen und knöpfte ihm locker 1½ Längen ab. Auch die übrigen Schecks wurden nach übersichtlichen Abständen vergeben. Arazi Boko ließ für „Bronze“ genauso wenig anbrennen wie Deimos Racing. Die umsichtige Steuerung Federico Espositos bescherte der Varenne-Tochter Visa As die kleinste Prämie vor Chief Orlando, dem man aus dem Rücken des Siegers weit mehr zugetraut hatte.
Für den schmucken, erneut ohne Check aufgebotenen Fuchs war dieser 18. Volltreffer aus immerhin schon 77 Starts der bedeutendste der erst jetzt so richtig in Schwung gekommenen Laufbahn. Bislang hatte der Sechsjährige in seiner Heimat erst einen über sechs Stellen ausgeschriebenen Scheck kassiert: am 19. März 2017 als „Winner“ des Gran Premio Etruria von Florenz noch unter der Regie der Baldis.
Insgesamt bunkerte er mit diesem Doppelschlag 69.870 Euro und baute sein Sparbuch auf überschaubare 268.764 Euro aus. 114.944 davon entfallen auf die Ära Gocciadoro, der ihn im Frühjahr 2020 übernommen hat. Kein Wunder, dass „Alex“ als Wundermann apostrophiert wird…
Finale um 154.000 Euro, 1640m Autostart
1. Vernissage Grif 10,6 Alessandro Gocciadoro 24
6j. Fuchshengst von Varenne a.d. Dalia Grif von Park Avenue Joe
Be: Gennaro Riccio; Zü: All. Il Grifone; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Zacon Gio 10,8 Roberto Vecchione 19
3. Arazi Boko 11,1 Andrea Farolfi 66
4. Deimos Racing 11,5 Roberto Andreghetti 522
5. Visa As 11,7 Federico Esposito 393
6. Chief Orlando 11,8 Enrico Bellei 70
7. Zlatan 11,8 Giampaolo Minnucci 165
8. Zaffiro Jet 12,4 Antonio di Nardo 1150
9. Vesna 13,0 Rene’ Legati 798
Sieg: 24; Richter: leicht 1½ - 2½ - 3½ - 2 - k.Kopf - ½ Länge; 9 liefen
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämien