Der deutsche Mister mit großen Ambitionen

Åby, Samstag, 10. Dezember 2022. An Legolas, das „Pferd aus dem Nirgendwo“, das am 12. Mai 1982 sein Debüt in Halmstad gewann, dann mit 17 weiteren Siegen durchstartete zur ersten Niederlage im International Trot gegen Idéal du Gazeau und zu einem Volksheld wurde, erinnert seit 2015 eine Gulddivisionen in Åby.
Als bei der Starterangabe völlig unerwarteter Gast kreuzte mit überaus mäßigen Formen - nach einem Vierteljahr Auszeit hatte er am 18. November in Wolvegas Prijs der Giganten lediglich einen sechsten Rang belegt - Mister F Daag (der in Schweden als Mister F.Daag läuft) im Mölndal auf und kanzelte Schwedens Elite furios ab.
Die Wetter hatten seine Glanzvorstellungen als Sieger des Copenhagen Cup, des Elitloppet-Vorlaufs und bei Platz drei im Finale noch im Hinterkopf, erkoren ihn mit 33:10 knapp zum Favoriten und bewiesen die richtige Spürnase. In verblüffender Manier kanzelte Deutschlands Derby-Sieger von 2018 die neun Rivalen ab und soll nach dieser Gala Kurs auf den Prix d’Amérique nehmen, wofür er sich in einem der verbleibenden zwei „B“-Matches wohl qualifizieren müsste.
Die Gewinnsumme von rund 735.000 Euro, die sich nach dem 18. Sieg auf dem Konto des bulligen Braunen angesammelt hat, dürfte für den direkten Sprung ins erlesene 18-köpfige Feld vermutlich nicht reichen.
„Ich dachte nicht, dass er trotz der ‚3‘ an die Spitze kommen würde, und durch die Todesspur sollte ich nicht fahren. Also hab ich ihn etwas verhalten abgebracht“, verriet Vollstrecker Robin Bakker im Nachgang - und war mit dieser Taktik ideal beraten.
Im breiten Vierkampf ums Kommando behauptete Rackham an der „1“ die Pole Position gegen den nach 200 Metern hinter ihm einscherenden Pacific Face (2) und Festival of Speed (9), während Sevilla (8) vor Aetos Kronos (6), Devs Daffodil (5), Mister F Daag, Emoji (10) und Phoenix Photo (7) die zweite Spur bearbeitete. Dort wurde Joakim Lövgrens Schützling für die Schlussrunde von Aetos Kronos abgelöst.
„700 Meter vorm Pfosten fühlte sich mein Hengst noch richtig stark an“, bekannte Bakker und dirigierte den für die grün-weißen Farben Joseph Vanduffels laufenden Conway-Hall-Sohn in Spur drei, wo es allmählich Richtung Spitze ging. Ab der letzten Ecke neigte sich die Waage rasch zu seinen Gunsten.
Rackham verschwand komplett im Hintertreffen, Aetos Kronos, immerhin fünffacher Gruppe-I-Sieger und mit elf Millionen Kronen der Reichste der Truppe, war auch beim dritten Auftritt nach mehr als einjähriger Auszeit nur ein Schatten einstiger Stärke.
Nichts und niemand vermochte den deutsch-niederländisch-belgischen „Mister“ aufzuhalten, der mit 1½ Längen Vorsprung auf den etwas spät auf freie Bahn findenden Pacific Face ganz leicht gewann. „Am 1. Januar im Prix de Bourgogne wollen wir versuchen, ein Amérique-Ticket zu ergattern. Klappt’s nicht, wird’s der bei 800.000 Euro geschlossene Prix du Luxembourg am 28. Januar.“
Legolas Minne - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 431.500 SEK
1. Mister F Daag 13,0 Robin Bakker 33
7j.br. Hengst von Conway Hall a.d. Miss Love von Love You
Be: Joseph Vanduffel, BE; Zü: Jean Huls, DE/NL; Tr: Paul Hagoort
Pflegerin: Kim Hagoort
2. Pacific Face 13,2 Giuseppe Lubrano 135
3. Emoji 13,3 Flemming Jensen 69
4. Phoenix Photo 13,3 Ulf Ohlsson 54
5. Festival of Speed 13,4 Thomas Uhrberg 734
6. Devs Daffodil 13,4 Conrad Lugauer 242
7. Aetos Kronos 13,5 Johan Untersteiner 48
8. Rackham 13,8 Christoffer Eriksson 57
9. Sevilla 14,1 Joakim Lövgren 287
10. Ragazzo da Sopra 14,2 Björn Goop 860
Sieg: 33; Richter: leicht 1½ - 1 - Kopf - ½ - Hals; 10 liefen (NS Galantis / Husten; Upstate Face / nicht in rennfähiger Verfassung)
Zw-Zeiten: 10,2/500m - 14,1/1000m - 13,7/1500m - 11,8/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 55.000 - 30.000 - 20.000 - 12.500 - 8.000 - 6.000 SEK
Rasante Pastoren-Tochter
Zu Mister 100 Prozent wurde Bakker mit seiner zweiten Fuhre Pastors Girl in der Klass I nach einem cleveren Vortrag, bei dem er auf den Open Stretch baute. Von der „4“ hatte Christoph Pellanders Stute nicht die geringsten Schwierigkeiten, den Platz an der Sonne zu okkupieren. Als nach einer knappen Runde Favorit Grant Hall (6) um die Spitze anklopfte, ließ ihn Bakker passieren und saß dahinter mit platzender Leine.
Eintauchen in die doppelt angelegte innere Überholspur und sich wohlfühlen lautete die Devise für die Pastor-Stephen-Tochter, die dem Favoriten mit verblüffender Leichtigkeit um 1½ Längen das Nachsehen gab. Nach 1:14,5/2140m war der dritte und fetteste Fisch aus schwedischen Gewässern gezogen, der zugleich ihr 20. „lifetime“ bei lediglich 38 Versuchen war. Den Fall der von Laurenz Messmann gezüchteten Braunen notierte der Totalisator mit 9,4-fachen Odds.
„Eine feine Stute, über die man mir gesagt hatte, sie könne fliegend beginnen, und den Rest solle ich selbst entscheiden. Ich war verblüfft, wie leicht sie gewonnen hat“, zog Bakker Bilanz - und musste sich ein wenig sputen: „Morgen (Sonntag) hab ich ein Treffen in der Champagne. Nicht um die heutigen Siege zu feiern, sondern um in Reims für Hans Joachim Tipke, Ronny Kuiper und Anton Wilderbeek in den Sulky zu steigen. Montagfrüh geht’s mit dem Training bei Paul Hagoort weiter.“ Viel Zeit für einen besinnlichen 3. Advent bleibt manch internationalem Spitzenfahrer nicht…
Durch kamen in der Siebener-Wette lediglich zwei Systeme, von denen eines, das in Örebro abgegeben worden war, den „fliegenden Holländer“ auf seinem 270-Kronen-Ticket beide Male als Bank gesetzt hatte. Der zweite Treffer wurde in Finnland „geschossen“ und mit insgesamt 13,1 Millionen SEK belohnt.
V75-1 (Silver): Behind Bars / Johan Untersteiner 45
V75-2 (Klass II): Blue Boy Face / Johan Untersteiner 45
V75-3 (Guld): Mister F Daag / Robin Bakker 33
V75-4 (Diam-Sto): Heroine Darling / Stefan Persson 494
V75-5 (Brons): Enjoy Banker / Nicklas Korfitsen 189
V75-6 (Klass I): Pastors Girl / Robin Bakker 94
V75-7 (Diam-Sto): Thai Sansa / Nicklas Korfitsen 57
Umsatz V75: 83.127.352 SEK
1. Rang: 2,31 Systeme à 9.364.335 SEK
2. Rang: 14.021 SEK
3. Rang: 570 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 1.231.396 SEK
Nach dem V75-Rondo durfte sich beim Absacker des Renntags auch Karin Walter-Mommert freuen, deren Äkta Lavec in der Klass II mit Markus Waldmüller nach einem frühen Fehler die rote Karte gesehen hatte. Ein Pferd mit größeren Perspektiven sollte in Franky Bahia heranreifen, der einen Vergleich für Dreijährige, die keine 50.000 Kronen auf der hohen Kante hatten, in typischem Lugauer-Stil vorneweg dominierte.
Letzte Zweifel beseitigte der von Maharajah gezeugte kleine Bruder der American Hill (948.000 SEK) und Campo Bahia (4.262.344 SEK), als ihn sein Chauffeur 700 Meter vorm Ziel kräftig treten ließ und dadurch jene 25 Meter Vorsprung auf den an dritter Position innen gebremsten Chimi herausholte, von denen es sich ganz bequem leben ließ.
Während Björn Goop den Bold-Eagle-Sohn erst umständlich über weite Wege nach außen wurstelte, hatte sich Franky Bahia längst auf 3½ Längen zum zweiten Sieg seiner aus drei Auftritte bestehenden Laufbahn abgesetzt und erhielt für seine 1:16,2/2140m-Performance 50.000 Kronen gutgeschrieben. Bei den Sieg-Odds lag er mit 23:10 knapp hinter Chimi (20:10), der nur Platz drei ergatterte.