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Der „Mörder“ schlägt wieder zu

Jetzt zweifacher Weltrekordler: Moni Viking mit Björn Goop © expressen.se
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Schweden

(nn) Åby, Samstag, 8. August 2020. Erst zum dritten Mal wendete sich der zuvor seit 2005 als Zwei-Heat-Stichfahren entschiedene Åby Stora Pris an die Marathonmänner des Trabrennsports - eine Stute war nicht am Start -, die für knapp 3,6 Millionen Kronen 3140 Meter beackern mussten.

Nach zweimal Örjan Kihlström mit Propulsion, der damit bewiesen hat, dass die gemeinhin als Sprinter abgestempelten Amerikaner auch auf der Langstrecke bestehen können - wobei zehn Wochen nach Beginn des Dramas über „Proppens“ Startberechtigung in Europa wegen in Amerika erfolgter Nervenschnitte an beiden Vorderbeinen nicht mal in erster Instanz entschieden ist und die Siegerliste vielleicht neu geschrieben werden muss -, roch es auch bei der dritten Auflage lange nach einem Sieg des „Icemans“.

Vielleicht haben seinem Who’s Who ein oder zwei Rennen mehr nach der langen Pause seit dem komplett missglückten winterlichen Vincennes-Abenteuer gefehlt, um das letzte Fitzelchen aufs Tapet zu stemmen, das nötig gewesen wäre, sich Moni Viking vom braunen Leib zu halten. „Der Hengst hat sich auf den langen französischen Wegen in den letzten 1½ Jahren unter Pierre Vercruysse‘ Regie enorm entwickelt und ist, wenn alles halbwegs passt, ein Mörder. Es war natürlich schwierig, bei dem horrend schnellen Schlusskilometer (der lag nach der vorherigen ‚Bummelei‘ bei 1:10/Anm.d.Red.) auf Who’s Who Boden wettzumachen. Doch wenn man die Klappen herunterzieht, ist’s, als würde man den Turbo in einem Düsenflugzeug zuschalten“, strahlte Björn Goop nach der gelungenen Revolution gegen den Travkompanier von einem Ohr zum anderen.

Es dauerte 500 scharfe Meter, dann war die erste Frontlage geklärt. Mit Schmackes hatte sich Handsome Brad von der „3“ gegen Cokstile (2) und den früh mitmischenden Who’s Who (6) durchgesetzt, und da Kihlström unmissverständlich signalisierte, vorneweg fahren zu wollen, und Handsome Brad ein Speedpferd ist, hatte Carl Johan Jepson gegen eine freundliche Übernahme nichts einzuwenden.

Nach einer Runde zog Finnlands in Frankreich geborener Supersteher Don Williams an die Flanke des Maharajah-Sohnes, und diese Beiden zettelten für die folgenden 1300 Meter ein nicht allzu zügiges Paarlaufen an. Das zweite Pärchen bildeten Handsome Brad und außen Velvet Gio vor Cokstile/Moni Viking, Blé du Gers/Pacific Face, Mindyourvalue W.F./Makethemark und Very Kronos/Cyber Lane.

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© harnesslink.com

800 Meter vorm Ziel zog Kihlström die Temposchraube an, um dem in Spur drei beorderten Moni Viking den Wind aus den Segeln zu nehmen. Zum Glück für den norwegischen Hengst war Don Williams zu Beginn der Schlusskurve völlig geschlagen, so dass er in die zweite Linie herunterkam. Es wurde dennoch ein hartes Stück Arbeit für den die Farben seines Züchters tragenden Maharajah-Fuchs mit der langen schmalen Blesse, Schwedens Derby-Sieger von 2018 in die Knie zu zwingen, der sich unter marginalen Hilfen seines Chauffeurs prächtig aus der Weltrekord-Affäre zog.

In 1:12,4 und damit so schnell wie kein Traber vor ihm auf dieser mit dem Auto gestarteten Distanz holte sich Moni Viking nach dem Harper Hanovers Lopp sein zweites großes „Stayer-Ding“ der aktuellen Saison und ist nun sogar Doppel-Weltrekordler. Kurioserweise war er an jenem 30. Mai in Solvalla mit 1:11,9 noch einen Tick zügiger auf Arbeit. Damals war es aus den Bändern losgegangen…

Exquisites bot desgleichen Cyber Lane, der von ganz hinten mit viel Verve auf Platz drei vor dem sich über den Open Stretch versuchenden Cokstile und dem aus der Ideallage doch etwas wenig bietenden Handsome Brad flitzte.

Åby Stora Pris - Gulddivisionen - (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
3140m Autostart, 3.580.000 SEK
1.    Moni Viking    12,4*    Björn Goop    30
    7j. Fuchshengst von Maharajah a.d. Jeunesse Dorée von Coktail Jet
    Be / Zü: Jan Lyng, NO; Tr: Björn Goop
2.    Who’s Who    12,5    Örjan Kihlström    42
3.    Cyber Lane    12,7    Johan Untersteiner    171
4.    Cokstile    12,7    Wilhelm Paal    47
5.    Pacific Face    12,7    Giuseppe Lubrano    463
6.    Handsome Brad    12,8    Carl Johan Jepson    106
7.    Very Kronos    12,8    Erik Adielsson    412
8.    Blé du Gers    12,8    Per Oleg Midtfjeld    166
9.    Mindyourvalue W.F.    12,8    Robert Bergh    866
10.    Velvet Gio    12,9    Jorma Kontio    313
11.    Makethemark    12,9    Ulf Ohlsson    288
12.    Don Williams    13,0    Mika Forss    142
*Distanz-Weltrekord / Autostart
Sieg: 30; Richter: sicher 1½ - 2 - k.Kopf - ½ - 1 - k.Kopf - Kopf - Hals; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/500m - 13,9/1000m - 14,4/1500m - 13,7/2000m - 09,6/letzte 500m
Wert: 2.000.000 - 800.000 - 400.000 - 200.000 - 100.000 - 50.000 - 30.000 SEK

Aramis - schon wieder Robert Berghs Spielverderber

Den schwedischen Derby-Aspiranten, die ihre Geschütze allmählich in Stellung bringen müssen - die Qualifikations-Läufe stehen am 25. August an -, machte im Ragnar Thorngres Minne für Vierjährige Aramis Bar einen Strich durch die über 220.000 Kronen ausgestellte Siegrechnung.

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Nochmal Goop: Aramis Bar © travronden.se

In Bergsåkers Norrlands Grand Prix am 16. Juli hatte Björn Goop Robert Berghs erstem Kandidaten Hail Mary die Tour vermasselt. Diesmal knöpfte er sich dessen Nummer zwei Power vor - und das in knallharter Manier. Bergh ging mit dem Kriteriumssieger, der heuer noch sieglos ist, allerdings die Kräfte immer mit der besten Garnitur gemessen und seit dem 16. Mai ausgesetzt hatte, sofort aufs Ganze, holte sich ausgangs der ersten Kurve vom Norweger Golden Dream M.E. den Taktstock und legte ein lebhaftes „Allegro vivace“ vor.

Dessen ungeachtet versuchte Adrian Kolgjini, ihn mit Ultion Face von der Tête zu verdrängen, musste jedoch einsehen, dass der 51-jährige eine echte Härteprobe plant hatte. Kaum gab Kolgjini junior Ruhe, wetzte Goop das Messer und postierte Aramis Bar an der Flanke des Leaders, was bei einer Schlussrunde im 1:10-Bereich kein Vergnügen war.

Sah der Musketier in der finalen Kurve ein wenig müde aus, zeigte er auf der Zielgeraden umso nachdrücklicher, aus welch hartem Holz er geschnitzt ist, raufte sich am tapferen Power um eine halbe Länge vorbei und erzielte mit 1:11,0 die identische Zeit wie vor drei Wochen. Platz drei ging an den über den Open Stretch prima auf Touren kommenden Zola-Boko-Sohn Galantis, dessen Pulver Johan Untersteiner an vierter Innenposition gezwungenermaßen lange hatte trocken halten müssen.

Ragnar Thorngres Minne (int.,Vierjährige)
2140m Autostart, 445.500 SEK
1.    Aramis Bar    11,0    Björn Goop    17
    4j.br. Hengst von Napoleon Bar a.d. Guendalina Bar von Bon Vivant
    Be: Forspro AB & Mitbes.; Zü: Az.Agr. Luigi Truccone, IT; Tr: Björn Goop
2.    Power    11,0    Robert Bergh    41
3.    Galantis    11,1    Johan Untersteiner    736
4.    Galileo Am    11,2    Jorma Kontio    201
5.    Tabasco C.D.    11,3    Joakim Granlund    114
6.    Golden Dream M.E.    11,4    Noralf Brækken    125
7.    Pantani    11,4    Carl Johan Jepson    887
8.    Marvellous Tooma    11,4    Ulf Ohlsson    220
9.    Rackham    11,6    Christoffer Eriksson    446
10.    Roller Coaster Ås    12,5    Peter Untersteiner    932
    Ultion Face    agh.    Adrian Kolgjini    174
Sieg: 17; Richter: Kampf ½ - Hals - 1 - 1 - 1 - k.Kopf - 1 Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 07,9/500m - 10,4/1000m - 11,2/1500m - 10,9/letzte 500m
Wert: 220.000 - 110.000 - 55.000 - 27.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK

Leichtes Spiel zum 10. Sieg aus 13 Versuchen - reell bezwungen war er nur beim Debüt in Skive - hatte nach dem frühen Fehler von Favorit Champ Lane Gestüt Lasbeks ins schwedische Gestütbuch eingetragener Newport Beach.

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Newport Beach mit Lisa Hanikirsch und Peter Ingves © travronden.se

Mit dem großrahmigen Ready-Cash-Sohn ließ sich Peter Ingves nicht viel Zeit, löste nach kernigen 1:07,8 für die ersten 500 der gefragten 2140 Meter Mistelns Napoleon auf der Kommandobrücke ab, drosselte das Tempo nicht allzu sehr und legte nach 1:13,1/1500m am Ende ganz locker zu. Ins Bordbuch wurden 2½ Längen Vorsprung, eine neue Hausmarke von 1:12,4 und 220.000 Kronen „Frisches“ eingetragen, womit sich der Kassenstand des 2015 in Norddeutschland geborenen Franzl-Trainees auf 445.497 SEK fast verdoppelte.

V75-1 (Klass I):    Pleasure for Cash / Örjan Kihlström    104
V75-2 (Klass II):    Newport Beach / Peter Ingves    31
V75-3 (Vierj.):    Aramis Bar / Björn Goop    17
V75-4 (Diam-Sto):    Argbiggan / Rickard Svanstedt    284
V75-5 (Brons):    Vagabond Bi / Ulf Ohlsson    55
V75-6 (Silver):    Pastor Power / Peter Untersteiner    91
V75-7 (Guld):    Moni Viking / Björn Goop    30

Umsatz V75: 91.963.887 SEK

1. Rang: 235,2 Systeme à 101.624 SEK
2. Rang: 756 SEK
3. Rang: 68 SEK

Umsatz Top-7 (Brons): 1.520.087 SEK

Wie so oft war der Auftakt den Satteltrabern vorbehalten, bei denen Rajesh Face im Stora Monté Pris um nicht alltägliche 125.000 SEK für Platz eins einmal mehr bewies, dass ihm diese Disziplin besser liegt als das Fahren, in dem er ein ums andere Mal verhängnisvolle Fehler einstreut.

Auch die „10“ konnte ihn beim fünften Ausritt nicht am zweiten vollen Erfolg hindern. Nachdem er die wie ein Wiesel loslegende Galactica (V.) nach der ersten Zwischenzeitnahme abgelöst hatte, gab’s bis ins Ziel niemanden mehr, der den von Sofia Adolfsson gerittenen Kolgjini-Schützling aufzuhalten vermochte. In 1:10,1/1640m, womit er den Rennrekord des seit 2005 ausgetragenen Montés um 1,1 Sekunden verbesserte, war der zweite Treffer für den siebenjährigen Raja-Mirchi-Sohn drei Längen vor Henk Grifts Volcan de Bellande (10,5; 62.500 SEK), mit dem Lea Ahokas unterwegs war, eingetütet.

Anschließend bewies Örjan Kihlström, dass seine exzellente Form nach wie vor steht. Den Stora Treåringspris um ebenfalls 125.000 SEK Siegpreis sackte er mit Stall Courants Hopeusteponalego für Trainer Stefan Pettersson einen  „Kopf“ vor Benito Roc ebenso ein wie Casino Cosmopol’s Stayerlopp über mindestens 3140 Meter. Von der Grundmarke abgehend, sah Conrad Lugauer mit Susanne Auers Ornello als Vierter enorm vielversprechend aus - bis der vierjährige Love-You-Sohn an der letzten Ecke beim Herausnehmen in Spur vier aus dem Takt kam und am Turm landete.

Ohne größere Probleme hielt „ÖK“ mit dem von Katja Melkko gecoachten Exaudio Vici eine Länge Vorteil gegen Bandgefährte Dortmund/Flemming Jensen (beide 1:13,5/3180m) fest und machte den Franzosen-Fuchs um 100.000 Kronen reicher. Durch Moneykeeper/Robert Bergh (1:13,8) ging auch „Bronze“ an ein Pferd aus dem dritten Band.