Der Izoard bleibt unbezwingbar
Enghien, Samstag, 24. Juli 2021. Der vor 14 Tagen über 2.150 Meter entschiedene gewinnsummenbeschränkte Prix de Berlin war keine Hürde für ihn, und auch auf dem 725 Meter längeren Weg des Prix de Rome lagen für Izoard Védaquais keine Stolpersteine im Weg. Der Rappe aus dem Besitz von Philippe Allaire wandelte wiederum mit Eric Raffin in schwindelerregenden Höhen, dass seinen Mitstreitern auch beim achten Start die Luft weg und seine Weste blütenweiß blieb.
Es lief wie am Reißbrett ausbaldowert für die beiden Allaire-Schützlinge, von denen Callmethebreeze des 61-jährigen Pferd fürs Derby Italiano del Trotto ist und bereits zwei Klassiker seiner Heimat gewonnen hat. War zunächst Infant Perrine am schnellsten flott, so wurde er bereits eingangs der ersten Kurve von Invincible Cash abgelöst, dem die Wetter noch am ehesten zutrauten, Izoard Védaquais ein Bein stellen zu können.
Lange ließ Andrea Guzzinati nicht auf sich warten, der Mitte der ersten Überseite Callmethebreeze den Taktstock sicherte. Der Stallkamerad vorn - das war das Signal für Frankreichs Champion, den 11:10-Favoriten aus fünfter Position einzusetzen. Wuchtig schickte er den Bird-Parker-Sohn los, und natürlich räumte Guzzinati nach nicht mal einer Runde den Regiestuhl.
Der folgende Gänsemarsch hielt bis zu Beginn der Zielgeraden. Dort tat Izorard Védaquais genau so viel, um die Meute stets bombensicher auf zwei Längen in Schach zu halten. Der Traum vom Doppelschlag erfüllte sich indes nicht: Callmethebreeze, noch nie weiter als 2.250 Meter gelaufen, wurde innen von Imagine Darling und außen von Invincible Cash passiert.
Für Izoard Védaquais sprang das Zählwerk auf acht Siege und 153.450 Euro. Mit einiger Gewissheit kann sich Monsieur Allaire schon mal auf weiteren sprunghaften Zuwachs im Portemonnaie einstellen.
Prix de Rome (Gruppe III int., Dreijähr.)
2875m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Izoard Védaquais 13,7 Eric Raffin 11
3j. Rapphengst von Bird Parker a.d. Dokha Védaquaise von Prodigious
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Imagine Darling 13,8 Etienne Dubois 340
3. Invincible Cash 13,9 David Békaert 100
4. Callmethebreeze 13,9 Andrea Guzzinati 150
5. Condor Bar 14,0 Mario Minopoli jr 700
6. Caio Titus Bond 14,0 Gabriele Gelormini 340
7. Infant Perrine 14,3 Paul-Philippe Ploquin 280
8. Illusive Artist 14,6 Jean-Philippe Dubois 520
Sieg: 11; Richter: leicht 2 - ¾ - ½ - 1½ - ½ Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 15,0/1875m - 14,2/2375m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-24/7502/4
Delfino macht das Dutzend voll
Mehr Geld gab’s für die „Erwachsenen“ im Prix de Buenos Aires zu verdienen, obwohl die mit 4.150 Metern einstmals längst Reise übers Plateau de Soisy ihren Gruppe-Status verloren hat und nur noch ein Vergleich der Kategorie A ist, der nicht mehr allen offen steht: Bei 694.999 Euro Einkommen - bei 695.000 Euro an Gewinnen musste früher, wer überhaupt wollte, mit 50 Meter Zulage loslegen - war Schluss für die „Internationalen“, die allein durch Traber französischen Geblüts vertreten wurden.
Nach einem ähnlich gemütlichen Gänsemarschrennen, bei dem der mit einer Zulage bedachte Brillant Madrik die Gunst der durch Franck Ouvrie verbummelten Stunde nutzte und Django du Bocage nach einer Runde ablöste, wobei jener das Handtuch im Galopp warf, tastete sich Favorit Delfino im vorletzten Bogen Schritt für Schritt mit Freyja du Pont am Hacken in zweiter Spur in vordere Gefilde.
Die Wetter hatten mal wieder die richtige Spürnase: Eingangs der Zielgeraden fielen die Würfel sehr rasch zugunsten des Familienpferdes, hinter dem Mathieu Mottier die Hände für dessen zwölften Sieg aus 52 Versuchen - dazu zählt auch einer der Kategorie III - frühzeitig beruhigt in den Schoß legen konnte. Auch wenn sich Feydeau Seven auf einen „Hals“ heran ackerte, hatte Jean-Michel Bazires Schützling nie den Hauch einer Chance, das Pendel zu seinen Gunsten ausschlagen zu lassen.
Platz drei ging an die seit wenigen Wochen von Nicolas Bazire in Eigenregie vorbereitete Freyja du Pont, die vor sechs Tagen mit „Bazire père“ auf der 10. Etappe der Trophée Vert übers Gras von Royan-Atlantique triumphiert und diesmal Eric Raffin als Partner hatte.
Prix de Buenos Aires (Kategorie A int., Fünf- bis Zehnj., keine 695.000 Euro)
2875m Bänderstart, 25m Zulage ab 395.000 Euro; 80.000 Euro
1. Delfino 2875 14,8 Mathieu Mottier 21
8j. Rapphengst von Speedy Blue a.d. Miss Volo von Prodigious
Be: Ecurie D.M. Mottier; Zü: Dominique Mottier; Tr: Mathieu Mottier
2. Feydeau Seven 2875 14,8 Franck Nivard 75
3. Freyja du Pont 2875 14,9 Eric Raffin 84
4. Brillant Madrik 2900 14,4 Alexandre Abrivard 180
5. Golden Bridge 2875 15,0 David Thomain 68
6. Express Jet 2900 14,4g Adrien Lamy 120
7. Digne et Droit 2875 15,4 Gabriele Gelormini 210
Django du Bocage 2875 dis.r. Franck Ouvrie 71
Sieg: 21; Richter: sicher Hals - 1½ - 1½ - k.Kopf - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 16,5/1875m - 15,1/2375m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-24/7502/6
Hemma und Ids Boko ohne Fortune
„Nur“ Dritte wurde Reinier Feelders‘ Hemma de Brikvil in ihrer bislang wertvollsten Aufgabe, dem für die Quinté-Wette ausgewählten Prix de l’Esplanade (2975m; 40.000 Euro) für vierjährige einheimische Stuten, die keine 71.000 Euro verdient hatten.
Franck Nivard, der ihren bei der Veranstaltung in Genets weilenden Standardfahrer Yoann Lebourgeois vertrat, verpasste der Tornado-Bello-Tochter ein Traumrennen im zweiten Paar außen, bis ihm nach einer Runde seine Führungsspielerin abhanden kam. Die weiteren 1500 Meter wollte er der Stute in der Todesspur nicht angedeihen lassen und akzeptierte nach 500 Metern mit Hatha Josselyn eine Lokomotive, hinter der er selbst im endlos langen Einlauf aussichtslos festsaß.
Erst auf den letzten Metern, als die Plätze eins und zwei längst vergeben waren, fand „Franckie“ ein Mini-Schlupfloch, um wenigstens Rang drei und 5.600 Euro zu retten - das schlechteste Resultat von Feelders‘ Musterschülerin, die zuvor bei sieben Versuchen ausschließlich Erste oder Zweite geworden war. Das beste Ende machten die 234- bzw. 270:10-Außenseiterinnen Houle de Rivière/Alexis Collette und Hannah/Jean-François Senet unter sich aus.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-24/7502/3
Noch schlimmer sollte es eine Stunde später im Prix de la Porte Montmartre (2150m Autostart, Sechs- bis Zehnjährige, keine 254.000 Euro; 58.000 Euro) Ids Boko erwischen. Deutschlands Derby-Zweiter 2018 wollte es besser machen als an Ort und Stelle am 19. Juni, als er im ähnlich konzipierten Prix La Course des Bleus nicht über Rang sechs hinausgekommen war, und vor allem die Schmach von Wolvega tilgen: Am 16. Juli hatte er sich als Favorit im Grote Prijs der Lage Landen im Schlussbogen um Kopf und Kragen gesprungen.
„Wir haben die Wurzel des kleinen Übels gefunden. Heute wird er auf Hundert sein“, versprach Robin Bakker und wünschte sich ein zügiges Rennen. Genau das bekam er nicht. Innen hinter Prosperous und Eastwood Park liegend, musste Bakker den bei 29:10 knapp zum Favoriten gekürten From-Above-Sohn 200 Meter vorm Ziel hinten herum mit viel Gefühl in fünfter Linie auf freie Bahn lavieren, wo Ids Boko zu fliegen begann.
Den sich mit Dominik Locqueneux verblüffend leicht aus dem Staub machenden Prosperous bekam ohnehin niemand mehr zu packen, aber an den Kopf an Kopf kämpfenden Eastwood Park und Vlad del Ronco wischte er haarscharf vorbei - und sprang mit dem Ehrenplatz vor Augen im „highspeed“ unmittelbar vor der Linie, so dass er nach kurzem Blick der Stewards auf die Wiederholung disqualifiziert wurde. Ein dickes rotes Kreuz dürfte ihm ob dieses ansonsten spektakulären Endspurts im Notizbuch so manchen „turfistes“ gewiss sein.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-24/7502/5