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Der „Earl“ für den Elitloppet gerüstet

Earl Simon in feiner Manier © letrot.com
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Frankreich

(nn) Caen, Mittwoch, 13. Mai 2020. Gleich zweifach konnte sich der Veranstalter in der alten Hauptstadt der Normandie die Hände reiben. Zum Einen, weil der Lockdown für Frankreichs Pferderennbahnen gerade erst am Montag Geschichte geworden war und das Hippodrome de la Prairie wie jedes Jahr am Mittwoch in der Mitte des Wonnemonats Mai den bedeutendsten Renntag der gesamten Saison veranstalten durfte. Zwei Rennen der Kategorie II, eines der Gruppe I an einem Tag - das stemmt ansonsten nur Vincennes.

Zum Zweiten lockte auf dem 1.954 Meter langen Rechtskurs im Prix des Ducs de Normandie, in dessen Siegerliste sich 2009 mit Unforgettable ein Deutscher „unvergesslich“ verewigt hat, ein echtes Gipfeltreffen: Bold Eagle, der gewinnreichste aktive Traber der Welt, im Vorjahr Zweiter, gegen Cleangame, den besten Wallach des Erdballs, mit dem Jean-Michel Bazire guter Hoffnung sein durfte, in die Fußstapfen von dessen Vorgänger zu treten: Aubrion du Gers hatte „le Maître“ 2018 wie 2019 zum „Grafentitel“ geführt, bevor jener wenige Wochen später bei einem fürchterlichen Trainingsunfall ums Leben gekommen war.

Gewinnen sollten beide nicht: Cleangame, nach vorsichtigem Beginn hinter Bugsy Malone und Bahia Quesnot durch die dritte Spur dampfend, Mitte der Gegengerade als Zweiter der zweiten Spur verheißungsvoll liegend, sprang zu Beginn der letzten Kurve. Obwohl rasch auspariert, war bei dem zügigen Tempo der Griff nach dem achten vollen Erfolg an der Strippe perdü. „Boldie“, für den dies nach ausgiebiger Decktätigkeit fast der normale Saisoneinstand war und der sich vor dem Rennen hitzig-witzig „Männeken machend“ wie in besten Tagen präsentierte, lag beim „Ab“ wie ein Brett und donnerte sofort in Front, ließ aber bald schon den ebenfalls blendend in die Hufe gekommenen Earl Simon vorbei.

Dahinter postierten sich die Geschwister Enino und Délia du Pommereux. Spur zwei führte Tony Gio vor Blues des Landiers an, und in der dritten Gefechtslinie legte wie erwartet Yoann Lebourgeois für Bugsy Malone den Schalter auf „volle Kraft voraus“. Kein Interesse an einem Duell auf Biegen und Brechen hatte Franck Ouvrie, zumal Lebourgeois es wie stets weiter knackig kesseln ließ. Seine Entscheidung, Bugsy zu Beginn der langen Gegengeraden widerstandslos vorbeizulassen, war im wahrsten Sinne Gold wert.

Zuzuhalten vermochte die die Außenspur anführende Bahia Quesnot die Bude nicht für den Prodigious-Sohn, der, kaum gerade gestellt, die Beine hurtig in die Hand nahm und umgehend für glasklare Verhältnisse sorgte. Weit vor dem Zielstrich im Kasten war der 15. Volltreffer des Sechsjährigen, dessen Konto auf 855.610 Euro sprang. Es war zugleich ein erstklassiges Bewerbungsschreiben für den Elitloppet, das erklärte Ziel von Earl Simons Umfeld, was Solvallas Sportchef Anders Malmrot freudestrahlend vernommen haben dürfte. Die offizielle rosarote Einladungskarte wird nicht lange auf sich warten lassen.

Wie befürchtet hatte Bold Eagle trotz des verdeckten Verlaufs an dem unendlich langen Einlauf mächtig zu knabbern. Als Eric Raffin den mit fester Ohrenwatte und offener Zäumung aufgebotenen Braunen Mitte der Zielgeraden auf freier Bahn hatte, kam wenig Spritziges. Am überraschend früh aufgebenden Vorjahrs-Dritten Bugsy Malone raufte er sich mit Ach und Krach vorbei. Deutlich schwungvoller waren die Geschwister Enino und Délia du Pommereux, die die Plätze zwei und drei vor dem „Adler“ des Monsieur Pilarski belegten, der Rang vier hauchdünn gegen Feeling Cash rettete. Hinter Bugsy Malone machte Bahia Quesnot Platz sieben vor dem noch mal gehörig heran preschenden Cleangame fest - bis die Enquête-Hupe ertönte.

Auf der Zielgeraden hatte Franck Nivard mit Délia du Pommereux mindestens zwei der inneren Pylonen unterfahren, um sich um einen Konkurrenten zu mogeln, was den Rennrichtern trotz der Hitze des Endgefechts nicht verborgen geblieben war. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als die aktuelle Amérique-Sechste zu disqualifizieren, so dass ab Bold Eagle alle „eins rauf rutschten“ und selbst Cleangame in den Genuss einer Prämie kam. Bold Eagles dritter Scheck stemmte sein Konto auf 4.979.017 Euro; es fehlen noch rund 28.000 Euro, um Timoko als gewinnreichsten Traber aller Zeiten abzulösen.

1:11,0 - rascher wurden lediglich Amiral 2017 in 1:10,5 und Texas Charm (2012 in 1:10,8) für ein Jahr in den Grafenstand erhoben. Auf der noblen Ehrentafel tummeln sich zudem Namen wie - natürlich - Ourasi, der lediglich einmal (1987) gewann, Abo Volo, Giesolo de Lou, Général du Lupin, Love You, Roi du Lupin, Bird Parker.

„Er hat sich bereits im Training blendend präsentiert und ist eindeutig eine Stufe höher geklettert; aber dass ihm der Sieg so leicht von der Hand gehen würde, hätte ich nicht gedacht. Vierjährig hatte er ein arbeitsreiches Jahr, 2019 war mit neun Auftritten eher ein ‚Sabbatical‘. Der Elitloppet? Wir warten auf die Einladung. Dann werden wir uns daran machen, alles zu organisieren“, ließ Jarmo Niskanen die Katze unmissverständlich aus dem Sack.

Prix des Ducs de Normandie (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 110.000 Euro

1.      Earl Simon                     11,0     Franck Ouvrie                  136

         6j.dklbr. Hengst von Prodigious a.d. Tindrana von Insert Gédé

         Be: Ecurie Skytten, SE; Zü: Gunnar Sundbaum, SE; Tr: Jarmo Niskanen

2.      Enino du Pommereux

3.      Bold Eagle                   

4.      Feeling Cash            

5.      Bugsy Malone           

6.      Bahia Quesnot          

7.      Cleangame               

8.      Tony Gio                    

9.      Blues des Landiers  

10.    Détroit Castelets         

         Carla du Châtelet        

         Dorgos de Guez         

         Dexter Fromentro        

         Ceylan Dairpet            

         Délia du Pommereux 

11,4     Matthieu Abrivard          

11,7     Eric Raffin                       

11,7     David Thomain            

11,8     Yoann Lebourgeois       

11,9     Junior Guelpa                 

12,0     Jean-Michel Bazire          

12,2     Alexandre Abrivard       

12,4     Dominique Chéradame

12,4     Jean-Luc Dersoir         

o.Z.      Adrien Lamy                 

o.Z.      Anthony Barrier            

o.Z.      Nicolas Bazire              

o.Z.      Pierre Levesque          

dis.r.    Tony Le Beller              

3.dRL* Franck Nivard                 

300

170

1110

160

760

12

380

1980

2200

2000

2290

1030

1370

1070

180

* als Dritte disqualifiziert wegen Verlassens der abgesteckten Bahn auf der Zielgeraden

Sieg: 136; Richter: überlegen 5½ - 1½ - () - Kopf - 1¼ - 1½ - ½ Länge; 16 liefen

Wert: 49.500 - 27.500 - 15.400 - 8.800 - 5.500 - 2.200 - 1.100 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-13/1400/1

 

Drei Damen auf dem Treppchen

Pekuniäres Hauptereignis war das Saint-Léger des Trotteurs, das erste Gruppe-I-Rennen für die dreijährigen Satteltraber, bei dem die Gangartrichter wie fast immer enorm zu tun hatten und das in ein Foto-Finish zwischen drei Trottern mündete, von denen - welch Überraschung - keiner aus dem Stall des erfolggewohnten Philippe Allaire kam. Der 60-jährige, der diesen Klassiker als Trainer seit 1996 volle acht Mal in sein Quartier geholt hat und mit Hatchet Man, Hudson Védaquais und Heart of Gold gar die drei stärksten Kräfte des Wettmarkts stellte, war schon kurz nach dem Start bedient: Seine Musketiere begannen samt und sonders im Galopp.

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Hopla des Louanges hat in der Mitte hauchdünn die Nase vorn

Heart of Gold sah rot, Hudson fiel endlos zurück, allein Hatchet Man nahm die Verfolgung auf, robbte sich auf Platz sechs vor, bis beim „Mann fürs Grobe“, so die Übersetzung, ob des gewaltigen Aufwands im Einlauf das Gas alle war und er sich in den zweiten, mit der Disqualifikation bedachten Fehler würgte. Zu jenem Zeitpunkt hing der Himmel für 610:10-Außenseiterin Hera Landia voller Geigen, mit der Paul-Philippe Ploquin das Durcheinander mehrerer springender Kontrahenten am effektivsten genutzt und die Ludo-de-Castelle-Tochter an die Spitze gewuchtet hatte.

Als die sehr viel reicheren Hytte du Terroir und Happyness Ellis angerauscht kamen, ließ Ploquin beide vorbei und lauerte dahinter geduldig auf seine Chance, nach Fado du Chêne 2018 und Gala Téjy 2019 den Hattrick zu landen. Die kam, als Hytte du Terroir Mitte des Einlaufs schwere Beine bekam und Happiness Ellis weit nach außen schrägte, wobei sie mehrere Längen verlor. Die Einladung der sperrangelweit offenen Innenspur nahm Ploquin dankend an, stieß wie ein Habicht durch und war rasch zwei, drei Längen voraus.

Das war längst nicht das Ende der Fahnenstange: Happiness Ellis nahm das Gebiss wieder an, und noch einen Zacken besser kam Hopla des Louanges aus dem zweiten Paar außen hinter Hispanien auf Touren. Höllisch eng wurde es beim dreifachen „Zickenkrieg“, wobei mit bloßem Auge höchstens auszumachen war, dass Hera Landia nur „Bronze“ blieb. Das Zielfoto wies in der Mitte einen minimalen Vorteil für Adrien Lamy und Hopla des Louanges aus, die beim zweiten Sieg um 45.000 Euro reicher wurde und ihre Gewinnsumme auf 82.190 Euro mehr als verdoppelte.

Vorbereitet wird die Gazouillis-Tochter, die ihre sechs Auftritte allesamt im Monté hatte, von Franck Leblanc, der sich, obwohl ein ausgewiesener Meister dieses Faches, noch nie in diese Siegerliste hatte eintragen dürfen. Mit 1:15,6, die für die ersten Drei gestoppt wurden, wurde Surabaya Jiels Rennrekord deutlich verfehlt: 2009 hatte die große Gegenspielerin Scipion du Goutiers nie wieder erreichte 1:13,4 vorgelegt.

Weit dahinter ging auch Platz vier durch Hytte du Terroir an eine Demoiselle, weil der vor ihr anschlagende Hispanien als Vierter bei der Gangart-Überprüfung keine Gnade bei den Rennrichtern fand.

„Am Ende durfte ich sie nicht zu energisch anfassen, aber je näher es dem Ziel ging, desto sicherer war ich mir, Happiness Ellis abzufangen. Hier in der Normandie, dem Kernland unserer Traberzucht, bedeutet dieser Erfolg enorm viel“, war Lamy überglücklich. Charley Mottier nahm die knappe Niederlage nicht sonderlich schwer: „Sie hat alles gegeben und vermutlich nur verloren, weil sie so weit nach außen gerannt ist.“

Saint-Léger des Trotteurs - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 100.000 Euro

1.      Hopla des Louanges   15,6     Adrien Lamy                    361

         3j.br. Stute von Gazouillis a.d. Jolie Lily von Volcan

         Be: Ecurie du Grand Buisson (Franck Leblanc); Zü: Paul Pelletier; Tr: Franck Leblanc

2.      Happiness Ellis        

3.      Hera Landia            

4.      Hytte du Terroir         

5.      Helboy d‘Alesa        

6.      Haloya de Visais   

7.      Héliciane d’Erable     

         Hurricane Ceijy         

         Houston Berry            

         Hector des Champs   

         Hispanien                   

         Hatchet Man            

         Hudson Védaquais   

         Heart of Gold             

15,6     Mathieu Mottier                 

15,6     Paul-Philippe Ploquin   

16,1     Alexandre Abrivard       

16,2     Victor Saussaye           

21,4     Théo Peltier                  

22,6     Romain Marty               

dis.r.    Guillaume Martin           

dis.r.    Eric Raffin                       

dis.r.    Matthieu Abrivard          

4.dai    Anthony Barrier                

dis.r.    David Thomain                 

dis.r.    Yoann Lebourgeois         

dis.r.    François Lagadeuc          

89

610

180

1560

1790

1880

460

330

640

80

22

64

65

Sieg: 361; Richter: Kampf k.Kopf - Kopf - (5) - 1½ - 1½ Längen; 14 liefen

Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-13/1400/6

 

Guide zum ersten Gruppe-Sieg

Das Waterloo für die Favoriten machte auch vor dem Prix Henri Ballière für die vierjährigen Satteltraber, der chronologisch letzten und finanziell am schlechtesten ausstaffierten der drei Gruppe-Aufgaben, keinen Halt. Grâce de Faël, ebenso genial wie kapriziös, war nach drei abgebrochenen Startversuchen beim gültigen „Ab“ mal wieder ein kleines Nervenbündel und verlor im Galopp ungezählte Längen auf die Spitze, durfte aber im Gegensatz zu Golden Lady und Galloway weitermachen. Blendend kam hingegen Guérilla de Simm ab und übernahm den Taktstock. Hinter ihr klemmte sich Gina de Froulay vor Gainsborough, Gatsby Perrine und Gala du Châtelet an die Innenkante.

Die äußeren Garden führte Guide Moi Forgan an, dem Gemme de Busset, Gladys des Plaines und Grâce de Faël folgten, die ihren Rückstand Zug um Zug aufarbeitete und in der langgezogenen Schlusskurve gar in dritter Spur aufrüstete. Kurz vor Erreichen der Zielgeraden warf Guérilla de Simm das Handtuch im Galopp und riss dabei die direkt hinter ihr trabende Gina de Froulay ins Verderben, womit die Karten schwungvoll durcheinandergewirbelt wurden. Das beste Blatt hielt Christopher Corbineau in der Hand:

Der vor Muskeln nur so strotzende Hüne Guide Moi Forgan, beim letzten Auftritt vor der unfreiwilligen Pause im Vincenner Prix Louis Le Bourg als Nobody Grâce de Faël noch haarscharf unterlegen, schmetterte diesmal die Schlussattacke der durch die Mehrarbeit gehandicapten Stute eiskalt ab, holte sich ganz leicht 2½ Längen voraus mit dem vierten Treffer „lifetime“ die ersten Gruppe-Ehren und hat nun 104.630 Euro auf dem Konto, das nach heutigen Eindrücken sehr zügig ausgebaut werden sollte. An der müden Favoritin tankten sich Gainsborough und Gemme de Busset vorbei

Prix Henri Ballière - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste und Stuten)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 85.000 Euro

1.      Guide Moi Forgan        14,3     Christopher Corbineau       72

         4j.br. Hengst von Neutron du Cébé a.d. Trajane von Laetenter Diem

         Be: Sandrine Loncke; Zü: Christian Plard; Tr: Pasquale Castel

2.      Gainsborough        

3.      Gemme de Busset  

4.      Grâce de Faël          

5.      Gatsby Perrine           

6.      Gala du Châtelet      

7.      Gélinotte du Rib      

         Golden Lady             

         Galloway                   

         Garou du Chêne      

         Gina de Froulay        

         Guérilla de Simm       

         Gladys des Plaines     

14,5     Yoann Lebourgeois          

14,7     David Thomain                  

14,8g   Alexandre Abrivard             

14,9     Anthony Barrier                 

15,5     Alexandre Dabouis        

15,7     Jean-Loïc Claude Dersoir

dis.r.    Fabien Gence                  

dis.r.    Matthieu Abrivard              

dis.r.    Paul-Philippe Ploquin      

dis.r.    Guillaume Martin                 

dis.r.    François Lagadeuc           

dis.r.    Eric Raffin                           

130

140

26

390

1060

840

1370

150

100

46

660

130

Sieg: 72; Richter: leicht 2½ - 3 - ¾ - 1¼ - 8 Längen; 13 liefen (NS Général)

Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-13/1400/8