Den Weltmeister versenkt

(mw) Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 17. Mai 2020. Selbst einige Zeit nach der Geburt des Elitloppet galt der Copenhagen Cup, 1928 als Internationale Meisterschaft von Kopenhagen begründet - erste Sieger waren die von Charlie Mills gesteuerten Guy Bacon und Walter Dear (zweimal) -, als das internationale Renommierrennen Nordeuropas. Namen wie Frances Bulwark, Gélinotte, Hairos II, Roquépine, Jorky, Idéal du Gazeau, Pershing, SJ’s Photo, Moni Maker, Zoogin, Victory Tilly haben dieser einst weltweit renommierten Mittelstreckenprüfung über 2011 Meter oder 1¼ Meilen ihre Stempel aufgedrückt.
2018 auf nur noch 750.000 dänische Kronen abgeschmolzen, gab’s heuer den nächsten und sehr krassen Einbruch: Trotz lediglich 500.000 DKR Gesamt-Dotation (ca. 67.000 Euro) - Nu Pagadi hat 2010 für seinen Triumph allein deren 625.000 erhalten - behielt der „Cup“ seinen Gruppe-I-Status und konnte drei Italiener begrüßen, die, hätte das Corona-Virus ihrer Heimat nicht extrem zugesetzt und den Rennsport über den heutigen Tag hinaus lahm gelegt, wohl kaum den weiten Ritt über die Alpen angetreten hätten.
Letztlich waren es dann nur zwei, denn der fiebrige Arazi Boko musste als Gocciadoros zweite Farbe die Boxe hüten, wodurch Jos Verbeeck zumindest für den „Cup“ arbeitslos war. Aufreißer war zweifellos Zacon Gio, jener von Antonio Somma gezüchtete Fünfjähriger, der seine überragende Saison 2019 mit dem Triumphmarsch durch den International Trot, die einst inoffizielle Weltmeisterschaft der Mittelstreckler in Yonkers / New York, beendet, sich beim ersten Auftritt 2020 am 6. März hungrig wie eh und je präsentiert hatte und mit insgesamt 13 Siegen am Stück als haushoher Favorit in die dänische Metropole gekommen war. Und es schien alles nach Plan zu laufen für Holger Ehlerts neuen Superstar, den Roberto Vecchione von der „5“ mit halb angezogener Handbremse losließ.
Um die Spitze balgten sich Makethemark, der von der „1“ die Pole Position nicht halten konnte gegen den irrwitzig losfegenden Milligan’s School (4). Der US-Boy in Diensten Stefan Melanders war, kurz nachdem Generaal Bianco gesprungen war, ausgangs des ersten Bogens endlich vorn, hatte aber nichts gegen eine freundliche Übernahme durch den sofort nach außen dirigierten Makethemark einzuwenden, die in Kurve zwei perfekt war. Innen folgten Chianti, der von Johan Untersteiner rasch wieder auf Vordermann gebrachte Generaal Bianco und Dänemarks einziger Matador Apapmand. Außen wehte Zacon Gio vor Heart of Steel, Mister F Daag und Vitruvio der bei einer 1000-Meter-Partiale von 1:13,4 gar nicht so kalte Fahrtwind um die braune Nase.
Kurzer Tritt aufs Gaspedal, kurzer Blick herüber zu Ulf Ohlsson, der augenscheinlich keine Lust verspürte nach der herben Anfangsphase mit Makethemark gegenzuhalten - eingangs der dritten Kurve übernahm der Favorit in strammer Haltung das Zepter, womit die Dinge ihren geplanten Lauf zu nehmen schienen. Umso mehr, als Vitruvio wie schon vor einem Jahr in Oslo-Bjerke in der letzten Biege sprang. Anders als damals, als er in einem furiosen Speedwirbel den Oslo Grand Prix dennoch aus dem Feuer riss, waren alle Chancen des Gocciadoro-Schützlings perdü, denn nun ging‘s richtig fetzig zur Sache. Völlig überraschend war Zacon Gio zu Beginn der Zielgeraden schwer in Nöten. Alle Finishkünste Vecchiones liefen ins Leere - mit der Vergabe der Treppchen-Plätze hatte der Ruty-Grif-Sohn nichts mehr zu tun.
Es wurde ein mitreißendes Hauen und Stechen um jeden Zentimeter, aus dem sich Heart of Steel trotz der Todeslage haarscharf als Primus vor Milligan’s School, der sich erst seinen Weg von ganz innen in Spur drei bahnen musste, und seinem Schatten Mister F Daag herausschälte, der in dieser Garnitur eine vorzügliche Vorstellung gab. Eine Länge zurück konnte Zacon Gio von Glück sagen, dass Makethemark erst spät in Spur zwei gelangte und dort nach vorn keinen wirklichen Freiraum fand, sonst hätte es nicht mal zu Platz vier gereicht. Zwei Längen dahinter ergatterte Apapmand für die Gastgeber die kleinste Prämie.
Dieser Sieg war Balsam auf die Seele Peter Untersteiners, dem in letzter Zeit in wichtigen Prüfungen nicht allzu viel gelungen war. Große Stücke hält er von dem „stahlharten Niederländer“, den er im August 2018 von Rob de Vlieger übernommen hatte, seit Mitte des Vorjahrs, als der damals Fünfjährige zu fünf Siegen am Stück gerannt war und der gebürtige Österreicher nicht nur einmal verkündet hatte, er könne ihn sich sehr gut im Elitloppet vorstellen.
Auf diese Linie schwenkte er beim Siegerinterview ein: „Er war richtig knurrig und voll motiviert. 600 Meter vorm Ziel schien mir, dass Vecchione bei Zacon Gio erstmals nachfassen musste, während ich mit vollen Händen saß. Ich dachte mir schon, dass Heart of Steel noch einen Gang zulegen könne, aber dass er so gut drauf ist, hat selbst mich überrascht. Er liebt den Wettkampf. Ich hoffe sehr, wir werden eingeladen. Ein niederländisches Pferd im Elitloppet - das hat man nicht alle Tage. Für mich wäre es das erste selbst trainierte Pferd in Schwedens bedeutendstem International - der Traum eines jeden schwedischen Fahrers und Trainers würde wahr!“
Copenhagen Cup (Gruppe I int.)
2011m Autostart, 500.000 DKR
1. Heart of Steel 12,3 Peter Untersteiner 267
6j.br. Wallach von Cantab Hall a.d. Angel Heikant von Open the Sky
Be / Zü: Merwestaal Moerdijk BV (Michel de Bruyn), NL; Tr: Peter Untersteiner
2. Milligan’s School 3. Mister F Daag 4. Zacon Gio 5. Makethemark 6. Apapmand 7. Chianti 8. Generaal Bianco 9. Vitruvio |
12,3 Ulf Eriksson 12,3 Robin Bakker 12,4 Roberto Vecchione 12,4 Ulf Ohlsson 12,6 Jeppe Rask 12,8 Björn Goop 13,5g Johan Untersteiner 13,9g Alessandro Gocciadoro |
156 261 16 37 247 256 684 59 |
Sieg: 267; Richter: Kampf k.Kopf - Kopf - 1 - Hals - 2 Längen; 9 liefen (NS Arazi Boko / Fieber)
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 13,4/1000m
Wert: 250.000 - 115.000 - 60.000 - 30.000 - 25.000 - 20.000 DKR