Den Traum brillant verwandelt

Vincennes, Freitag, 13. Oktober 2023. Die richtige Spürnase hatten die Wetter zur späten Vincenner Stunde im finanziellen Hauptereignis, dem Prix Edmond Henry für fünfjährige einheimische Sattelspezialisten, was die Revanche von I Can Dream an Ina du Rib betrifft.
Am 25. Juni hatte die Schwarzbraune der Abrivards im Prix de Normandie der Kategorie I glasklar den Kürzeren gezogen gegen „Monsieur Monté“ Joël Hallais‘ Uhlan-du-Val-Tochter. Nach knapp viermonatiger Pause für beide, sieht man von einem uninspirierten Auftritt Inas vorm Sulky in Le Mans ab, drehte Alexandre Abrivard den Spieß im Zickenkrieg zwischen den Beiden sicher um. Das lag trotz des 2.700 Meter weiten Weges in erster Linie am Start, den sein Schützling sehr viel besser hinbekam und sich hinter dem pfeilschnell in Front geschossenen Ies We Kan ein ideales windschattiges Plätzchen sicherte.
Ina du Rib indes kam nur an vorletzter Stelle des nach dem frühen Ausfall von Idéa des Vallons, Iliade Mésloise und der weiterhin nach ihrer Form suchenden zweifachen klassischen Siegerin Intuition auf sieben Aspiranten geschrumpften Pulks unter, der auf der ersten Hälfte wie an der Perlenkette aufgereiht lief. Dann fasste sich Jean-Loïc Claude Dersoir ein Herz, tastete sich allmählich in vordere Sphären und bekam am Ende der Steigung mit In Love du Choquel gar eine erstklassige Lokomotive, die ausgangs der Schlusskurve an der Flanke I Can Dreams aufkreuzte.
„In der Box“ zu halten vermochte er I Can Dream jedoch nicht, die problemlos aus der Zwickmühle entfleuchte und leichtfüßig zum achten Triumph aus 19 Versuchen segelte, der ihr Konto auf 322.005 Euro hob. Eine Länge dahinter hatte Ina du Rib den wegen mäßiger Gangart nach „Enquête“ disqualifizierten Ies We Kan voll im Griff, so dass In Love du Choquel für seine schneidige Vorstellung mit dem dritten Scheck belohnt wurde.
Für Inès des Rioults galt wie immer: stets ordentlich dabei, aber selten sieggefährlich. Als Ina du Ribs ständiges Anhängsel langte es für die aus 42 Starts lediglich vierfache Siegerin zu Rang vier; die wie ein Eichhörnchen fleißig die kleinen Nüsse sammelnde Fuchsstute ist mit dieser „Taktik“ schon bei 473.760 Euro angekommen.
Hatte Alex Abrivard bereits im Vorjahr dieser Aufgabe mit Hanna des Molles seinen Stempel aufgedrückt, so war’s für das vermeintlich schwache Geschlecht nach zuvor Dynasty Péji, Etoile de Bruyère und Granvillaise Bleue der fünfte Treffer en suite in diesem Halbklassiker.
Prix Edmond Henry - Monté - (Gruppe II nat., fünfj. Hengste & Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. I Can Dream 13,9 Alexandre Abrivard 24
5j. schwbr. Stute von Ubriaco a.d. North America von And Arifant
Be / Tr: Laurent-Claude Abrivard; Zü: Louis Baudron
2. Ina du Rib 14,0 Jean-Loïc Claude Dersoir 37
3. In Love du Choquel 14,3 François Lagadeuc 110
4. Inès des Rioults 14,4 Benjamin Rochard 84
5. It’s My Dream 14,4 Damien Bonne 410
6. Irina de Bailly 14,5 Mathieu Mottier 580
Ies We Kan 3.dai Eric Raffin 74
Idéa des Vallons dis.r. Guillaume Martin 430
Iliade Mésloise dis.r. Victor Saussaye 400
Intuition dis.r. Adrien Lamy 140
Sieg: 24; Richter: sicher 1 - (3) - 1 - 1¼ - Kopf - 2 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,5/1200m - 13,9/1700m - 14,9/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 (- 1.200) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-13/7500/5
Endlich Filwell
Richtig Schliff hat derzeit Camille Levesque. Am Samstag in Caens Saint Léger hatte sie mit Familienpferd Kandora Bella den dritten Gruppe-I-Triumph an ihre Fahne geheftet, Zum Abschluss der Soirée, die wegen des im ersten Rennen fahrerlos gewordenen Staro Mojito mit 35 Minuten Verspätung begonnen hatte, ließ sie im Prix Gordonia die durch die legendäre Roquépine weltweit berühmt gewordenen gelben Farben mit dem schwarzen Lothringer Kreuz erneut taghell leuchten.
Auf dem 2.850 Meter weiten Weg war Filwell, nicht unbedingt einer der rasantesten Beginner, nach einer taktischen Meisterleistung seiner „Obfrau“ ganz in seinem Element, obwohl er für die zwei Runden auf der kleinen Piste lange im Hintertreffen herumlavierte. In dem Mammutfeld, aus dem sich Disco des Molands, Happy and Lucky zeitig und Fulton sowie Eberton in der zweiten Runde im Galopp empfahlen, war diese Strategie nicht ganz ungefährlich, doch die 35-jährige Stilistin wusste genau, welches Pfund sie unterm Allerwertesten hatte.
Als es das zweite Mal auf die Überseite ging, machte sie ihrem Partner Dampf, der darauf nur gelauert zu haben schien. Im Sauseschritt düste er am eine Runde zuvor auf den Kommandostand gespritzten Figaro de Larré vorbei und ließ dem „Friseur“ nicht den Hauch einer Konterchance. Nach drei Monté-Ehrenplätzen in Folge langte es für den Qwerty-Wallach aus Zucht, Besitz und Training des Herrn Papa in grandiosen 1:12,0 zum 17. Sieg aus 65 Versuchen, mit dem sein Gehaltsstreifen auf 514.810 Euro wuchs.
Schwer geputzt wurde der frische Sattelsieger Granit Mélois, der als Ärmster erkennen musste, dass die fast doppelt so Reichen nicht im Handstreich vom Hof zu jagen sind. Wie Filwell anfangs in der Nachhut untergekommen, hatte der Fuchswallach im Schlussbogen einen sehenswerten Moment, den er nicht durchstand und mit Platz sechs zufrieden sein musste.
Prix Gordonia - Monté- (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 675.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Filwell 12,0 Camille Levesque 21
7j.br. Wallach von Qwerty a.d. Régence von Insert Gédé
Be / Zü / Tr: Pierre Levesque
2. Figaro de Larré 12,3 Benjamin Rochard 91
3. Esperanza Idole 12,4 Jean-Yann Ricart 160
4. Django du Bocage 12,5 Mathieu Mottier 230
5. Fine Perle of Love 12,9 Nathalie Henry 260
6. Granit Méslois 12,9 Victor Saussaye 140
7. Dimo d’Occagnes 13,2 Eric Raffin 350
8. Dénicheur de Vif 13,8 Guillaume Martin 430
9. Evariste du Bourg 19,2 Pierre-Yves Verva 710
10. Dynasty Péji 30,5g Damien Bonne 990
Echo de Chanlecy dis.r. Paul-Philippe Ploquin 240
Happy and Lucky dis.r. Adrien Lamy 140
Fulton dis.r. Alexandre Abrivard 51
Disco des Molands dis.r. Florian Desmigneux 1970
Eberton dis.r. François Lagadeuc 740
Sieg: 21; Richter: überlegen 5 - 2 - 1 - 6 - k.Kopf - 4 Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 11,9/1850m - 11,7/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-13/7500/7
Interessantestes Match aus deutsch-holländischer Sicht war der mit dem Auto gestartete und folglich über 2.100 Meter führende Prix Paulina für Dreijährige, die keine 42.000 Euro verdient hatten und den Michel Rothengatter mit Nortolanda, der überlegenen Siegerin einer deutschen Dreijährigen-Serie, von der „2“ am schwungvollsten begann.
Lange ließ allerdings der Italienische Co-Favorit Enzo Jet mit Alessandro Gocciadoro nicht auf sich warten, und als sich bergauf der bei drei Auftritten noch unbezwungene Face-Time-Bourbon-Sohn Kirghize Speed an seine Seite gesellte, gaben die beiden Gemeinten den bis dahin unerhört schneidigen Ton an. 1:06,1 nach 1.000, 1:09,8 nach 1.500 Metern waren dann allerdings doch ein bisschen zu üppig für die beiden Streithähne.
In dritter Spur hatte Robin Bakker mit dem Hamburger TCT-Gold-Cup-Sieger Krak d’Azur seinen großen Auftritt und sah eingangs der Zielgeraden wie der Sieger aus. Noch einen Tick besser konnte es der hinter Kirghize Speed, der letztlich mit der kleinsten Prämie abgespeist wurde, blendend aufgehobene Enaoz.
Mit dem Victor-Gio-Wallach gab Mario Minopoli jr dem Hagoort-Schützling locker um eine Länge das Nachsehen und wurde nach 1:12,2 zu 1:12,3 um 23.400 Euro reicher. Krak d’Azur (1:12,3) erhielt 13.000 Euro. Die von Louis Baudron fürs deutsche Gestütbuch gezüchtete Southwind-Frank-Tochter Last Chance führte Alex Abrivard zu Rang drei (1:12,5) und 7.280 Euro vor Nortolanda (1:12,6), die als Vierte 4.160 Euro einstrich. Enzo Jet landete auf Platz zehn.
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-13/7500/6