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Den Favoriten ausgelacht

Feliciano in Laval souverän © letrot.com
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Frankreich

(nn) Laval (Vincennes), Samstag, 6. Juni 2020. Wie schon bei der „Réunion“ rund um den Prix Victor Cavey, die von Vincennes nach Laval verlegt wurde, durfte sich die Hauptstadt der Mayenne erneut als Ersatzspielort über einen Renntag auf Gruppe-II-Niveau freuen.

Sahnehäubchen auf dem abwechslungsreichen Nachmittag mit einer bunten Mischung aus drei Gruppe- und zwei weiteren internationalen Prüfungen war der Prix Chambon P, dem ein Millionär seine Aufwartung machte. Mit Cleangame trat der beste aktive Wallach der Welt als 15:10-Tipp des Tages an - und wurde eiskalt abserviert.

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Enino du Pommereux ließ Cleangame keine Chance © letrot.com

Einmal mehr bestätigte sich, dass Jean-Michel Bazires Pferde nach Ende des Corona-Stopps noch längst nicht in jener überragenden Form sind, mit der sie dem Quartier des amtierenden Trainerchampions über Winter einen neuen Rekord an Meeting-Siegen beschert hatten, was andererseits wenig verwunderlich ist.

Fast selbstverständlich nahm der „Maître“ seinen „Spezi“ höchstselbst an die Kandare und ließ ihm für die zwei Runden lange auf dem äußeren Gleis hinter Délia du Pommereux und Bahia Quesnot einen verdeckten Verlauf angedeihen.

Ganz anders verfuhr Matthieu Abrivard, der Enino du Pommereux, das jüngste der drei Geschwister - Délia und Clif du Pommereux funktionierten diesen Samstagnachmittag nach dem Willen ihres Ausbilders Sylvain Roger zu einer Art Familientreffen um -, sofort an die Spitze beorderte, wo der sehr gehfreudig wirkende Coktail-Jet-Sohn vor Vipera Killer Gar, Clif, Valokaja Hindö, Dexter Fromentro und Etoile de Bruyère seine ungestörte Bahn zog. Anzi des Liards hatte sich mit einem katastrophalen Startfehler sofort aus dem Match katapultiert.

Für die Schlussrunde wechselte die äußere Führungsposition nicht etwa an Cleangame, den „JMB“ weiterhin im Versteck hielt, sondern an Bahia Quesnot. Erst zu Beginn der letzten Überseite machte Bazire Dampf, doch richtig an die Gurte kam er Enino du Pommereux nie. Kaum hatte er den Sieger des Vierjährigen-Kriteriums in Sichtweite, legte der eine deftige Schippe drauf, und auch das Einparken in dessen Windschatten nützte Cleangame nichts. Sein Schlussangriff prallte an dem Sechsjährigen ab wie Wassertropfen an einer Teflonbeschichtung.

Der elfte Sieg des Roger-Hengstes, der sein Konto auf 859.280 Euro voranbrachte, kann bei 3½ Längen Vorsprung guten Gewissens  als „überlegen“ betitelt werden. Cleangame seinerseits war für die „Ehre“ samt 21.250 Euro weit vor einer Délia du Pommereux im sicheren Hafen, die wohl auch ohne den in der finalen Kurve von Franck Nivard meisterhaft abgefangenen Mini-Fehler nicht weiter vorn gelandet wäre.

Vipera Killer Gar nutzte kürzeste Wege zu Platz vier vor der unverwüstlichen Bahia Quesnot, die 500 Meter vorm Ziel schon am Ende ihrer Kräfte schien, sich jedoch noch einmal aufrappelte und mit 4.250 Euro der runden Million ein kleines Stück näher kam. 965.996 Euro hat die Unermüdliche nun auf dem Kerbholz, die selten gewinnt, aber auf hohem und höchstem Level fast immer für eine Prämie gut ist. Als Siebter zahlte auch Clif du Pommereux ein kleines Scherflein in die Familienkasse ein.

„Er war einfach großartig - wie schon im ‚Ducs de Normandie‘, und vielleicht sogar ein bisschen zu gehfreudig. Enino mag halt die flachen Pisten, wenngleich er auch in Vincennes geglänzt hat. Gegenüber packte er unter Cleangames Druck prima an, im Schlussbogen konnte er etwas durchschnaufen, der Rest war ein Kinderspiel“, strahlte Matthieu Abrivard.

„Rundum beschlagen, muss sich Cleangame gegen einen blendend aufgelegten Enino ob der Niederlage nicht schämen. Bereits auf der letzten Gegengeraden hatte ich das Gefühl, es würde nichts mit dem 34. Sieg. Auf dem Plateau de Gravelle ist er meiner Meinung nach stärker, doch Enino hat sich heute einfach grandios präsentiert“, war „JMB“ mit der Leistung seines Schützlings „d’accord“.

Prix Chambon P (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
2875m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1.    Enino du Pommereux    12,4    Matthieu Abrivard    48        
    6j.br. Hengst von Coktail Jet a.d. Noune du Pommereux von Halimède
    Be / Zü: Noël Lolic; Tr: Sylvain Roger

2.    Cleangame 
3.    Délia du Pommereux   
4.    Vipera Killer Gar   
5.    Bahia Quesnot
6.    Blues des Landiers  
7.    Clif du Pommereux   
8.    Very Joy   
9.    Valokaja Hindö   
10.  Etoile de Bruyère 
11.  Dexter Fromentro   
12.  Anzi des Liards  
12,7    Jean-Michel Bazire   
13,1g   Franck Nivard   
13,2    Jérémy-Gaston Van Eeckhaute   
13,4    Junior Guelpa   
13,6    Dominique Chéradame   
13,6    David Thomain   
13,7    Vitale Ciotola   
14,0    Nicolas Bazire   
14,8    Charles Dreux   
15,7    Thomas Levesque   
17,3g   Romain Derieux   
15
74
940
110
1420
890
1480
610
1670
1620
240

Sieg: 48; Richter: überlegen 3½ - 6 - 1½ - 3 - 1½ - ½ - 1½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-06-06/7500/7

Brillant abgestaubt

14 einheimische Fünfjährige kreuzten im Prix Louis Jariel in Abwesenheit von Amérique-Sieger Face Time Bourbon die Klingen, um zum Nachfolger von Cracks wie Bold Eagle, Carat Williams oder im Vorjahr Eugenito du Noyer zu werden. Am Ende machten die drei Favoriten in etwas anderer Reihenfolge als vom Schwarm der Wetter prognostiziert die Stockerlplätze unter sich aus, dessen höchste Stufe Feliciano als eleganter Abstauber erklomm und mit dem elften Karrieresieg nun 517.590 Euro reich ist.

Bis zu dieser Latte hat Flèche du Yucca, Späteinsteigerin in den großen Zirkel und mittlerweile zur besten Stute ihrer Generation gereift, rund 200.000 Euro Luft, doch ein Zacken aus ihrer Krone ist der 33:10-Favoritin beim Ehrenplatz nicht gebrochen. Schließlich servierte die Prodigious-Tochter durch die Todesspur den lange führenden Frisbee d’Am ab und hatte nur gegen den Allaire-Schützling, den David Thomain aus der Deckung punktgenau einsetzte, gar keine Chance.

Hellwach waren die Gemeinten allesamt zu Beginn der etwas mehr als 1½ Runden. Firello war am schnellsten auf den Beinen, doch kaum hatte Frisbee d’Am ihn am Regie-Pult abgelöst, sprang sich Jean-Michel Bazires Schützling um Kopf, Kragen und die weitere Teilnahmeberechtigung. Dadurch rückte die ebenfalls zügig loslegende Flèche du Yucca in den Windschatten des Piloten und hatte Feliciano, Favorite Fligny, Fine Colline, Fighter Smart und Fun Quick hinter sich. Außen schwang der im Attelé wie Monté erfolgreiche Feeling Cash das Zepter vor Foxtrot Sea und Freyja du Pont, kam jedoch nach einem Kilometer in der zweiten Kurve schwer aus dem Takt.

Mitte der Überseite dirigierte Jean-Philippe Dubois seinen braunen Pfeil in die Todeslage - eine Vorlage, die Thomain dankend annahm und sich rigoros ankoppelte. Auf der langen Zielgeraden war alles ganz simpel: Flèche du Yucca ließ den enttäuschend wenig Widerstand leistenden Frisbee d’Am ebenso ruckzuck links liegen, wie Feliciano, der große Schwarzbraune mit der langen Blesse, locker rechterhand an ihr vorbeistiefelte.

Für Platz vier musste Fine Colline, die Ärmste der 14, erst eine Gangart-„Enquête“ überstehen. Die mit einem 500.000-Euro-Jackpot gespickte Quinté-Wette machte die Riesenaußenseiterin Favorite Fligny fett, die Foxtrot Sea um einen Hauch in Schach hielt.

„Feliciano hat an Reife und Kraft gewonnen. Das letzte Mal hab ich ihn nicht gut vorgetragen - das war eindeutig mein Fehler. In drei Minuten kannst du kaputt machen, was andere über Monate mühevoll aufgebaut haben. Heute wollte ich ihn aus der Deckung fahren und hatte nach Feeling Cashs Fauxpas im Rücken von Flèche du Yucca alles passend. Auf der Zielgeraden hat er beschleunigt, wie es nur Klassepferde können“, begeisterte sich Thomain.

Prix Louis Jariel (Gruppe II nat., fünfj. Hengste & Stuten)
2225m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1.    Feliciano    12,3    David Thomain    53
    5j.schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Ravanella von Jain de Béval
    Be / Zü: Ecurie des Charmes; Tr: Philippe Allaire

2.    Flèche du Yucca  
3.    Frisbee d’Am  
4.    Fine Colline  
5.    Favorite Fligny  
6.    Foxtrot Sea  
7     Fighter Smart 
8.    Freyja du Pont   
9.    Filou l’Auvergnier   
10.  Fun Quick  
11.  Flore de Janeiro  
      Firello   
      Fakir du Lorault   
      Feeling Cash   
12,5    Jean-Philippe Dubois   
12,8    Alexandre Abrivard   
12,9    Matthieu Abrivard   
13,1    Gabriele Gelormini   
13,1    Cédric Mégissier   
13,3    Mathieu Mottier   
13,3    Nicolas Bazire   
13,5    Anthony Barrier   
13,6    Maik Esper   
15,0    Adrien Blandin   
dis.r.    Jean-Michel Bazire   
dis.r.    Franck Nivard   
dis.r.    Eric Raffin   
33
44
350
1440
470
880
300
240
920
1480
71
160
97

Sieg: 53; Richter: leicht 1½ - 3 - 2 - 1½ - Kopf - 2 Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-06-06/7500/3

Der Senior wie ein junger Hüpfer

Was den 2017 geborenen Herren der Schöpfung gestern der von Heaven’s Pride gewonnene Prix de Gien in Rouen-Mauquenchy, war den Ladys der Prix d’Istres der Kategorie III um nur noch 60.000 statt vor der Corona-Krise geplanten 70.000 Euro. Bazires maue Form setzte sich ungebremst fort. Seine Favoritin Hatha Josselyn warf sich am Start im Galopp zur Seite, fädelte bei Hermine Girls Sulky ein, kippte den „Chef“ aus dem Wagen und drehte ein paar einsame Runden, bevor sie eingefangen und als Nichtstarter in den Stall entlassen wurde. Glück im Pech für „JMB“, der rasch wieder auf den Beinen war.

Headline

Headline und Jean-Pierre Dubois © letrot.com

Beim gültigen Ab ergriff Halowie Renardier sofort den Taktstock und brachte das Feld vor Harvest Home und der 750 Meter vor Schluss in Spur zwei vor Headline dirigierten Hermine Girl auf die Zielgerade, wo sie gründlich baden ging und bis auf den neunten und letzten Platz zurückfiel. Lange frohlocken durfte Christophe Lebissonais auf seinen 56. Treffer „lifetime“ jedoch nicht. Ein 79-jähriger Haudegen machte ihm einen dicken Strich durch die Rechnung, und das überaus leicht. Jean-Pierre Dubois schrieb mit seinem 1.394. Treffer allein in Frankreich mal wieder eine seiner unendlich vielen Headlines mit der gleichnamigen Stute.

Die Tochter der 1,6-fachen Millionärin Mara Bourbon flitzte locker zum dritten Sieg in Folge und fünften der Karriere. Blass blieb die zur Favoritin erkorene Beautiful Colibri aus dem Allaire-Quartier, die ihren fulminanten Einstandssieg in Frankreich vom 29. November im Prix Vourasie erneut nicht bestätigen konnte. Der von Ready Cash gezeugte italienische Kolibri schwebte, hinter Headline optimal postiert, lediglich auf Rang fünf ein.

Prix d‘Istres (Gruppe III int., dreij. Stuten, keine 85.000 Euro)
2875m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1.    Headline    15,9    Jean-Philippe Dubois    43    
    3j.schwbr. Stute von Brillantissime a.d. Mara Bourbon von And Arifant
    Be: Jean-Pierre Dubois; Zü: Ec. Dream with me (Jean-Pierre Dubois); Tr: Kevin Vanderschelden

2.    Hermine Girl  
3.    Hirondelle Sibey
4.    Harvest Home
5.    Beautiful Colibri  
6.    Harley de Laumac  
7.    Haloya de Visais  
8.    Hytte du Terroir   
9.    Halowie Renardier 
      Hôtesse Darling   
      Harrah Dibah   
16,0    Christophe Lebissonais   
16,1    Eric Raffin   
16,1    Franck Nivard   
16,2    David Thomain   
16,3    Sébastien Ernault   
16,4    Guillaume Marin   
16,4    Alexandre Abrivard   
16,8    Alexis Prat   
dis.r.    Matthieu Abrivard   
dis.r.    Yoann Lebourgeois   
540
37
110
28
94
770
420
670
220
310

Rennen nach 1. Startversuch abgeläutet, weil Hatha Josselyn mit Hermine Girl kollidierte und fahrerlos wurde
Sieg: 43; Richter: leicht 1 - 2 - ¾ - 1 - ¾ - 1½ Längen; 11 liefen (NS Hatha Josselyn / fahrerlos zurückgezogen)
Zw-Zeiten: keine
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-06-06/7500/8

Vorerst sind Trabrennen in Vincennes bis einschließlich 19. Juni ausgesetzt, an dem Rouen-Mauquenchy der Part des Ersatzortes zugedacht ist. Man hofft inständig, dass die derzeit in Frankreich wieder steigenden Corona-Neuinfektionen bis dahin rückläufig sind, so dass das Plateau de Gravelle am 21. Juni seine Tore zumindest für Pferde, Fahrer und Stallpersonal öffnen kann.

Dann nämlich steht der Großkampftag des Frühjahrsmeetings mit vier Gruppe-I-Prüfungen - Prix d’Essai, Prix du Président de la République, Prix René Ballière und  Prix Albert Viel - vor der Tür, den man äußerst ungern irgendwo ins provinzielle Nirgendwo abgeben möchte, obwohl hier wie dort vor leeren Rängen gelaufen würde.