Das goldene Wochenende des Mikkel Lönborg

Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 27. August 2023. 1996 hatte sich sein Vater Henrik mit Wee Hjordal auf der Ehrenliste des seit 1898 ausgetragenen und damit ältesten der nordischen Blauen Bänder verewigt. An diesem Sonntag tat es ihm sein Sohn Michael Lönborg mit 100:10-Außenseiter Holger Danske im Dansk Trav-Derby gleich.
Fürwahr ein goldenes Wochenende für den seit 2010 als Trainer in Aarhus lizensierten 37-jährigen, der sich tags zuvor als „Appetitanreger“ mit dem vierten Sieg der Broadway-Hall-Tochter Harper das Hoppe(Stuten)-Derby samt 537.000 DKR gesichert hatte. Aktuell stehen lediglich 22 Traber auf seiner Trainingsliste.
Schon vor der Zieldurchfahrt begannen bei „Mikkel“ Freudentränen zu fließen, der zum Auftakt der über die ATG abgerechneten V75 mit Eddie the Eagle schon mal im Winner Cicle Maß genommen und den SJ’s-Photo-Sohn nicht zum Absturz, sondern zum siebten Sieg in Folge chauffiert hatte: „Das ist alles unwirklich - ich bin ziemlich geplättet. Es lief wie im Traum. So und nur so, nämlich aus der Deckung, konnte dieser Coup gelingen. Mein Pferd wurde stärker und stärker - und dann ging die Tür zum goldrichtigen Zeitpunkt ausgangs der letzten Kurve sperrangelweit auf. Da wusste ich, nichts würde uns bremsen können.“
Das Pferd war der mit sieben Siegen, darunter jenem am 11. August im über 2.500 Meter führenden Vorlauf und zwei Ehrenplätzen (einer davon zu Twin Peak), aber nur popeligen 174.507 Kronen ins 3.000-Meter-Derby gegangene Holger Danske, von Lönborg selbst gezüchtet und im Besitz von Bengt Adielsson, dem Bruder Hans Adielssons. Bei dem war Michael Lönborg in Jägersro in die Lehre gegangen und hatte das nötige Rüstzeug für seinen Beruf erhalten - wie unter anderem dessen Sohn Erik.
Für die Favoritenwetter begannen die drei Runden im ehrwürdigen „Lunden“ mit einer Schrecksekunde: Harpy (5) sprang Robert Bergh aus der Hand und verlor rund 60 Meter auf die von Henrik Will (3) vor Holger Danske (6), Hnokki Speed (2). Hugo Tröjborg (1) und Hollywood Stone (12) gebildete Spitze. Zu Berghs Glück trat Ken Ecce voll auf die Bremse, so dass er mit dem Bar-Hopping-Sohn nach 800 Metern zumindest den Anschluss ans elfköpfige Feld herstellen konnte.
Die Bummelei lockte nach 1½ Runden Howlingatthemoon und Hardcore in die Offensive, die in dritter Spur rasch vorankamen und den wenig später anspringenden Hipster als äußeren Führungsspieler ablösten. Das ermöglichte Bergh, sich in Spur zwei zu orientieren, wo er nach zwei Runden zur Attacke blies und mit enormem Zwischenspurt an die Flanke des Leaders rauschte. Dem immensen Kraftakt zum Trotz gab der 23:10-Favorit kein Stück nach und sprengte gemeinsam mit Henrik Will das Feld: Ernsthaft dran zu bleiben vermochten lediglich der im Schlussbogen hinter Harpy dirigierte Holger Danske sowie der innen bleibende Hugo Tröjborg.
An der letzten Ecke wollte „Henrik“ nicht mehr und sprang sich aus der Party, womit Harpy in die Vorhand kam. Das alles war nichts gegen das Fass, das Holger Danske aufmachte. Weit vor der Linie mit einem halb ungläubig jubelnden Lönborg im Sulky war er auf der bombensicheren Seite. Am doch ein bisschen müden moralischen Sieger Harpy, der ein gerüttelt Maß beitrug, dass dies nach 2015 (Winston Sisa, 1:13,3) und 2021 (Festival of Speed, 1:13,9) das drittschnellste dänische Derby aller Zeiten war, raufte sich aus der zweiten Abteilung mit viel Verve auch Riesenaußenseiter Hollywood Stone noch vorbei.
Dank der Præmiechancen explodierte Holger Danskes Konto auf 1.089.507 DKR.
Dansk Trav Derby - Finale - (Gruppe I nat., Vierjährige)
3000m Autostart, 1.258.000 DKR
1. Holger Danske* 14,0 Michael Lönborg 100
4j.br. Hengst von SJ’s Caviar a.d. Dejah Thoris von Gift Kronos
Be: Firma Bengt Adielsson; Zü / Tr: Michael Lönborg
Pflegerin: Christina Olsson
2. Hollywood Stone 14,1 Nicklas Korfitsen 924
3. Harpy* 14,1g Robert Bergh 23
4. Hugo Tröjborg 14,2 Bo Westergaard 365
5. Hnokki Speed* 14,5 Birger Jörgensen 70
6. Howlingatthemoon 14,6 Jan Dahlgaard 95
7. Heavenly Stone 14,8 Knud Mönster 413
8. Hero Boom Bay* 14,9 Kasper Andersen 311
9. Harboe 15,8 Jeppe Rask 317
10. Hipster 16,5g Steen Juul 117
11. Hardcore 17,6 Johan Untersteiner 290
Henrik Will* dis.r. Ken Ecce 64
*Vorlaufsieger am 11. August über 2.500 Meter
Sieg: 100; Richter: leicht 1½ - 1 - 1½ - 4 - 1 - k.Kopf - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeite16,7/1000m
Wert: 915.000 (statt 610.000) - 462.500 (305.000) - 146.000 - 109.500 (73.000) - 73.500 (49.000) - 55.500 (37.000) – 28.500 (19.000) - 19.000 DKR
Video: https://www.youtube.com/watch?v=rzhonoOzTic
Eine in jeder Hinsicht perfekte Generalprobe für den geplanten Auftritt im International Trot in 14 Tagen lieferte der vorjährige Derby-Sieger Get a Wish im Rex the Great Löb über 1.600 Meter ab. Im breiten Kampf um die Spitze wimmelte er von der „2“ unter anderem Raket Brodde ab, der als äußerer Begleiter rasch von Emoji abgelöst wurde. Doch auch der spielte nur so lange mit, bis Bo Westergaard im Schlussbogen das ganz große Blatt auflegte.
Wie ein tiefer gelegter Sportwagen fegte Get a Wish durch die Kurve und spielte spätestens auf der Zielgeraden in einer eigenen Liga. Überlegen vier Längen voraus feierte der Wishing-Stone-Sprössling in 1:10,1 den 13., mit 100.000 DKR honorierten Sieg und wird am 9. September auf dem 800-Meter-Oval von Yonkers bei 1.852.301 DKR als vermutlich Ärmster mit Etonnant, Vivid Wise As & Co die Klingen kreuzen.
Ordentlich zog sich Deutschlands Derby-Sieger 2021 Lorens Flevo im mit 13 Gespannen wohl gefüllten Stayerlöb aus der für ihn 2.990 Meter langen Affäre. Joakim Lövgren brachte den Fuchs im fünften Paar innen unter, lavierte ihn 600 Meter vorm Ziel in Spur zwei und schien lange für Platz drei in Frage zu kommen. Den entriss ihm mit den letzten Schritten Stonefire, so dass ihm nur 10.000 DKR gutgeschrieben wurden.
Gar nichts zu löten war gegen den von der 2.950-Meter-Grundmarke abgehenden Glad Nock, der mit Dauerbrenner Steen Juul seine ebenso einsamen wie unbeirrten Kreise zog und nach 1:14,7 um 75.000 DKR reicher war. Es war der 17. Volltreffer des fünfjährigen SJ’s-Photo-Sohnes, der am Totalisator für 2,6-fache Sieg-Odds zu haben war.
V75-1 (-): Eddie the Eagle / Michael Lönborg 37
V75-2 (Derby-Tr.): Houdini Shadow / Birger Jörgensen 51
V75-3 (Sprint): Get a Wish / Bo Westergaard 21
V75-4 (3jähr.): Boscha Diablo / Johan Untersteiner 23
V75-5 (Stayer): Glad Nock / Steen Juul 26
V75-6 (Derby): Holger Danske / Michael Lönborg 100
V75-7 (-): Pharagraf / Gustav Johansson 108
Umsatz V75: 18.850.300 SEK
1. Rang: 321,1 Systeme à 15.260 SEK
2. Rang: 169 SEK
3. Rang: 20 SEK
Umsatz Top-7 (Stayer): 317.804 SEK