Cindy Truppo

(nn) Neapel-Agnano, Samstag, 28. November 2020. Große Kasse für den jüngsten betriebsfähigen Jahrgang der Italiener in Sichtweite des Vesuv: Auf dem 1000-Meter-Oval von Neapel-Agnano ging es nach Geschlechtern getrennt im Gran Premio MIPAAF Allevamento über 2100 Meter um je 220.000 Euro.
Eine bunte Mischung präsentierte sich bei den zuerst gefragten „Fillies“, denn keine der 14 Kandidatinnen hatte den gleichen Erzeuger. Mit von der Partie war die bei drei Auftritten in Deutschland unbezwungene, erstmals für Roger Wittmann und Thorsten Weck antretende Cindy Truppo, die vorab gleich zweimal Glück hatte: Zunächst, weil ihre deutschen Gewinne als komplette Startsumme angerechnet wurden, während von jenen Prämien, die in Italien erzielt werden, zehn Prozent für den Trainer und fünf Prozent für den Fahrer abgezogen werden.
Dank des deutschen „Brutto“ rutschte die Maharajah-Tochter als Letzte in Startreihe eins - ohne dies wäre es Cherie Vit gewesen, die nun mit der „11“ fertig werden musste. Und bei der Verlosung der Startnummern bekam die Maharajah-Tochter die „5“ verpasst, was der von Thorsten Tietz auf einer Jährlingsauktion für 27.000 Euro ausgeguckten Cindy bestens in die Karten spielte.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion war sie am Samstag vor Morgengrauen in Leipzig gemeinsam mit Pflegerin Lea Preußer (18) zum großen Abenteuer in einem gecharteten Cargo-Flugzeug abgehoben, 2½ Stunden später wohlbehalten in Neapel nur rund 15 Kilometer von der Rennbahn entfernt gelandet - und sollte noch am gleichen Abend, mit Pokal und 92.000 Euro als großem Gepäck, den Rückflug antreten.
Die schlanke, elegante Braune ließ sich durch das aufwändige Reise-Prozedere kein Stück aus der Ruhe bringen und schmetterte wie aus ihren deutschen Auftritten gewohnt mit unnachahmlicher Manier los: Ohren im Genick, ohne Check den Kopf tiefgelegt, war es mit ihrem ökonomischen, enorm raumgreifenden Geläuf ein Leichtes für sie, mit Riesenschritten vor allem Cathrinelle (3) ums Kommando auszustechen.
Wesentlich kniffliger hatte es ihre erklärte Gegenspielerin Caramel Club angetroffen, die mit ihrer blitzeblanken Fünf-Siege-Weste von der „8“ losmusste, was der The-Bank-Tochter den ersten Bogen in der ungemütlichen dritten Spur bescherte. Vincenzo-Piscuoglio dell’Annunziata fackelte jedoch ebenfalls nicht lange, schickte seine Braune auf der ersten Überseite resolut nach vorn, biss bei Tietz für die Spitze auf Granit, parkte dahinter ein - und saß für die Schlussrunde, für die Crystal Pan Cher EK als äußere Anführerin ablöste, in der Falle.
Offensichtlich hatte der Neapolitaner seine Hausaufgaben gemacht, sich Cindy Truppos Auftritte zu Gemüte geführt und gehörigen Respekt vor der Deutsch-Italienerin. Auch die letzte Gelegenheit, sich 600 Meter vorm Ziel halbseiden aus der vertrackten Innenlage hinter Crystal Pan zu quetschen, ließ dell’Annunziata verstreichen. Natürlich wusste Tietz, wie günstig die Sterne für ihn standen, und ließ der Favoritin erst so viel Luft zum Atmen für den Ehrenplatz, als das Ziel in Sichtweite und der Sieg quasi unwiderruflich unter Dach und Fach waren.
Viel leichter, als der Rennbericht mit einer Länge Vorsprung ausweisen mag, flitzte Cindy Truppo zum vierten Sieg, mit dem sie nach deutscher Rechnung wohl 110.400, nach italienischer nur 96.600 Euro auf dem Kerbholz hat: Dort werden automatisch 9.200 Euro für den Trainer, 4.600 für den Fahrer abgezogen, die jeweils in Tietz‘ Tasche wandern.
Zwei Längen hinter der gestutzten Favoritin biss sich mit der wackeren Crystal Pan (von Ideale Luis) die vorab Zweitreichste des Rudels in der Todesspur um einen „Hals“ gegen Cathrinelle (von Filipp Roc) zu „Bronze“ durch. Die letzte Prämie ging an die exzellent aus dem Hintertreffen spurtende Cherie Vit (von Crazed).
Gran Premio MIPAAF Allevamento (Gruppe I nat., Zweijährige)
2100 Meter Autostart, 220.000 Euro
Wert: 92.000 - 44.000 - 24.000 - 12.000 - 8.000 sowie 40.000 Euro Züchterprämie
Abteilung Filly
1. Cindy Truppo 15,4 Thorsten Tietz 30
2j.dklbr. Stute von Maharajah a. d. Nives Manco von Indro Park
Be: Roger Wittmann & Thorsten Weck, DE; Zü: Giuseppe Truppo; Tr: Thorsten Tietz
2. Caramel Club 15,5 Vincenzo-P. Dell’Annunziata 23
3. Crystal Pan 15,7 Edoardo Bacalini 129
4. Cathrinelle 15,7 Filippo Rocca 93
5. Cherie Vit 15,8 Antonio di Nardo 631
6. Carrera Cielle 15,8 Gaetano di Nardo 458
7. Coco Mil 16,0 Raffaele Palomba 91*
8. Chris Evert Treb 16,0 Giampaolo Minnucci 252
9. Cher EK 16,0 Francesco di Stefano 144
10. Cleopatra Caf 16,1 Vincenzo Luongo 252
11. Chère del Ronco 16,2 Mario Minopoli jr 2524
Candy Bar dis.r. Giuseppe-Pietro Maisto 91*
Connie Francis dis.r. Alessandro Gocciadoro 73
Chenca Effe dis.r. Andrea Farolfi 240
*Stallwette
Sieg: 30; Richter: leicht 1 - 2 - Hals - 1 - ¼ Länge; 14 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/mobile/video/80012/
Frische Brise für Philippe Allaire
Auch das unmittelbar folgende Stechen für die „Maschi“ ging an ausländische Interessenten, wobei Callmethebreeze, der sich wie seine ein Jahr ältere Schwester Beautiful Colibri für die Kasse Philippe Allaires ins Zeug legt, bisher ausschließlich in Italien bei Alessandro Gocciadoro auf Arbeit war und vier seiner fünf Ausfahrten gewonnen hatte, darunter als Höhepunkt der kurzen Karriere das Criterium Torinese.
Weit mehr als der Trixton-Sprössling hatte der bei sieben Auftritten stets als Sieger vom Parkett gegangene Capital Mail gebunkert, der seine bis dato größte Aufgabe von der „5“ mit Feuereifer anging und in Front stürmte. Das erfolgversprechende Plätzchen hinter dem Nad-Al-Sheba-Sohn - der 2010 gestrauchelte Derby-Favorit hatte mit Chucky Roc und Callisto zwei weitere Söhne unter Order - hielt Gocciadoro eisern fest, so sehr Cris Mail auch drückte.
Gabriele Quarneti verfrachtete ihn an die dritte Innenposition vor Condor Pasa Gar, den wiederum Mario Minopoli ausgangs der ersten Kurve vor Chuky Roc auf den Todessitz dirigierte. Blieb die innere Reihenfolge fortan bis zur Zielgeraden konstant - Vierter war dort Ceres Prav -, so wechselte der äußere Staffelstab über den im zweiten Bogen springenden Croizeross zu Charmant de Zack, der dort bereits den Anführer gab.
Das bekam dem Vivid-Wise-As-Sohn ausgesprochen schlecht: 600 Meter vorm Ziel war er mausetot und zwang Condor Pasa Gar, Chuky Roc und Corazon Bar in Spur drei. Für den von Oropuro Bar gezeugten Dunkelfuchs ging’s in der „ultima curva“ gar in die vierte Reihe, was den Schützling Gennaro Casillos wenig juckte: Mit viel Mumm raufte er sich zu „Bronze“ und machte aus 12.910 mal eben 36.910 Euro.
Goldrichtig spekuliert hatte Gocciadoro, dass Capital Mail im Eifer des letzten Gefechts den inneren Weg freigeben würde. Der Mann nicht in den grau-roten Allaire-Farben, sondern im gewohnten Goldgelb nutzte die Chance resolut, Callmethebreeze nahm die unmerklichen Hilfen bestens an und schickte den Unbesiegbaren eher sicher denn nach Kampf einen „Hals“ voraus erstmals auf die Verliererstraße.
Abteilung Maschi
1. Callmethebreeze 15,1 Alessandro Gocciadoro 76
2j.br. Hengst von Trixton a.d. Gilly LB von Supergill
Be: Philippe Allaire, FR; Zü: Perno I Sas; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Capital Mail 15,1 Ferdinando Minopoli 28
3. Corazon Bar 15,3 Antonio di Nardo 138
4. Chuky Roc 15,5 Filippo Rocca 78
5. Cris Mail 15,6 Gabriele Quarneti 171
6. Ciccioriccio Jet 16,2 Antonio Silvestro 735
7. Ceres Prav 16,2 Vincenzo-P. Dell’Annunziata 817
8. Cagliostro Ferm 16,3 Raffaele Palomba 198
9. Condor Bar 16,4 Vincenzo d’Alessandro jr 29*
10. Charmant de Zack 17,0 Marco Smorgon 282
11. Callisto 17,0 Vincenzo Gallo 565
12. Cherry Top 18,8 Giorgio d’Alessandro jr 919
Condor Pasa Gar dis.r. Mario Minopoli jr 29*
Croizeross dis.r. Giampaolo Minnucci 51
*Stallwette
Sieg: 76; Richter: sicher Hals - 2 - 2 - 1 - 5½ Längen; 14 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/mobile/video/80015/