Body n Soul chancenlos

(nn) Vincennes, Samstag, 12. Dezember 2020. Interessantester Vergleich des nachmittäglichen Neun-Gänge-Menüs auf dem Plateau de Gravelle war aus deutscher Sicht der Prix de Mansle für dreijährige Hengste und Wallache, die keine 100.000 Euro ihr Eigen nannten. Mike Lenders hatte die Autostart-Prüfung für Body n Soul ausgesucht, der trotz Erfolgen in einem Mariendorfer Dreijährigen-Warm-up sowie im Derby-Trostlauf als deutlich ärmster Schlucker mit Startreihe zwei (11) vorliebnehmen musste, stets das Ende des Pulks zierte und nie einen Moment hatte.
Ganz anders sein innerer Startnachbar. Der aus Italien mit acht Siegen aus zehn Versuchen angereiste Bacco del Ronco wurde ob dieses glänzenden Fahrtenbuchs zum Favorit erkoren - und scheiterte knapp. Björn Goop gelang es, den Schützling Pippo Gubellinis rasch aus der Innenspur nach außen zu dirigieren. Mit einem horrenden Zwischenspurt jagte er Jean-Pierre Dubois‘ Hede Darling, den Yoann Lebourgeois in einer echten Flugshow ans Regiepult gescheucht hatte, im Bogen von Joinville die Spitze ab und legte auch bergauf einen zügigen Streifen vor.
Reichlich drei Längen betrug sein Vorsprung, als die finalen 250 Meter anstanden, und doch sollte er das Match nicht nach Hause bringen. Sei es, weil er allein auf weiter Flur den entscheidenden Stachel vermisste, sei es, weil Goop seit Wochen das Pech an den Pfoten klebt: Mathieu Mottier machte aus dem dritten Paar außen Helboy d’Alesa schnell wie einen Höllenteufel. Der wischte den Owen’s-Club-Sprössling um eine halbe Länge von der Planche und trat die Nachfolge eines gewissen Gu d’Héripré an, der im Vorjahr mit dem Sieg in diesem Vergleich den unaufhaltsamen Aufstieg an die „männliche“ Spitze seiner Generation begonnen hatte.
Nichts für schwache Nerven war vier Längen zurück der Kampf um Platz drei, den Kopf an Kopf Hodake Védaquais, Hede Darling und Hamilton Renka unter sich ausfochten - und von einem abgeledert wurden, den nach miserablem Verlauf niemand mehr auf der Rechnung hatte. Aus vorletzter Position unmittelbar vor Body n Soul bekam Honneur du Cébé an den Außenrails Flügel und stieß wie ein Falke zu Bronze.
Helboy d’Alesa, der erst zweimal Gruppe-Luft geschnuppert und sich mit fünften Rängen gar nicht schlecht verkauft hatte, machte mit diesem dritten Treffer aus 17 Versuchen die größte Kasse seiner Laufbahn: Sein Konto sprang auf 113.760 Euro. „Hut ab - heute hat er gezeigt, wie gut er sein kann, wenn alles passt. Wir haben die perfekte Lage erwischt; ich weiß nicht, ob er die Besten seines Jahrgangs bezwingen kann, aber mitmischen kann er allemal“, jubelte Mottier (28), der Trainer Alexis-Philippe Grimault den ersten Gruppe-Sieg bescherte.
Prix de Mansle (Gruppe III int., dreij. Hengste & Wallache, keine 100.000 Euro)
2100 Meter Autostart, 60.000 Euro
1. Helboy d’Alesa 11,9 Mathieu Mottier 43
3j.br. Hengst von Rodrigo Jet Jet a.d. Violine des Loups von Jasmine de Flore
Be: Franck Saussaye; Zü: Alexandre de Jesus; Tr: Alexis-Philippe Grimault
2. Bacco del Ronco 11,9 Björn Goop 24
3. Honneur du Cébé 12,2 Eric Raffin 53
4. Hodake Védaquais 12,3 David Thomain 110
5. Hede Darling 12,3 Yoann Lebourgeois 95
6. Hamilton Renka 12,3 Matthieu Abrivard 1040
7. Bengurion Jet 12,4 Marco Smorgon 590
8. Hakim Griff 12,5 Gabriele Gelormini 360
9. Body n Soul 12,9 Franck Nivard 350
10. How Deep Ferm 13,3 Gabriel Angel Pou Pou 1130
Hidden Texas dis.r. Louis Baudron 260
Haribo du Loisir dis.r. Léo Abrivard 240
Sieg: 43; Richter: sicher ½ - 4 - ¼ - Kopf - k.Kopf - 1 - 1 - 4½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 07,2/600m - 10,7/1100m - 12,3/1600m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-12/7500/2
Husarenritt stramm vorneweg
Ihrem Namen alle Ehre machte im 2175 Meter kurzen Prix Raoul Ballière für dreijährige einheimische Satteltraber Hope on Victory, für die es beim zehnten Versuch auf Gruppe-Level - zugleich dem 22. „lifetime“ - erstmals schnackelte. Auf der Sprintdistanz ist zumal bei jungen Rössern der Start oftmals die halbe Miete, und den bekam die Booster-Winner-Tochter im Gegensatz zu Hytte du Terroir, Hispanien und Hopla des Louanges, die reichlich Boden verloren, bestens hin.
Matthieu Abrivard legte mit der von Jean-Philippe Monclin trainierten Füchsin ein derart strammes Tempo vor, dass ihr für die finalen 600 Meter nur noch Hector des Champs im Windschatten unmittelbar zu folgen vermochte. Diesem Duo hechelten Hermione du Léard als äußere Anführerin mit Hudson Védaquais, Favorit Héros de Fleur und der sich heran robbende Héra Landia mit 20 Meter Rückstand hinterdrein.
Übernommen hatte sich Abrivard mit dieser Parforcejagd nicht, sondern noch ein erkleckliches Pfund im Tank behalten, das er auf der Zielgeraden rigoros ausspielte. Überlegen setzte sich Hope on Victory um acht Längen von der Meute ab, in der der müde Hector des Champs tapfer die Zähne zusammenbiss und, obwohl weit nach außen driftend, den Ehrenplatz um zwei Längen gegen Héros de Fleur festhielt, dem mit ähnlichem Abstand der erneut nicht überzeugende Hudson Védaquais am nächsten kam.
„Großartig“, befand Jean-Philippe Monclin, der derzeit 22 Schützlinge betreut, „das sind genau jene Rennen, für die wir Tag für Tag auch bei schlechtem Wetter unseren Job machen. Eine tolle Belohnung! Sie hätte schon im Juni den Prix d’Essai gewinnen können, denn sie liebt kurze, knackige Läufe. Obwohl die 2700 Meter des Prix de Vincennes nicht ganz ihr Geschmack sind, werden wir ihn am 27. Dezember in Angriff nehmen, wenn nichts dazwischen kommt.“
Prix Raoul Ballière - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste und Stuten)
2175 Meter Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Hope on Victory 12,3 Matthieu Abrivard 78
3j. Fuchsstute von Booster Winner a.d. Ruche Honey von Quadrophénio
Be: Manuel Martinez; Zü: Christophe Lecomte; Tr: Jean-Philippe Monclin
2. Hector des Champs 13,0 Damien Bonne 890
3. Héros de Fleur 13,2 Eric Raffin 20
4. Hudson Védaquais 13,4 Yoann Lebourgeois 50
5. Hermione du Léard 13,6 Mathieu Mottier 190
6. Héra Landia 13,6 Paul-Philippe Ploquin 340
7. Hytte du Terroir 14,3 Alexandre Abrivard 130
8. Hispanien 14,8 Guillaume Martin 130
9. Hopla des Louanges 15,1g Adrien Lamy 83
Sieg: 78; Richter: überlegen 8 - 2 - 2 - 2½ - ½ - 7½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 07,2/575m - 08,8/1175m - 10,9/1675m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-12/7500/1
Fürs Critérium Continental gerüstet
Noch ist nach Gewinnsumme der im Prix Octave Douesnel kurz nach dem „Ab“ aus dem Takt gekommene Gotland Primus der Generation 2016. Doch es ist längst kein Geheimnis, dass der sehr viel später, nämlich erst im Prix de Mansle 2019, in Gruppe-Aufgaben eingestiegene Gu d’Héripré der Thronerbe ist. Fast unaufhaltsam war der Aufstieg des kernigen Fuchses, der wie die anderen zwölf französischen Hengste (die Stuten sind am Sonntag dran) die Generalprobe für das Critérium Continental am 27. Dezember vor der Brust hatte, bei dem eine Freikarte zum Prix d’Amérique winkt.
Erstmals in solche Sphären wagte sich der bei zwölf Starts noch nie bezwungene Galius, und obwohl der Fuchs aus Zucht, Besitz und Training von Mademoiselle Séverine Raimond mit Platz drei vorliebnehmen musste, enttäuschte er nicht. Yoann Lebourgeois ging ganz nach seinem Gusto trotz des 2700 Meter weiten Weges sofort aufs Ganze, schnappte sich gegen Gelati Cut die Spitze und war nur kurz bereit, sie an Gu d’Héripré abzutreten, als es auf die Tribünengerade ging.
Der „Bürgerliche“ scheint weiterhin eine Heidenangst zu haben, innen restlos eingeklemmt zu sein, denn lange hielt es ihn nicht im Rücken des Nivardschen Fuchses. Begleitete er ihn zunächst für 300 Meter, so übernahm er ausgangs des Joinviller Bogens endgültig das Kommando. Und weil er sich ausnahmsweise hütete, allzu sehr aufs Gas zu drücken und die Tachonadel konstant um 1:13 zitterte, blieb der Pulk - auch ohne den nach 700 Metern ausgefallenen Go On Boy - dicht gepackt.
Hinter Gu d’Héripré postierten sich Gelati Cut, Gamble River und Gassman d’Essa, außen schraubten Gipson Creek, der in der Schweiz von Sieg zu Sieg geeilt war und sich mal wieder die raue Brise des Bois de Vincennes um die Nase wehen ließ, Gala Téjy, Galiléo Bello, Girolamo und Gangster du Wallon die Gefängnistür so gründlich zu, dass Franck Nivard der Schweiß auf der Stirn stand. Endlich mal nicht in der Todesspur war sein Partner derart frisch und munter, dass er an der letzten Ecke am liebsten über Galius klettern wollte und „Franckie“ alle Hände voll zu tun hatte, ihn im Trab zu halten.
Zu seinem Glück blies Gipson Creek zum Rückzug. Nivard schummelte sich mit aller Delikatesse in Spur zwei und irritierte dabei wohl den auf dem Rückzug befindlichen Gala Téjy, doch war „Sesam“ gerade noch rechtzeitig offen. Der Rest war fast ein Kinderspiel für den seinen zwölften Sieg feiernden Coktail-Jet-Sohn, der Galius ganz sicher um eine Länge links liegen ließ.
Am beim 13. Auftritt erstmals bezwungenen Galius raufte sich auch Gelati Cut vorbei, und ebenfalls ausgezeichnet im Spiel präsentierte sich Gamble River.
Fast mehr Mühe als mit den Gegnern hatte Gu d’Héripré mit den Stewards, denen die Situation mit Gala Téjy nicht verborgen geblieben war. Sie erkannten nach längerer Beratung kein Foul Nivards - für ein ähnliches Vergehen war Jean-Michel Bazire erst kürzlich im Nachgang „gehängt“ worden - und ließen Gnade vor (damaliges) Recht ergehen…
Prix Octave Douesnel (Gruppe II nat., vierj. Hengste)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Gu d’Héripré 12,7 Franck Nivard 25
4j. Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Vedetta d’Héripré von Orlando Vici
Be: Ecurie Rolling; Zü: Ecurie d’Héripré; Tr: Philippe Billard
2. Gelati Cut 12,8 Gabriele Gelormini 190
3. Galius 12,8 Yoann Lebourgeois 27
4. Gamble River 12,8 Matthieu Abrivard 210
5. Girolamo 13,0 Franck Ouvrie 370
6. Gipson Creek 13,3 Nathalie Gonin 820
7. Gangster du Wallon 13,6 Damien Lecroq 1700
8. Gassman d‘Essa 14,1 François Lagadeuc 1090
9. Guévara du Pont 20,2 Nicolas Bazire 550
Galiléo Bello dis.r. Björn Goop 130
Go On Boy dis.r. Romain Derieux 130
Gala Téjy dis.r. Thomas Chalon 650
Gotland dis.r. Eric Raffin 110
Sieg: 25; Richter: sicher ¾ - ½ - ½ - 2½ - 4 - 4 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,1/1200m - 12,9/1700m - 13,2/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-12/7500/3
Fluchtversuch vereitelt
Mit vier Aspiranten stark bestückt war im Prix Narquois für Fünfjährige, die noch keine 305.000 Euro verdient hatten, Titelverteidiger Jean-Michael Bazire, der sich selbst Feydeau Sevens annahm, die am Start kurz aus dem Takt kommende Rebella Matters Matthieu Abrivard, Noble Superb - ebenfalls aus Norwegen stammend - David Thomain und die kurz nach dem Start ausgemusterte Freyja du Pont Filius Nicolas anvertraut hatte.
Fürs Tempo war zunächst Noble Superb zuständig, der die Spitze jedoch bereitwillig abgab, als aus dem ersten Bogen heraus „JMB“ darum anklopfte, an dem in kurzer Folge Foxtrot Sea und der wie gewohnt mächtig drückende Fire Cracker vorbei donnerten. Eric Raffin ließ den hünenhaften „Feuerwerker“ gewaltig stiefeln, der bald 20 Meter Vorsprung herausgeholt hatte. Ende der Gegengeraden befand es Bazire an der Zeit, ihm mal ein bisschen näherzurücken, zumal Foxtrot Sea dort überraschend Probleme hatte.
Den Vordermann umflanken, im Windschatten Fire Crackers noch einmal Atem schöpfen und diesem dann den Spaß an der „Knallerei“ gründlich austreiben war der Plan des 49-jährigen, der mit einigem Knautschen aufging. Im Gegensatz zu den jüngsten Versuchen stand Fire Cracker sein Pensum nämlich prima durch. Es bedurfte einiger Wachrüttler des Meisters, um Feydeau Seven um eine Länge zum 13. Treffer vorbei zu zwängen.
Auch was „JMB“ beim Blick zurück sah, dürfte ihn gefreut haben: Trotz des anfänglichen Bodenverlusts, der ihr die rote Laterne beschert hatte, schnappte sich Rebella Matters mit enormem Speed eine halbe Länge vor den durch eine Nasenspitze getrennten Noble Superb und Foxtrot Sea Platz drei - Bazire folglich auf (fast) allen Kanälen.
Ein klitzekleines Haar in der Siegersuppe fand er dennoch: „Hast du einen ‚Rouleur‘ wie Fire Cracker dabei, der unverdrossen Tempo bolzt, ist die Taktik natürlich simpel. Vielleicht hätt‘ ich Foxtrot Sea vor der Tribüne nicht vorbeilassen sollen. So musste ich erst um ihn herum, und Fire Cracker wehrte sich viel energischer als erwartet. Feydeau musste sich weit mehr reinhängen als gedacht“ - was der kleine Schwarze klaglos tat.
Fürs Trainerchampionat spielt diese tolle Ausbeute schon keine Rolle mehr. Drei Wochen vor Ultimo peilt Bazire seinen vierten Titel in Folge an und führt sowohl nach Siegen wie nach Gewinnsumme deutlich vor seinem Vorgänger Sébastien Guarato: 190 zu 170 steht’s nach Siegen, 5.992.260 zu 4.369.810 Euro nach Einkünften - Rückstände, die praktisch nicht aufzuholen sind.
Prix Narquois (Gruppe III int., Fünfjähr., keine 305.000 Euro)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Feydeau Seven 12,1 Jean-Michel Bazire 27
5j.schwbr. Hengst von Rédéo Josselyn a.d. Unanime Seven von Orlando Vici
Be: Alexandre Skowronski; Tr / Zü: Jean-Michel Bazire
2. Fire Cracker 12,2 Eric Raffin 44
3. Rebella Matters 12,5 Matthieu Abrivard 70
4. Noble Superb 12,5 David Thomain 340
5. Foxtrot Sea 12,5 Cédric Mégissier 110
6. Fashion Queen 12,7 François Lagadeuc 350
7. Holy Water 12,9 Björn Goop 470
8. Filou l‘Auvergnier 12,9 Franck Nivard 270
9. Famous Lady 13,8 Louis Baudron 880
Free Man dis.r. Alexandre Abrivard 44
Freyja du Pont dis.r. Nicolas Bazire 1110
Sieg: 27; Richter: sicher 1 - 4½ - ½ - k.Kopf - 3 - 1½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 11,8/1200m - 11,2/1700m - 12,0/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-12/7500/5