Beide Generalproben versiebt

Vincennes, Dienstag, 30. Mai 2023. Geht man nach der alten Theaterweisheit, dass der verpatzten Generalprobe eine rauschende Erstaufführung folgt, so haben Kalamity d’Héripré und Koctel du Dain, die beiden „gefahrenen“ Primi der gallischen Dreijährigen, für den 25. Juni, an dem es im Prix Albert Viel um 200.000 Euro geht, nichts zu befürchten.
Beide setzten den letzten halbklassischen Test über die Sprintstrecke von 2.175 Metern klassisch in den schwarzen Sand. Beileibe kein Beinbruch, zumal es in knapp vier Wochen einen halben Kilometer weiter gehen und dem Start keine derart entscheidende Bedeutung zukommen wird. Andererseits sind 54.000 Euro für Platz eins auch für die Herren Souloy und Allaire als Trainer kein Schmutz, den man ohne weiteres vom Tisch lässt. Die strich beide Male William Bigeon als Coach für Joël Seché ein.
Die Vorentscheidung im Prix Ozo, mit dem an jene Französin erinnert wird, die unter anderem mit Gerhard Krüger jenseits des großen Teichs 1962 den Transoceanic Trot und 1965 mit Johannes Frömming den Prix d’Amérique gewonnen hat, fiel Ende der Startgeraden, als Favoritin Kalamity d’Héripré die nur unwesentlich weniger gehandelte Kana de Beylev ohne großen Widerstand auf die Kommandobrücke ließ. Franck Nivard hatte wohl nicht damit gerechnet, dass es so schwierig werden würde, sich auf der Zielgeraden aus der selbstgegrabenen Grube zu befreien.
Benjamin Rochard wusste genau, wo seine Erzrivalin lag, und tat den Teufel, sie entfleuchen zu lassen, als Kyrielle mit Keserasera im Schlepptau neben ihm aufkreuzte. Kalamity d’Héripré musst erst umständlich um Kyrielle und die erstmals um Gruppe-Lorbeer streitende Keserasera in Spur vier lanciert werden, um ihre Kapazitäten ausschöpfen zu können.
Das reichte weder, die nunmehr fünffache Siegerin einzufangen, die ohne sonderliche Mühe eine Länge Vorsprung festhielt und mit 282.100 Euro in die nächste Auseinandersetzung geht, noch Keserasera vom Ehrenplatz zu stoßen. Blieb nur der mit Kyrielle geteilte dritte Rang, mit dem der Un-Mec-d’Héripré-Tochter nicht der kleinste Zacken aus der Krone brach. 3½ Längen hinter dieser Viererbande führte Bazires Kabaka de Guez den Rest am Zielrichter vorbei.
„Kana ist wirklich was Besonderes“, schwärmte Rochard, „ sie hat läuferische Klasse und die nötige Härte, die man braucht, um auf Gipfelhöhe mitzumischen. Ich denke, wir hatten Keserasera und die Anderen relativ sicher im Griff.“
Rodolphe Lagadeuc gab zu, für einen kurzen Moment sogar an den Sieg seiner Keserasera geglaubt zu haben, „als sie aus der letzten Kurve mit derart viel Schwung kam. Ob sie am Prix Albert Viel teilnimmt? Es verlockt natürlich, aber wir wollen das genau abwägen und nichts übers Knie brechen. Das war ihr erster Auftritt auf diesem Niveau, und ihre Laufbahn steckt noch in den Kinderschuhen…“
Prix Ozo (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kana de Beylev 12,0 Benjamin Rochard 32
3j.br. Stute von Express Jet a.d. Dina de Beylev von Ready Cash
Be: Joël Seché; Zü: Ec. du Haras de L’Epinay; Tr: William Bigeon
2. Keserasera 12,1 François Lagadeuc 59
3. Kyrielle 12,2 William Bigeon 130
3. Kalamity d‘Héripré 12,2 Franck Nivard 30
5. Kabaka de Guez 12,5 Nicolas Bazire 380
6. Kanaille des Ecus 12,5 Yoann Lebourgeois 180
7. Ketty Angot 12,6 Eric Raffin 160
8. Kinasse de Vivoin 12,6 François Lecanu 1200
9. Karla de Mai 12,8 Alexandre Abrivard 770
10. Kea Island 13,5 Gabriele Gelormini 370
11. Kitty Call 14,3 Adrien Lamy 670
12. Keen of the Night 14,8 Jean-Philippe Raffegeau 1440
Katchina de Simm dis.r. David Thomain 120
Karlotta Dry dis.r. Hugues Monthulé 1090
Sieg: 32; Richter: leicht 1¼ - ¾ - totes Rennen - 3½ - Hals - 1 - ½ Länge; 14 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/675m - 11,2/1175m - 12,0/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 13.200 - 13.200 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-05-30/7500/4
Im Prix Kalmia für die Hengste roch es 1.500 Meter lang schwer nach dem siebten Treffer des haushohen Favoriten Koctel du Dain, mit dem David Thomain ganz außen eindrehte und eingangs der Joinviller Kurve Kanada als Taktgeber ablöste. Fortan schwang Philippe Allaires Crack der Generation „K“ das Zepter, bis King Opera als äußerer Anführer vor Kamehameha, Krack Time Atout und Koncord Délo einen gehörigen Zacken zulegte.
Verwundertes Augenreiben bei Laien wie Fachleuten, als David Thomain dem Schwarzbraunen von William Bigeon nicht nur kein Paroli bieten konnte, sondern ihn auch um zwei, drei Längen ziehen lassen musste. Ganz durch stand Joël Séchés Ready-Cash-Sohn diesen perfekt getimten Überfall nicht und gab auf den letzten 100 Metern einigen Boden her, gewann jedoch letztlich sicher vor den mit jeweils einer halben Länge Abstand folgenden Koctel du Dain, Krack Time Atout und Kanada.
Nach diesem fünften Streich „lifetime“ wird King Opera den Prix Albert Viel mit 154.950 Euro in Angriff nehmen. Nichts mehr in petto hatte im Finale Kamehameha. Der Fuchs der ambitionierten Ecurie Hunter Valley, zu den Protagonisten der ersten Gruppe-Stunden gehörend, passierte die Linie auf staksigen Beinen als Sechster und wurde wegen der sehr mäßigen Aktion von den Stewards nach „Enquête“ disqualifiziert, was die zweite rote Karte in Folge bedeutete.
Total happy war William Bigeon nach diesem goldenen Abend: „Mir ist bewusst, dass es ein außergewöhnlicher Tag ist, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei meinem gesamten Team und Umfeld für die Arbeit zu bedanken. Joël (Séché) vertraut mir seit vielen Jahren seine Pferde an, und es ist eine Freude, seine Farben auf höchstem Niveau leuchten zu sehen - und das zweimal an einem Tag."
"Allmählich findet King Opera wieder zur Bestform zurück, nachdem es im Winter nicht so gut gelaufen war. Vor zwei Wochen im Prix Paul Karle hat er sich als Dritter nachhaltig angekündigt. Ich weiß natürlich, wie stark Koctel ist, und so habe ich an der Intersektion gehofft, mit dem Überfall Erfolg zu haben. Davids Hengst kam prima zurück, aber King Opera hat sich prächtig reingehängt. Ich denke, wir sind für den Prix Albert Viel recht gut gerüstet.“
Thomain nahm die Niederlage nicht krumm: „Wir konnten King Operas plötzlicher Tempoverschärfung nichts entgegensetzen, aber Koctel ist wieder zurückgekommen. Der weite Weg am 25. Juni sollte ihm besser schmecken.“
Prix Kalmia (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. King Opera 12,1 William Bigeon 114
3j.schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Unlimited Jet von Orlando Jet
Be: Joël Séché; Zü: Ec. Hunter Valley; Tr: William Bigeon
2. Koctel du Dain 12,1 David Thomain 19
3. Krack Time Atout 12,2 Alexandre Abrivard 150
4. Kanada 12,2 Théo Duvaldestin 83
5. Ksar 12,3 Matthieu Abrivard 130
6. Kaiser River 12,8 Benjamin Rochard 140
7. Koncord Délo 13,3 Guillermo Roig Balaguer 1220
8. Kolbe Desbois 13,4 Anthony Barrier 370
9. Kimbo Berry 15,2 Nicolas Bazire 910
Kamehameha 6.dai. Eric Raffin 54
Kifil de Bussy dis.r. Franck Nivard 590
Sieg: 114; Richter: sicher ½ - ½ - ½ - 1 - (3½) - 2½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/675m - 12,7/1175m - 12,4/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-05-30/7500/5
Maidenschaft abgelegt
Zum Ausklang der Acht-Rennen-Karte richtete sich auch der dritte Halbklassiker an die junge Garde. All jene, die keine 71.000 Euro auf der hohen Kante hatten, durften sich um 70.000 Euro des Prix Serpentis 2.700 Meter lang unterm Sattel um 70.000 Euro balgen. Sie taten es ihren angespannten Altersgefährten gleich und schüttelten, zumindest was die überraschende Siegerin betrifft, die Wettgemeinde ordentlich durch.
Die Zwölferreihe lichtete sich auf den ersten 400 Metern gewaltig: Klemperer, Kentucky de Padd, Katchina For Clara, Kosmos de Socery und Kalicia Josselyn wurden mit roten Karten nach Hause geschickt. Da waren’s nur noch Sieben, die sich auf dem Rest der Strecke allerdings nichts mehr zuschulden kommen ließen.
Vom ersten Passieren des Zielschilds bis fast zur Einmündung der kleinen Bahn gab Kado Shining vor Kobalt du Vallon und Kaya Dream den Ton an. Dann legte Mathieu Mottier mit der vor Killer Victory und Karina de Bomo durch die Außenspur dampfenden Kapaula de l’Epine einen Gang zu. Im Handumdrehen steckte der Leader die Waffen und verabschiedete sich nach hinten, während Adrien Lamy auf die neue Tempomacherin eine Attacke versuchte, die nach hinten losging.
Dadurch konnte Kaya Dream innen aufrücken. Eric Raffin ließ sich die Offerte nicht entgehen, polte die zuvor unterm Sattel dreimal im Galopp ausgefallene Unbridled-Charm-Tochter auf Angriff und legte Kapaula de l’Epine für ihren ersten Sieg überhaupt um drei Längen locker zu den Akten. Auch die weiteren Prämien gingen in höchst übersichtlichen Abständen weg.
Prix Serpentis - Monté - (Gruppe III nat., Dreijährige, keine 71.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Kaya Dream 15,1 Eric Raffin 176
3j.br. Stute von Unbridled Charm a.d. Volga Vici von Prodigious
Be / Zü / Tr: Etienne Dubois
2. Kapaula de l’Epine 15,3 Mathieu Mottier 57
3. Karlita 15,4 Alexandre Abrivard 46
4. Kobalt du Vallon 15,8 Adrien Lamy 33
5. Karina de Bomo 15,8 Matilde Herleiksplass 150
6. Kado Shining 16,4 Alexis Collette 210
7. Killer Victory 17,2 Yoann Lebourgeois 79
Kalicia Josselyn dis.r. Anthony Barrier 100
Kosmos de Socery dis.r. Florian Desmigneux 550
Katchina For Clara dis.r. Nathalie Henry 230
Kentucky de Padd dis.r. Guillaume Martin 390
Klemperer dis.r. Alan Gendrot 990
Sieg: 176; Richter: leicht 3 - 2 - 4 - 1 - 8 - 10 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-05-30/7500/8