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Bazires vernehmliche Ansage zum Einstand

Mit  Dorgos de Guez setzt JMB die erste Duftmarke des Wintermeetings © canalturf.com
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Frankreich

(nn) Vincennes, Mittwoch, 28. Oktober 2020. Am Dienstagabend um kurz vor 20 Uhr hatte das letzte Stündlein des Herbst-Meetings geschlagen. Die letzte Siegerin stellte mit Halikita, einer dreijährigen Bilibili-Tochter, das Erfolgsquartier von Laurent-Claude und Alexandre Abrivard, das zuvor mit Fakir de l’Écluse und Ghost gespenstisch zugeschlagen und sogar Eric Raffin (Gaëlla und Deedjar du Vivier) und Jean-Michel Bazire (C D und Bo C.) ausgestochen hatte.

Nur 17 Stunden später stand die Naturbahn im Bois de Vincennes erneut im Brennpunkt des trabrennsportlichen Geschehens und bat mit einem Acht-Rennen-Programm um 337.000 (Vorjahr 397.000) Euro zum Auftakt des Winter-Meetings. Mittelpunkt war gleich ein Gruppe-III-Event: Der über 2850 Meter führende Prix des Cévennes richtete sich an sechs- bis zehnjährige „Internationale“, die keine 1.200.000 Euro reich waren, mithin an erfahrene Recken mit zum Teil erstklassigen Referenzen.

Zu verdienen gab’s statt 90.000 nur noch 75.000 Euro - Frankreichs Rennsport hat in der Corona-Krise weitere tiefe Einschnitte zu schultern. Der höchste, über 33.750 Euro ausgestellte Scheck wurde eine leichte Beute Dorgos de Guez‘, mit dem Jean-Michel Bazire gegen einen Amérique-Zweiten (Looking Superb) sowie eine -Vierte (Chica de Joudes) und -Sechste (Délia du Pommereux) den Vorjahrs-Coup wiederholte. 2019 hatte er zur Meeting-Premiere mit Cleangame die Konkurrenz gelehrt, wo Barthel, in diesem Falle „JMB“, während der folgenden vier Monate den Most zu holen gedachte.

Das Rennen hielt einige Merkwürdigkeiten parat. So hatte Tony Gio, von Sébastien Guaratao in der neuen Rubrik „Trainer-Einschätzungen“ als einziger der elf Kombattanten mit einem grünen Smiley versehen, der bedeutete, dass alle Parameter auf „Sieg“ stünden, vom Fleck weg überhaupt keine Szene, trödelte stets am Ende des Pulks herum und rang fürs kleinste Geld mit Ach und Krach Chica de Joudes nieder, für die es sicherlich wieder in den Prix d’Amérique gehen soll.

Warum Alain Laurent sein Juwel so früh im Winter durch die für sie gewohnte dritte Spur scheuchte, bevor sie zu Beginn des Anstiegs vor Dorgos de Guez erst den Anführer der zweiten Reihe mimen und dann an die dritte Innenposition abtauchen durfte, bleibt das Geheimnis des 67-jährigen; vielleicht wollte er ihr nach drei Monaten kreativer Auszeit mal unter die Nase reiben, was sie über Winter erwartet.

Gar nicht auf die Füße fand Express Jet, immerhin dreimal in Folge auf Gruppe-III-Stockerln gelandet, der den ersten Patzer nach 100 Metern einlegte, am Ende unterkam und beim zweiten ausgangs des Joinviller Bogens an den Sünderturm ausgemustert wurde.

Mit einem Blitzstart hatte sich die ganz außen eindrehende Bahia Quesnot, seit dem 26. September die neunte Millionärin des monströsen französischen „B“-Jahrgangs, die Spitze vor Carat Williams und dem eine gewaltige Lücke lassenden „Bazire-Heimkehrer“ Looking Superb gesichert, während Dorgos de Guez ab zwei Kilometer vorm Ziel bis auf besagtes Intermezzo von Chica de Joudes etwas nach hinten versetzt die rote Nase in den äußeren Fahrtwind hielt und Délia du Pommereux, Anzi des Liards, Valokaja Hindö, Tony Gio und Chalimar de Guez, der sonst unterm Reiter aktiv ist, im Schlepptau hatte.

Das machte dem unkomplizierten Fuchs, der immer so leichtfüßig daherkommt, als sei alles für ihn Spielerei, nicht das Geringste aus. Als Carat Williams vor ihm ausscherte, um sich Bahia Quesnot zur Brust zu nehmen, musste er im Schlussbogen gar in Spur drei und steckte selbst dies mit einem „Lächeln“ weg. Ohne von seinem Steuermann auch nur einmal gefordert zu werden, stiefelte der Romcok-de-Guez-Nachkomme mit der charakteristischen Blesse ganz leicht an Bahia Quesnot vorbei, die den Ehrenplatz festhielt, weil Carat Williams mal wieder nur ein „Niedrigkaräter“ war und auch von Anzi des Liards und Valokaja Hindö abgefangen wurde.

Délia du Pommereux stellte sich beim dritten Versuch nach der Sommerfrische als Sechste besser vor, dürfte jedoch erst interessant werden, wenn Sylvain Roger sie wieder Franck Nivard übergibt.

Für Dorgos de Guez war’s der 28. Volltreffer aus 60 Versuchen, mit dem der auf allen Distanzen und Pisten einsetzbare Wallach 808.580 Euro schwer ist. „Jean-Mi“ strahlte: „Das war heute wirklich nicht schwer. Er ist ein super talentiertes kleines Pferd und wird im Alter im besser. Ich hab ihn nach der Qualifikation kastrieren lassen, weil ich nicht dachte, er würde etwas Besonderes. So kann man sich irren! Sein Ziel ist der Prix du Luxembourg, das einzige Rennen über den Vincenner Winter, in das er mit seiner Gewinnsumme gut hineinpasst.“

Prix des Cévennes (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjähr., keine 1.200.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 75.000 Euro
1.    Dorgos de Guez    12,8    Jean-Michel Bazire    13
    7j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay
    Be / Zü: Ecurie Vautors (René Guezille); Tr: Jean-Michel Bazire
2.    Bahia Quesnot    12,9    Junior Guelpa    350
3.    Anzi des Liards    12,9    Romain Derieux    160
4.    Valokaja Hindö    13,0    Christophe Martens    270
5.    Carat Williams    13,0    Matthieu Abrivard    520
6.    Délia du Pommereux    13,0    Sylvain Roger    320
7.    Tony Gio    13,1    Eric Raffin    54
8.    Chica de Joudes    13,2    Alain Laurent    360
9.    Chalimar de Guez    14,4    Romain Congard    1190
10.    Looking Superb    22,1    Alexandre Abrivard    1160
    Express Jet    dis.r.    Pierre Vercruysse    200
Sieg: 13; Richter: leicht 1 - Hals - 2 - Kopf - Hals - 2 - ½ Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 14,1/1350m - 13,3/1850m - 13,4/2350m
Wert: 33.750 - 18.750 - 10.500 - 6.000 - 3.750 - 1.500 - 750 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-10-28/7500/6

Im ersten von insgesamt voraussichtlich 778 Meeting-Rennen, dem Prix de Soulac für 16 französische Sieben- bis Zehnjährige, die keine 310.000 Euro verdient hatten, wurde die Quinté-Wette des Tages ausgefahren. Auch hier hatte der 20-fache Fahrer- und zweifache Trainerchampion der Grande Nation mit Favorit Crusoé d’Anama die Nase als Erster im Ziel, wurde jedoch in einer für französische Verhältnisse harten Entscheidung nach „Enquête“ disqualifiziert:

Hinter Tempomacher Charme de Star ausbruchsicher verhaftet, befreite sich Bazire zu Beginn der Zielgeraden mit sanftem Druck, ohne jemanden direkt in Galopp zu treiben, und fischte 418:10-Longshot Altéa de Piencourt und Junior Guelpa den Sieg sicher um eine Länge weg. Nach dem Spruch der Herren „Commissaires“ wurde die Zehnjährige letztlich doch als Erste vor Charme de Star (120:10), und Doum Jénilou (160) ausgerufen. Bazire darf wegen dieses Fouls vom 9. bis 12. November „zu Fuß gehen“.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-10-28/7500/1

Einen zweiten Treffer setzte der 48-jährige mit Espoir Wic zum glorreichen Abschluss: Auch im zweiten Rennen der Karriere war sein Indy Josselyn nicht zu bezwingen. 700 Meter vorm Zielstrich des Prix des Clématites (zweijährige Hengste und Wallache, keine 12.000 Euro reich; 27.000 Euro) aus dem Mittelfeld ruckartig in Marsch gesetzt, schnappte sich der bullige Coktail-Jet-Sohn ruckzuck das Kommando, gewann bei angezogener Handbremse mit zwei Längen Vorsprung und dürfte in dieser Manier über Winter für weitere Treffer gut sein. Damit war Bazire - Ehre, wem Ehre gebührt - uneingeschränkt der „Mann des ersten Meeting-Tages“.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-10-28/7500/8