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BC-Vorläufe Teil II: Claims abgesteckt

625:10-Außenseiter Capricornus mit Tim Tetrick © ustrottingnews.com
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USA

Anderson / Indiana, Samstag, 24. Oktober 2020. Das 1406-Meter-Oval des vom Hotel- und Casino-Giganten Harrah’s betriebenen Hoosier Park rund 30 Kilometer nordöstlich von Indianapolis rief zur zweiten Runde der Vorläufe zur Breeders Crown, die dort am kommenden Wochenende ausgetragen wird.

Die „erwachsenen“ Traber - jene ab vierjährig - mussten mangels Anwärtern nicht durch die Mühen des Siebverfahrens; wer wollte, konnte sich in einem ebenfalls 25.000 Dollar wertvollen Invitational fit halten oder die Form suchen, und genau diese Chance nahmen Gimpanzee und Manchego, zwei der Aushängeschilder des nordamerikanischen Sulkysports, zur Zufriedenheit ihres Umfelds war.

Beiden waren in letzter Zeit klitzekleine Sandkörner ins im Frühjahr und Frühsommer so gut geölte Getriebe geraten. Bei Gimpanzee nicht weiter verwunderlich, musste er doch, nachdem er alle in Frage stehenden Vierjährigen-Prüfungen zu seinen Gunsten abgegrast hatte, gegen die gestählten Älteren ran, die ihm drei Brüschen verpassten - jüngst am 11. Oktober im Allerage Trot zu Lexington, wo er als Sechster mit der schlechteste Platzierung „lifetime“ niedergemacht worden war.

Davon zeigte sich Marcus Melanders Musterschüler blendend erholt. Brian Sears legte mit ihm in dem Siebener-Feld keine sonderliche Eile an den Tag und parkte ihn als Dritten hinter Lindy the Great und Reign of Honor ein. Die Perlenschnur wurde erst im „far turn“ aufgedröselt, wo Majestic Player in Spur zwei schnupperte und sich Manchego, die Dexter Dunn extrem auf Warten fuhr, anhängte.

Kurz vor Erreichen der Zielgeraden sah Sears den Zeitpunkt gekommen, seine dezente Zurückhaltung aufzugeben. Drei Rüttler - schon war Gimpanzee glasklar auf der Siegerstraße, und das zum siebenten Mal in diesem Jahr bei lediglich zehn Versuchen bzw. 24. Mal „lifetime“, was das Einkommen des 170.000-Dollar-Jährlings (Harrisburg, 7. November 2017) auf 728.464 bzw. 2.448.575 US-Dollar schraubte.

Der doppelte Titelverteidiger - 2018 holte er sich in Pocono die Krone der Zwei-, 2019 in Woodbine jene der Dreijährigen - scheint für den dritten großen Wurf bestens gerüstet. Auch Dreifach-Weltrekordlerin Manchego, mit 1:08,1 weltweit das schnellste Sulky-Pferd 2020, zeigte sich für die Aufgabe in einer Woche gewappnet. Dexter Dunn schuckelte sie ohne einen Handschlag an dem in Australien geborenen Majestic Player und Lindy the Great vorbei auf den Ehrenplatz.

Invitational - Trot - (int., Vierjährige)
1609m Autostart, 25.000 USD
1.    Gimpanzee    09,6    Brian Sears    21
    4j.dklbr. Hengst von Chapter Seven a.d. Steamy Windows von Muscle Massive
    Be: Courant Inc. & SRF Stable, SE; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Marcus Melander
2.    Manchego    09,9    Dexter Dunn    43
3.    Majestic Player    09,9    Brett Miller    39
4.    Lindy the Great    10,0    Andy Miller    51
5.    Fiftydallarbill    10,1    Trace Tetrick    584
6.    Swan Chase    10,7    John de Long    955
7.    Reign of Honor    10,7    David Miller    228
Sieg: 21; Richter: leicht 1¾ - ½ - 1¼ - 1 - 4¾ - Kopf; 7 liefen
Wert: 12.500 - 6.250 - 3.000 - 2.000 - 1.250 USD

Der Amigo mit Bahnrekord

Nachdem am Freitagabend die Youngstern sowie die 2017 zur Welt gekommenen Stuten ihre zehn Finalisten ermittelt hatten, blieb für die Trotter nur noch das Ausscheidungsfahren der dreijährigen „Jungs“. In Vorlauf 1 stellte Capricornus den Saisonverlauf völlig auf den Kopf, schaffte heuer nach drei unspektakulären Ehrenplätzen den ersten Treffer, der zugleich der vierte der Karriere war, und wird die Breeders Crown mit 2020er Einkünften von 61.214 USD in Angriff nehmen.

Nur Maesteraemon, der sich als Dritter des 2. Vorlaufs qualifizierte, ist noch ein bisschen ärmer dran. Dabei wusste Tim Tetrick selbst nicht, wie ihm geschah, denn verlockend lag der „Steinbock“ zu keinem Zeitpunkt im Match. Der 38-jährige hatte ihn gegen die geballte Macht der Klassepferde an der „6“ sofort zurückgenommen. Selbst zu Beginn des Einlaufs war von ihm als Siebenter gar nichts zu sehen.

Von der „9“ stürmte Play Trix on Me los wie von der Tarantel gestochen, überrannte EL Ideal und ließ den Zweiten des Kentucky Futurity nach wenigen hundert Metern wieder vorbei. Åke Svanstedt blieb direkt dahinter mit Third Shift sitzen, als Ready for Moni mit Gangster Hanover im Schlepptau aufzog. Auch als in breiter Phalanx um Sieg und Finaltickets gekämpft wurde, lief Capricornus unterm Radar des „Speaker“.

Erst ganz zum Schluss mischte er sich weit außen immer stärker ein, wischte Chestnut Hill um einen „Hals“ und Gangster Hanover um eine halbe Länge beiseite und stellte seinen Formenspiegel im Positiven auf den Kopf, wie für das hochgehandelte Svanstedt-Terzett das Pendel zur anderen Seite ausschlug: Die zu den Breeders-Crown-Favoriten gezählten EL Ideal und Third Shift verpassten den Endlauf klar, den nur Gangster Hanover erreichte. Auch Ready for Monis Vorstellung war keine Augenweide; der 575.670 USD schwere Klotz, Zweiter des Hambletonian und gewinnreichster Hengst des 2017er Jahrgangs, wurde lediglich Vierter.

„Über die gesamte Saison hat Capricornus nur enttäuscht. Immer wenn ich dachte, er wird ein bisschen besser und kann sein Potenzial ausschöpfen, kam der nächste Genickschlag. Darum bin ich ohne sonderliche Ambitionen in den Vorlauf gegangen und selbst überrascht, wie sehr er sich in der entscheidenden Phase gestreckt hat. Ob er den Schalter umgelegt hat, wie wir das immer erwartet haben, wissen wir erst in einer Woche. Vielleicht gelingt mir ein ähnlicher Coup wie vor vier Jahren mit Bar Hopping“, resümierte Tetrick.

Breeder’s Crown - Trot - (int., dreij. Hengste & -Wallache)
1609m Autostart, 25.000 USD
Wert: 12.500 - 6.250 - 3.000 - 2.000 - 1.250 USD
1. Vorlauf
1.    Capricornus    09,9    Tim Tetrick    625
    3j.dklbr. Hengst von Cantab Hall a.d. Oh My Darling von Glidemaster
    Be: Jj Racing Stable; Zü: Windsong Stable; Tr: Marcus Melander
2.    Chestnut Hill    09,9    David Miller    78
3.    Gangster Hanover    09,9    Andrew McCarthy    152
4.    Ready for Moni    10,0    Yannick Gingras    20
5.    Play Trix on Me    10,1    Joe Bongiorno    201
6.    EL Ideal    10,4    Andy Miller    36
7.    Swan in Motion    10,5    Ricky Macomber jr    836
8.    Third Shift    10,6    Åke Svanstedt    70
9.    Emma Town Bud    15,9g    Michael Oosting    263
Sieg: 625; Richter: Kampf Hals - ¼ - ½ - ¾ - 2½ - ½ - 1 Länge; 9 liefen

Mit mehr Freude dürfte sich Åke Svanstedt auch an Vorlauf 2 nicht erinnern, in dem er gleichfalls mit einem Trio präsent war und lediglich Back of the Neck ins Finale brachte, der von siebenter Position mit einem passablen Endspurt zu Rang vier flitzte. King Alphonso und Jula Trix Treasure spielten nur marginale Rollen und waren, als die Final-Tickets verteilt wurden, abgemeldet.

Ohnehin war für die große Musik nur ein Duo zuständig. Der von Per Engblom präparierte Beads knöpfte Maesteraemon noch vor Erreichen der ersten Kurve die Spitze ab und trat diese ausgangs derselben an Amigo Volo ab, mit dem Dexter Dunn ebenso wenig auf Godot wartete. Bei hohem Tempo kam erst in der Schlussbiege Schwung in die Gänsemarsch-Formation, doch war es nicht Beads, der in Spur zwei lugte, sondern Außenseiter Maesteraemon.

Lange hielt der Andover-Hall-Hengst aus Lennart Ågrens schwedischem SRF Stable Kontakt zum Kentucky-Futurity-Sieger, bis ihm 100 Meter vorm Ziel die Luft ein wenig ausging und er sich auf „Bronze“ konzentrieren musste.

AmigoVolo

Bahnrekord durch Amigo Volo © harnesslink.com

Amigo Volo, ein 42.000-Dollar-Schnäppchen der Lexington Sales 2018 und bereits im Vorjahr mit einem halben Dutzend Siegen und 610.546 Dollar Gage der Gewinnreichste seines Jahrgangs, schaffte den siebenten Saisonsieg, mit dem er heuer bei 608.323 USD angelangt ist und in dieser Hinsicht nur von den beiden Ladys Ramona Hill und Hypnotic Am ausgestochen wird, ohne vom neuseeländischen Wunderkind ernsthaft angefasst zu werden.

Einziges Manko des neuen Bahnrekordlers, der mit 1:09,2 den Dreijährigen-Bahnrekord von Father Patrick (2014) und Bar Hopping (2016) um 0,3 Sekunden verbesserte: Er wich um zwei Spuren nach außen, so dass sich Beads, den Sears im Hinblick auf das Finale nicht auseinandernahm, innen bis auf eine Dreiviertellänge heranarbeiten konnte. Gleichwohl ist nach heutigen Eindrücken die Krönungszeremonie ohne Nifty Normans „Amigo“ schwer vorstellbar.

2. Vorlauf
1.    Amigo Volo    09,2    Dexter Dunn    16
    3j.dklbr. Wallach von Father Patrick a.d. Margarita Momma von Yankee Glide
    Be: Pinske Stables & David J. Miller; Zü: Kentuckiana Farms & Jörgen Jahre, NO; Tr: Richard Norman
2.    Beads    09,4    Brian Sears    105
3.    Maesteraemon    09,9    Tim Tetrick    310
4.    Back of the Neck    10,1    Åke Svanstedt    29
5.    Hillexotic    10,1    Trond Smedshammer    140
6.    King Alphonso    10,2    Andy Miller    305
7.    Jula Trix Treasure    10,6    Yannick Gingras    317
8.    Hobbs    10,7    David Miller    319
Sieg: 16; Richter: leicht ¾ - 4¼ - 2¼ - ¼ - ½ - 3¼ - 1¼ Längen; 8 liefen