Aus der Deckung kommt die Kraft
Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 15. Mai 2022. Obwohl nach der Minus-Dotation von 500.000 DKR im Vorjahr um 50 Prozent aufgestockt, genießt der 1928 als Internationale Meisterschaft von Kopenhagen gegründete Copenhagen Cup schon lange nicht mehr Ruf und Glanz früherer Tage, als er noch kurz nach Gründung des Elitloppet das „International“ Nordeuropas schlechthin war.
Geht man nach den Finanzen, so hätte die Mittelstreckenprüfung über 2.011 Meter oder 1¼ Meilen längst ihre Klassifizierung der Kategorie I verlieren müssen. Da hat die UET mehrere Augen zugedrückt und Menhammar Stuteri, Schwedens erste züchterische Adresse, ihre Schatulle geöffnet, um als Sponsor dem ähnlich wie Deutschland trabrennsportlich arg gerupften Dänemark unter die Arme zu greifen.
Auch 2022 suchte man Stars von Format, wie sie einst mit Walter Dear, Frances Bulwark, Gélinotte, Hairos II, Roquépine, Jorky, Idéal du Gazeau, Pershing, SJ’s Photo, Moni Maker, Zoogin, Victory Tilly im altehrwürdigen Lunden in Sichtweite des Öresund ihr Stelldichein gegeben hatten, vergeblich.
Das machte auch der Wettmarkt deutlich, der lediglich Flower Dust bei 488:10 komplett chancenlos sah - und zumindest mit dieser Bewertung vollauf richtig lag. Bezeichnend, dass mit Stoletheshow (10) und Alcoy (9) diejenigen Kandidaten mit 4,6- bzw. 4,9-fachen Odds in der Gunst am höchsten standen, die aus Startreihe zwei los mussten. Nicht unerwartet schnappte sich der 128 Starts alte Haudegen Milligan’s School von der „3“ das Kommando vor dem schwedischen Silverdivisionär Four Guys Dream (2) und Lokalmatador Festival of Speed, der lediglich eine seiner nur 15 Aufgaben nicht als Bester erledigt hatte.
Aus dem zunächst breiten Kampf um die Spitze hielt sich Robin Bakker mit Mister F Daag komplett zurück und fand seinen Platz außen hinter Vitruvio, den der in Italien engagierte Alessandro Gocciadoro Örjan Kihlström anvertraut hatte, und Calle Crown. Usain Töll, Stoletheshow und Alcoy bildeten die Nachhut, doch hielt es Björn Goop dort nicht lange. In der zweiten Kurve machte er sich bei abflauendem Tempo über Spur drei auf den Vormarsch und bekam von Kihlström für die Schlussrunde signalisiert, die äußere Führung zu übernehmen, womit sein Schatten Alcoy ohne Deckung dastand.
Christophe Martens setzte mit dem Schweden, der seit Jahren fast nur noch in Frankreich unterwegs ist, alles auf die Offensivkarte, drückte weiter und durfte tatsächlich eingangs der letzten Überseite an Stoletheshow vorbei. 750 Meter vor Ultimo wurde Calle Crown an die frische Luft dirigiert, und an den hängten sich der seit dem ersten Schritt geschonte Mister F Daag und Usain Töll. In drei Dreiergrüppchen - einzig Flower Dust schluckte etwas zurück den Staub der Anderen - bog das geballte Feld um die letzte Ecke.
Milligan’s School und Alcoy waren rasch geschluckt, während Calle Crown in dritter, Mister F Daag in vierter und Usain Töll in fünfter Linie gewaltig aufrüsteten. In einem irren Finish reichte es nicht ganz für den wie Usain Töll aus Frankreich angereisten Calle Crown: Der immer stärker werdende Mister F Daag, für den Charlottenlund bereits zweimal ein exquisites Pflaster gewesen war - 2019 hatte er sich die 4-års-Eliten eingeklinkt, 2020 war er Dritter im Copenhagen Cup -, strafte seine mäßigen Formen Lügen, raufte sich an seiner Lokomotive um eine Länge vorbei und bescherte dem Team Bakker/Hagoort den zweiten Cup-Triumph.
2015 hatten sie mit Italiens Derby-Sieger Robert Bi in der damaligen Weltrekordzeit von blanken 1:10 triumphiert, sieben Jahre später genügten dem deutschen Alter Ego 1:11,5 für seinen 16. Volltreffer aus 34 Versuchen.
„Es lief perfekt für uns. Zwischendurch war mal viel Dampf drin, einige verpulverten früh ihre Reserven, wir bekamen in Calle Crown ein tolles Zugpferd für den letzten Abschnitt, Stoletheshow und vor allem Vitruvio saßen in der Entscheidung mehr oder weniger lange fest – genauso musste es für uns abgehen. Die nächsten Ziele? Die müssen Besitzer und Trainer vorgeben, ich bin nur ausführendes Organ. Ich würde für den Sweden Cup plädieren.“ Eine Aussage, die Solvallas Sportchef eher ungern hören dürfte. Ein Starter mit deutsch-niederländischem Migrationshintergrund würde nicht nur aus seiner Sicht dem Elitloppet, dem Rennen der Rennen, einen Farbtupfer mehr verpassen.
Copenhagen Cup (Gruppe I int.)
2011m Autostart, 750.000 DKK (ca. 100.000 Euro)
1. Mister F Daag 11,5 Robin Bakker 120
7j.br. Hengst von Conway Hall a.d. Miss Love von Love You
Be: Josef Vanduffel, BE; Zü: Jean Huls, NL/DE; Tr: Paul Hagoort
Pflegerin: Kim Hagoort
2. Calle Crown 11,6 Erik Adielsson 156
3. Stoletheshow 11,7 Björn Goop 46
4. Usain Töll 11,8 Christoffer Eriksson 77
5. Vitruvio 11,8 Örjan Kihlström 59
6. Milligan’s School 12,0 Ulf Eriksson 89
7. Four Guys Dream 12,1 Stefan Persson 76
8. Festival of Speed 12,2 Steen Juul 195
9. Alcoy 12,2g Christophe Martens 49
10. Flower Dust 12,5 Bent Svendsen 488
Sieg: 120; Richter: sicher 1 - 1 - 1 - 1 - 1 - 1½ - Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,9/500m - 12,0/1000m
Wert: 375.000 - 175.000 - 90.000 - 55.000 - 30.000 - 25.000 DKR
Video: https://www.youtube.com/watch?v=8f-LD_9FT8c
V75-1 (Open): Officer Stephen / Dion Tesselaar 30
V75-2 (4jähr.): Seven Nations Army / Nicklas Korfitsen 119
V75-3 (Stayer): Azteco dei Greppi / Örjan Kihlström 87
V75-4 (Elit-Sto): Miracle Tile / Erik Adielsson 33
V75-5 (Klass II): Luuk Schermer / Micha Brouwer 15
V75-6 (Cop-Cup): Mister F Daag / Robin Bakker 120
V75-7 (Brons): Zeudi AMG / Örjan Kihlström 22
Umsatz V75: 18.697.996 SEK
1. Rang: 425,7 Systeme à 11.417 SEK
2. Rang: 166 SEK
3. Rang: 22 SEK
Umsatz Top-7 (Klass II): 321.448 SEK