Aufstand der Senioren

Mons/Ghlin, Sonntag, 22. Oktober 2023. Wie üblich fand das Finale der Tour Européen du Trotteurs Français durch jene Länder, zu denen die französische Wettorganisation PMU besonders enge Geschäftsbeziehungen geknüpft hat, im belgisch-wallonischen Mons statt. Es fehlte ihm im Vergleich zu den vorangegangenen Ausgaben einiges an Klasse und Spannung, weil LeTrot die Serie komplett umgemodelt hat.
Es gab eine Etappe mehr, dafür wurden die Dotationen von 50.000 auf 25.000 Euro bzw. im Finale auf 50 „Mille“ halbiert, womit der Gruppe-Status verlorenging, sowie die Altersgrenze angehoben. Das alles verhinderte einen Aufmarsch besserer Franzosen, die diese Rundreise durchaus zum Einrollen für die Winter-Meetings in Vincennes und Cagnes-sur-Mer genutzt hatten.
Dieses deutliche „Downgrade“, das nach den Erfahrungen dieses Jahres hoffentlich ein einmaliges Erlebnis bleibt, machte auch vor dem Endlauf, dem Grand Prix de la Toussaint, nicht Halt, zu dem sich zunächst die jeweils ersten Drei einer jeden Etappe qualifizierten. Als Dioricimo d’Eva gestrichen wurde, erfüllte sich die Prophezeiung, dass keiner der mallorquinischen Streiter in Belgien präsent sein würde.
Es blieben Acht, die in der einstigen Kulturhauptstadt Europas ans für französische Verhältnisse etwas größere Geld wollten. Das Treffen der acht- bis zwölfjährigen und damit etwas älteren „Messieurs“ bestimmte vom Fleck weg El Santo Haufor, den man selten zuvor in seiner Laufbahn derart explosiv beginnen sah wie unter der Fuchtel des belgischen Hexers Jos Verbeeck, der beim Reigen in seiner Heimat natürlich nicht fehlen durfte.
Von der „2“ schnappte sich der Wallach im Sauseschritt das Kommando vor dem ebenfalls vorzüglich in die Hufe findenden Ce Bello Romain (6), Fairplay d’Urzy (1), Titelverteidiger Eclat de Gloire (3) und Beau de Grimault (8). Cash du Rib (7), für den diese Reise durch Europa mit Etappensiegen in der Schweiz und in Gelsenkirchen bislang zur kleinen Goldgrube geworden war, scheute sich nicht, sich von der „7“ vor Diable de Vauvert (4), der den Auftakt in Mons auf seine Kappe gebracht hatte, und Cyriel d’Atom (5) zum Anführer der äußeren Riege aufzuschwingen.
Bis auf einen kurzen, von Charles Cuiller rasch abgefangenen Rumpler Fairplay d’Urzys nach einer Runde blieb das Paarlaufen 1½ Runden statisch. Dann wurde Cyriel d’Atom in dritter Spur mobil, rackerte sich allmählich an die Seite Cash du Ribs, und die beiden älteren Semester machten ausgangs der letzten Biege dem fortan total zusammenklappenden El Santo Haufor rasch den Garaus. Sie zauberten ein Finish aufs Parkett, das für die mangelnde Klasse in jeder Hinsicht entschädigte.
Sollte Hanna Huygens‘ Fuchs mit der markanten breiten Blesse bei seinem 182. Auftritt noch mal ein großer Wurf gelingen? Die Dritte der Profi-WM und Siegerin der Herzen versuchte alles, doch Cash du Rib hielt dem beherzten Angriff eisern stand. Um Haupteslänge klinkte er beim 143. Engagement den 15. Sieg ein, der ihn auf 850.661 Euro brachte.
Man darf gespannt sein, welche Aufgaben Jean-Loïc Claude Dersoir für seinen im dritten Frühling befindlichen Recken demnächst ausknobeln wird: „Bekommen wir eine Einladung, ist der Prijs der Giganten am 12. November in Wolvega ein lohnendes Ziel. Cash ist genau so frisch und munter, wie er es bis zum 31. März in Frankreich war. Es gibt bekanntlich Überlegungen, die Altersgrenze auf zwölf oder gar 14 Jahre auszuweiten. Wäre dies schon für diese Saison beschlossen worden, wären wir mit ziemlicher Sicherheit in Frankreich geblieben.“
Ein bisschen zu spät auf Touren kam Diable de Vauvert, der zudem weit nach außen schrägte. Für den zweifachen Gruppe-I-Sieger (Prix de Paris in Vincennes, Harper Hanovers Lopp zu Solvalla jeweils 2022), der nach zehn Monaten Auszeit den Anschluss an einstige Höhenflüge sucht, blieb eine halbe Länge zurück Platz drei deutlich vor den etwas enttäuschenden Eclat de Gloire und Ce Bello Romain.
Grand Prix de la Toussaint-Finale du Tour Européen du Trotteurs Français- (Gruppe III, 7- bis 15jähr.; für ins franz. Zuchtbuch eingetragene Traber)
2300m Autostart, 60.000 Euro
1. Cash du Rib 12,1 Jean-Loïc Claude Dersoir 26*
11j.br. Wallach von Ready Cash a.d. Quille Castelets von Kaiser Sozé
Be: Ecurie Jeloca; Zü: Ecurie Rib (Joël Hallais); Tr: Jean-Loïc Claude Dersoir
2. Cyriel d’Atom 12,2 Hanna Huygens 130
3. Diable de Vauvert 12,2 Tony Le Beller 31
4. Eclat de Gloire 12,4 Loris Garcia 51
5. Ce Bello Romain* 12,5 Jules van den Putte 62
6. Fairplay d‘Urzy 13,0g Charles Cuiller 860
7. Beau de Grimoult 13,8 Jo Corbanie 710
8. El Santo Haufor 14,7 Joseph Verbeeck 460*
* alle Quoten von der frz. PMU
Sieg: 26; Richter: Kampf Hals - ½ - 2 - 1 - 6 Längen; 8 liefen (NS Dioricimo d’Eva)
Wert: 24.000 - 12.000 - 5.000 - 4.000 - 2.500 - 1.500 - 1.000 sowie 10.000 Euro Züchterprämie
Die Etappen:
Mons Diable de Vauvert – Eclat de Gloire – Ce Bello Romain
Wolvega Doux Parfum – Festif Charmant – Everest Védaquais
Avenches Cash du Rib – Clarck Sotho – Doux Parfum
Mallorca Espoir de Toues – Dioricimo d‘Eva – Cristal du Lupin
Gelsenkirchen Cash du Rib – Easton of my Life – Ce Bello Romain
Bisherige Gesamtsieger: Pirogue Jénilou (2007), Quido du Goutier (2008), Malakite (2009), Paradis Cordière (2010), Nimrod Boréalis (2011), Punchy (2012), Roxana de Barbray (2013), Soléa Rivellière (2014 und 2015), Swedishman (2016), Bird Parker (2017), Billie de Montfort (2018 und 2019), nicht ausgetragen wegen Corona-Pandemie 2020, Eclat de Gloire (2021 und 2022), Cash du Rib (2023)