Auf gutem Weg Richtung Solvalla

Vincennes, Samstag, 8. April 2023. Mittelpunkt am Tag der „Internationalen“ - sieben der neun Aufgaben waren als „Course Européenne“ bzw. „Internationale“ ausgeschrieben - war der 2007, 2020 und 2022 nicht ausgetragene Prix Kerjacques, deren Ehrenliste Typen wie - natürlich - Ourasi (1986, 1987), Rêve d’Udon (1989, 1990), Jag de Bellouet (2006), Royal Dream (2013), Timoko (2014, 2016), Aubrion du Gers (2017), Traders (2018), Cleangame (2019) und in der letzten Auflage 2021 Davidson du Pont höchste Weihen gab.
Die 54.000 Euro für den Sieger strich Etonnant ein, der nach seinem Borreliose-Schub, der ihn im zweiten Teil des Vincenner Winter-Meetings ans Krankenlager gefesselt hatte, auf bestem Weg Richtung Titelverteidigung im Elitloppet ist. Hatte der mächtige Braune mit dem riesigen Motor seinen Ausbilder beim ersten Schritt zurück zu alter Klasse am 16. März trotz des Sieges in einem Handicap zu Caen nur halb überzeugt, so hatte Richard Weeterink diesmal an seinem Crack nichts zu mäkeln.
Ganz außen eindrehend, kam der beste Nachkomme Timokos mit halb angezogener Handbremse im vorderen Mittelfeld unter. Wesentlich zügiger kam der direkt neben ihm losmarschierende Trainingskamerad Frisbee d’Am in die Hufe und krallte sich das Kommando vor Bilo Jepson, dem ärmsten der 16 Aspiranten, der eingangs des Anstiegs ausfallenden Etoile de Bruyère und Hokkaido Jiel.
Außen blieb der kurzfristig Eric Raffin anvertraute Hussard du Landret vor Héraut d’Armes, einem von vier Bazire-Eleven, und Elie de Beaufour hängen, dessen sich der Maître selbst annahm. Und dann kam vor Publikum auch schon Etonnant in dritter Spur angestiefelt und parkte im Joinviller Bogen als äußerer Dritter ein.
Wenig später klemmte sich Hussard du Landret an die Spitze, die er bis 400 Meter vorm Pfosten eisern gegen Héraut d’Armes verteidigte. Dort kam trotz des unverändert forschen Tempos Etonnant immer besser auf Touren, löste den Robin-Schützling ab und bog zwei Längen voraus auf die Zielgerade. Das schien gegen die Räuber nicht zu reichen, bei denen sich Elie de Beaufours Angriff als rasch ersticktes Strohfeuer entpuppte.
Besser zog Hokkaido Jiel durch, der Etonnant Mitte des Einlaufs am Schlafittchen hatte. Wie der zweifache Millionär den Kopf wieder aus der Schlinge zog und den wackeren Angreifer abwimmelte, war ganz großes Kampf-Kino.
Die alte Binsenweisheit, dass, wenn Zwei sich streiten, oftmals ein Dritter frohlockt, setzte Usain Töll um ein Haar in die Tat um. Der inzwischen in Italien gelandete Schwede, oftmaliger Gast in Gallien und fast stets auf dem Stockerl platziert, entwickelte sich auf den letzten Metern als härtester Brocken und verfehlte die Sensation, den Favoriten doch noch zu fällen, nur um Haupteslänge.
Vier Längen hinter den großen Drei unterstrich Emeraude de Bais die aktuell exzellenten Leistungen mit Rang vier vor Bilo Jepson. Schwer zu schlucken hatte die Bazire-Armada, von der der mit einigen Ambitionen zum zweiten Mal nach fünf Monaten Auszeit losgeschickte Elie de Beaufour als Achter noch der schwächelnde Beste war.
„Die Vorbereitungszeit war wohl doch ein wenig kurz“, räumte „JMB“ selbstkritisch ein, „bevor wir den Prix des Ducs de Normandie in Angriff nehmen, wird er wohl noch mal in Mons präsent sein.“
Héraut d’Armes, der amtierende Europa-Champion der Fünfjährigen, brach völlig ein, wogegen der am 3. November letztmals gestartete Dorgos de Guez rundum beschlagen mit Guillermo Horrach Vidal ebenso nur einen Schnupperkurs absolvierte wie der von Tristan Ouvrie in ähnlicher Aufmachung gesteuerte Gently de Muze.
Der 22. Treffer seiner 86 Starts umfassenden Karriere, der den „Erstaunlichen“ auf 2.196.925 Euro hievte, war in 1:11,3 unter Dach und Fach, der nach Traders‘ 1:10,8-Sturmlauf 2018 schnellsten Zeit überhaupt.
„Er ist neun Jahre alt, hat härteste Schlachten in Hülle und Fülle hinter sich und kämpft trotzdem noch immer wie ein Löwe. Ich denke nicht, dass ich ihn noch besser machen kann. Anthony (Barrier) hat in der Senke, als das Rennen sehr rhythmisch war, die richtige Entscheidung getroffen und war ihm wie immer ein exzellenter Partner. Wir werden den gleichen Weg wie im Vorjahr gehen: nach Enghien zum Prix de l’Atlantique, dann zum ‚Ducs de Normandie‘ und dann zum Elitloppet“, resümierte ein überaus zufriedener Richard Westerink.
Prix Kerjacques (Gruppe II int., Sechs- bis Zehnj.)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Etonnant 11,3 Anthony Barrier 30
9j.br. Hengst von Timoko a.d. Migraine von Alligator
Be / Tr: Richard Westerink; Zü: Christian Guy Vigier
2. Usain Töll 11,3 Alexandre Abrivard 130
3. Hokkaido Jiel 11,4 David Thomain 140
4. Emeraude de Bais 11,7 Franck Nivard 71
5. Bilo Jepson 11,8 Matthieu Abrivard 220
6. Calle Crown 11,9 Cédric Parys 1200
7. Frisbee d’Am 12,1 Yoann Lebourgeois 620
8. Elie de Beaufour 12,1 Jean-Michel Bazire 43
9. Hussard du Landret 12,2 Eric Raffin 83
10. Délia du Pommereux 12,2 Pierre-Yves Verva 290
11. Elite de Jiel 12,2 François Lagadeuc 450
12. Gently de Muze 13,6 Tristan Ouvrie 700
13. Héraut d’Armes 17,6 Nicolas Bazire 160
14. Dorgos de Guez 18,2 Guillermo Horrach-Vidal 1710
Etoile de Bruyère dis.r. Damien Bonne 830
Fepson dis.r. Jérémy-G. van Eeckhaute 1220
Sieg: 30; Richter: Kampf Kopf - ¾ - 4 - 1½ - 1½ - 1½ - Hals; 16 liefen
Zw-Zeiten: 12,7/1200m - 11,3/1700m - 11,6/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-04-08/7500/3
Das Dutzend ist voll
Der Prix Cornélia als zweites Gruppe-Match des sonnenüberfluteten Nachmittags, ein internationales Monté für die maximal 574.999 Euro reiche ältere Garde, entwickelte sich zum Balsam für die Seele Damien Bonnes, für den das Vincenner Winter-Meeting „exzellent begonnen hatte. Doch als die wichtigen Prüfungen anstanden, hatten alle meine Schützlinge die Grippe, und ich musste ziemlich tatenlos zusehen, wie die großen Gelder ohne uns verteilt wurden.“
Das galt zum Beispiel für seine Dynasty Péji, die mit zwei Gruppe-II-Treffern im Prix Reynolds am 7. November und im Prix Paul Buquet am 1. Dezember sowie einem Ehrenplatz im Prix Auguste Francois der Kategorie III 13 Tage später zu schönsten Hoffnungen berechtigte - und dann dreimal in Folge nichts mehr gebacken bekam.
„Ich hab sie einen Monat auf die Weide gestellt und sie dann so gut wie möglich auf diesen Prix Cornélia vorbereitet. Die Zeit war vielleicht ein bisschen knapp, aber wenn sie gut sind, dann klappt so was“, war der 36-jährige überglücklich über die Vorstellung seiner Stute, die für den zwölften Sieg aus 52 Auftritten viel Mumm bewies, als ihr die Rivalen auf die braune Pelle zu rücken suchten.
Bereits am Start war Schluss mit Traben für Fakir de l’Ecluse, der seine Rolle als schwer einzuschätzendes Nervenbündel perfekt spielte und zum 15. Mal die rote Karte sah. Kernig legte indes Dimo d’Occagnes in der richtigen Gangart los und hatte keine Mühe, sich vor Hakim de Chenu und Esperanza Idole den Platz an der Sonne zu sichern.
Mit viel Vertrauen setzte auch Damien Bonne seine Stute ein, die vor der Tribüne auf dem dritten Gleis neben Django du Bocage unterwegs war und eingangs des Bogens von Joinville Dimo d’Occagnes ablöste, der sich über den Pariser Winter mit 121.500 Euro eine gewaltigen Schluck aus der Prämienflasche einverleibt hatte.
Schrecken ließ sich die Prodigious-Tochter fortan auf dem weiten Weg bis zum Zielpfosten nicht mehr - selbst nicht vom ab dem Gipfel wuchtig in dritter Spur aufziehenden Favoriten Figaro de Larré. Als der Royal-Dream-Sohn ihr ans Leder wollte, legte Dynasty Péji verblüffend leicht ein Schippe drauf und verabschiedete sich auf 2½ Längen von dem Fuchs, der den Ehrenplatz um Haaresbreite an die sich prächtig einbringende Esperanza Idole verlor.
Die war erst zum dritten Mal auf diesem Level unter Order und „hätte der Siegerin vielleicht ernsthafter zugesetzt, hätte sie seit dem 26. Februar einen Start intus gehabt“, resümierte ihr Reiter Jean-Yann Ricart.
Prix Cornélia - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 575.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Dynasty Péji 12,1 Damien Bonne 139
10j.br. Stute von Prodigious a.d. Rita Mitsou von Lulo Josselyn
Be / Tr: Damien Bonne; Zü: Patrick Gilbert Guillard
2. Esperanza Idole 12,2 Jean-Yann Ricart 210
3. Figaro de Larré 12,2 Benjamin Rochard 36
4. Edition Géma 12,4 Eric Raffin 230
5. Django du Bocage 12,6 Yoann Lebourgeois 71
6. Hakim de Chenu 12,6 David Thomain 97
7. Gabiano 13,2 Anthony Barrier 480
8. Espoir d‘Elphigny 14,0 Guillaume Martin 320
9. Dimo d’Occagnes 14,1 Adrien Lamy 84
10. Fifty Five Bond 16,3 Mathieu Mottier 180
11. Emir de Rebomard 19,8 François Lagadeuc 980
Fakir de l’Ecluse dis.r. Alexandre Abrivard 37
Sieg: 139; Richter: leicht 2½ - k.Kopf - 3 - 2 - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/1350m - 12,5/1850m - 12,3/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-04-08/7500/5
Gelormini im Club der Tausender
Im Rahmenprogramm gelang Gabriele Gelormini mit dem von Stéphane Provoost präparierten Hidalgo des Noés der 1.000. Sieg auf französischem Boden. Begonnen hatte die Rallye des 31-jährigen Italieners am 9. Mai 2010, als er in Alençon für Jean-Michel Bazire mit Red Love verwandelte.
Sollte dies in jener Saison sein einziger voller Erfolg bleiben, so ist er seit 2016, in dem er mit 130 Treffern sein siegreichsten Jahr feierte, stets unter jenen „Drivers“ gewesen, die 100 Siege und mehr eingefahren haben. 2023 steht sein „Score“ bei 31 - Platz fünf in der Wertung zum Sulky d’Or.