Auf einer anderen Straße

Vincennes, Sonntag, 25. September 2022. Eine Woche nach der kompakten Entscheidung der Drei-, Vier- und Fünfjährigen-Kriterien hatten die 2018 geborenen Satteltraber ihren klassischen Auftritt.
Nicht mehr als Jagd-Rennen, bei dem die Dreijährigen 50 Meter Vorsprung gegen die Vier- und Fünfjährigen auf die 2175 Meter kurze Reise mitnahmen, kam der Prix des Elites daher. Im umgekrempelten französischen Turf-Kalender ist der Klassiker nur mehr für Vierjährige ausgeschrieben, womit ein Hauch Revanche zum Prix du Président de la République über dem Bois de Vincennes wehte.
Mit dem sechsten Treffer, ihrem zweiten auf höchstem Niveau, ließ die amtierende „Präsidentin“ Intuition ihre große, auf der Tribüne versammelte Besitzergemeinschaft strahlen. Adrien Lamy, der seinen dritten klassischen Saisonsieg landete und bereits jetzt über sein erfolgreichstes Jahr bilanzieren kann, meinte: „Sie musste heute ein bisschen mehr kämpfen als sonst. Es ist eine große Genugtuung, vor allen Besitzern und deren Freunden zu gewinnen.“
Martin d’Archimbaud, der das Paket für die Ecurie du Londel geschnürt hat, gab zu: „Sie ist ein Pferd für die großen Momente. In meinen Augen sind Pferderennen vor allem Emotionen, die man mit Familie und Freunden teilen sollte. Es sind epische Erlebnisse, die wir mit Intuition haben. Der Cornulier? Wir müssen uns ernsthaft damit beschäftigen. Ich möchte Tomas Malmqvist danken, der mit der in jungen Jahren so komplizierten Stute einen unglaublichen Job gemacht hat - genau wie ihre Pflegerin Laura, die sich hingebungsvoll um sie kümmert.“
Dabei wies zumindest vor Publikum anfangs wenig darauf hin, dass die Brillantissime-Tochter zu Höchstem berufen sei. Nach 18 Versuchen im Sulky versuchte es Malmqvist erst im Februar im Monté-Gewerbe - mit einer ernüchternden roten Karte. Danach war der Schalter jedoch wie umgelegt, es folgten ein Sieg und ein dritter Platz, bevor sie sich am 26. Juni um die Präsidentschaft bewarb und für 222:10 alle Mitbewerber überlegen mit zwölf Längen aus dem Feld schlug.
Weil sie auch am 2. September im Prix Emile Riotteau locker voraus war, musste sie nun mit der Bürde der uneingeschränkten Favoritin leben, was ihr nicht das Geringste ausmachte. Der beim Aufcantern unwirsche Ibra du Loisir, immer wieder angesungen und immer wieder enttäuschend, wenn’s ans Eingemachte ging, legte weit außen los wie die Feuerwehr, knöpfte im ersten Bogen Ici C’est Paris das Kommando ab und stürmte schwungvoll den Berg hinauf. Abschütteln ließen sich die drei Damen Idéale du Chêne, Intuition und Inès des Rioults bergauf nicht.
Im Gegenteil: Inès des Rioults versuchte sich in dritter Spur, was ihren Trainer Jean-François Senet zur Weißglut trieb: „Mit Inès‘ Vorstellung bin ich hochzufrieden, mit der des Jockeys nicht. Warum hab ich Florian händeringend eingetrichtert, mit dem Angriff bis zum Einlauf zu warten? Ist sie allein vorn, lässt sie sich ein wenig hängen. Viel besser kämpft sie, hat sie Pferde vor sich.“
Die Carat-Williams-Tochter ließ tatsächlich kurz nach der Einmündung der kleinen Piste Ibra du Loisir links liegen, doch folgte ihr Intuition wie ein Schatten - und bog auf der Zielgeraden den Spieß wuchtig um zwei Längen zu ihren Gunsten um, als habe sie einen höheren Gang eingelegt. Platz drei ging an Idéale du Chêne, die mit ihrer Gewinnsumme von 451.250 Euro unangefochten an der Spitze der weiblichen Monté-Pferde der Generation „I“ steht. Außenseiterin Iliade Mésloise lief den beiden Herren Ibra du Loisir und Ici C’est Paris sogar noch Rang vier ab.
Für Intuition hängt der Monté-Himmel nach dieser exquisiten Vorstellung voller Geigen. Neben dem neuen Rekord für vierjährige Satteltraber von 1:10,8 - 0,2 Sekunden unter Flèche Bourbons alter Marke - wanderten für den vierten Monté-Sieg aus sechs Ausritten 108.000 Euro aufs Konto, das nun bei 381.750 Euro angelangt ist.
Prix des Elites - Monté - (Gruppe I nat., vierj. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z.; 240.000 Euro
1. Intuition 10,8 Adrien Lamy 17
4j.br. Stute von Brillantissime a.d. Combattante von Sam Bourbon
Be: Ecurie du Londel (Martin d’Archimbaud); Zü: Ecurie Louis Baudron; Tr: Tomas Malmqvist
Zweijährig nach Qualifikation bei einer Auktion für 82.000 Euro von Louis Baudron nicht abgegeben!
2. Inès des Rioults 10,9 Florian Desmigneux 140
3. Idéale du Chêne 11,2 Paul-Philippe Ploquin 67
4. Iliade Mésloise 11,8 Guillaume Martin 760
5. Ibra du Loisir 12,0 Alexandre Abrivard 66
6. Ici C’est Paris 12,5 François Lagadeuc 110
7. Ivana de Bertrange 12,8 Jean-Yann Ricart 740
8. Idole of Love 13,7 Eric Raffin 410
9. Isla de Banville o.Z. Camille Levesque 480
Irina du Ris dis.r. Mathieu Mottier 110
Sieg: 17; Richter: leicht 2 - 3 - 6 - 1½ - 5 - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 07,2/675m - 09,1/1175m - 10,2/1675m
Wert: 108.000 - 60.000 - 33.600 - 19.200 - 12.000 - 4.800 - 2.400 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-09-25/7500/8
Perfekt vorbereitet, knochentrocken verwandelt
Das nennt man wohl eine perfekte Vorbereitung: Unmittelbar nach dem Triumphzug durch den Prix des Centaures der Kategorie I am 5. März war Monté-Spezialistin Granvillaise Bleue in die wohlverdiente Sommerruhe entlassen worden. Nach zwei nichtssagenden Auftritten im Fahren auf den Provinzbahnen von Graignes (28. Juli) und Alençon (4. September) standen die Ampeln und der „Smiley“ im Prix Georges Dreux für ältere Satteltraber klar auf Grün für die Stute der Galliers, die mit 748.260 Euro perfekt in das bei 760.999 Euro geschlossene erste Band passte.
Die „grüne“ Botschaft vernahmen die „turfistes“ wohl und hoben die Sechsjährige mit 1,9-fachen Odds klar auf den Favoritenschild - eine Rolle, der die Jag-de-Bellouet-Tochter vollauf gerecht wurde. Früh gehörte sie zum Spitzenquartett, bei dem Edition Géma bis ausgangs der Joinviller Kurve die erste Geige spielte. Dort wurde die krasse Außenseiterin von Chalimar de Guez verdrängt, den Jean-Yann Ricart kraftvoll den Berg hinan stiefeln ließ und zeitweise mit 20 Metern Vorsprung führte. Der Part der Verfolgerin fiel Granvillaise Bleue anheim, hinter der sich Fire Cracker, Freeman de Houëlle, Carioca de Lou und auch Du Scion beim ersten Versuch auf Gruppe-Parkett alle Optionen offen hielten.
An der Einmündung der kleinen Bahn war Chalimar de Guez gestellt und wurde so rasch entsorgt, wie sich Granvillaise Bleue abzusetzen begann. Camille Levesque konnte es sich leisten, die Braune nach außen laufen zu lassen und ins Publikum zu grüßen, so deutlich war sie für den neunten Treffer voraus. Die Überraschung auf dem Ehrenplatz war Du Scion, der den wacker die Zähne zusammenbeißenden Chalimar de Guez und Fire Cracker um jeweils eine Länge abfertigte.
Überaus zufrieden war Pierre Levesque als Vater des Erfolgs: „Wir hatten uns diese Aufgabe zum Einstieg in die Winter-Saison ausgesucht, waren uns aber nicht sicher, ob sie nach zwei Attelés in der Provinz schon für den Sieg in Frage kommen würde. Doch sie hat ihre Qualität bewiesen und liebt das Plateau de Gravelle. Vielleicht war sie nach der ausgiebigen Pause noch etwas zu ungestüm - doch besser so als matt und lustlos.“ Züchter und Besitzer Michel Gallier strahlte: „Ich habe das große Glück, eine Stute auf solch einem Niveau zu besitzen - und einen erstklassigen Trainer sowie eine exzellente Reiterin.“
Prix Georges Dreux - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjährige)
2850m Bänderstart, plus 25m ab 761.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Granvillaise Bleue 2850 12,4 Camille Levesque 19
6j.br. Stute von Jag de Bellouet a.d. Lady de Brévol von Capriccio
Be / Zü: Michel Gallier; Tr: Pierre Levesque
2. Du Scion 2850 12,6 Paul-Philippe Ploquin 620
3. Chalimar de Guez 2850 12,6 Jean-Yann Ricart 190
4. Fire Cracker 2850 12,7 Nathalie Henry 44
5. Carioca de Lou 2850 13,0 Alexandre Abrivard 360
6. Freeman de Houëlle 2850 13,1 Eric Raffin 49
7. Disco des Molands 2850 13,5 Guillaume Martin 330
8. Edition Géma 2850 13,8 Gaëlle Godard 790
Georgica Gédé 2850 dis.r. Damien Bonne 97
Sieg: 19; Richter: leicht 3½ - 1 - 1 - 4 - 2 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,6/1350m - 11,9/1850m - 12,4/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-09-25/7500/5
Hemmas lohnender Ausflug
Im Rahmenprogramm des im Zeichen Portugals stehenden Nachmittags verfehlte Reinier Feelders‘ 180:10-Außenseiterin Hemma de Brikvil ihren sechsten Sieg um einen „Hals“. Im über 2.700 Meter führenden Prix SLB Benfica d’Antony für fünfjährige Inländerinnen, die keine 110.000 Euro gewonnen hatten, gab die familieneigene Stute 1.200 Meter lang den Takt vor, ließ sich dann von Haïtian Fight Song ablösen und saß in der Entscheidung hinter der Théo-Josselyn-Tochter fest.
Mit Millimeterarbeit quetschte Alexandre Abrivard sie innen um Zentimeter vorbei, doch noch ein wenig mehr auf Zug war außen High Propulsion, mit der sich Benoît Robin den Löwenanteil der ausgelobten 51.000 Euro sicherte. Hemma de Brikvil, die wie die Erste und Dritte in 1:14,0 gestoppt wurde, bekam 12.750 Euro gutgeschrieben.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-09-25/7500/6