Auf dem vorläufigen Gipfel

Cagnes-sur-Mer, Donnerstag, 11. Januar 2024. An einem der wenigen Tage des Januar, in dem das Winter-Meeting von Vincennes nicht den Rennkalender beherrscht, präsentiert das „gemischte“ Meeting von Cagnes-sur-Mer seine zweitwichtigste Prüfung für die „Trotteurs“.
Stets am Donnerstag vor dem Prix de Belgique, dem letzten Amérique-Vorexamen, messen sich ältere europäische Traber auf dem Hippodrome de la Côte d’Azur, die ihren Standort im Süden der Grande Nation haben oder für die es zum Prix d’Amérique nicht reicht. 130.000 Euro lagen im Prix de la Côte d’Azur für sie bereit - und an die wollten 16 Gespanne ran.
Darunter Titelverteidiger Bordeaux S., der sich am 22. Dezember an Ort und Stelle den Grand Prix de Noël samt 36.000 Euro gesichert, am 7. Januar im Prix de Lille von Vincennes aber gar keine Rolle gespielt hatte und diese Scharte - nun wieder mit Christophe Martens im Boot - nach dem Willen „JMBs“ auswetzen sollte. Das gelang dem bei 5,7-fachen Odds gehandelten Schweden mitnichten, der am Start nicht zum Traben zu bewegen war und mit der roten Karte heimgeschickt wurde.
Besser versahen die übrigen „Gemeinten“ ihren Dienst: Aus dem ersten Band übernahm der nach langem Hin und Her zum Favorit gewordene Idéal du Rocher vor Gamble River, Flash de Vely und Floréal das Kommando. Eric the Eel nützte der Blitzbeginn aus dem zweiten, 25 Meter mehr arbeitenden Hieb nur insofern etwas, als sich der dänische Aal, der nahe der Mittelmeerküste liebend gern seinen neunten Sieg auf gallischem Boden angeln wollte, letztlich im dritten Paar außen wiederfand, nachdem Floreál in einem mutigen Duell mit einem langgezogenen Angriff nach etwas mehr als einer Runde Idéal du Rocher von der Kommandobrücke gejagt hatte.
Der Konter des Clif-du-Pommereux-Sohnes ließ nur kurz auf sich warten, doch war dies noch nicht alles für den Schützling von François Lagadeuc. Aus seinem Windschatten machte sich Floréal 200 Meter vorm Ziel neuerlich auf die Strümpfe und schickte das favorisierte Team sicher mit einer Länge auf die Verliererstraße. Langstreckenliebhaber Eric the Eel hingegen ließ ein bisschen den bei ihm so gefürchteten Biss vermissen.
Von Douglas du Pont durch die dritte Schlussbogenspur gezogen, kam er nur schwer auf Touren und wurde deutlich hinter den beiden Protagonisten nur mit Bronze vor Echo de Chanlecy und Douglas du Pont dekoriert - und auch das erst nach rasch überstandener „Enquête“: Letztlich hatten die Rennrichter nicht genügend an seiner und auch Floreáls Gangart auszusetzen, um sie zu disqualifizieren, womit der 15. Treffer des Fuchswallachs aus 79 Versuchen bei seiner Gruppe-Premiere nach kurzem, bangem Warten unter Dach und Fach war.
Auch sein junger Fahrer, der zuvor überhaupt erst acht Siege auf dem Kerbholz hatte, konnte sich die erste halbklassische Auszeichnung ans Revers heften. 360.180 Euro hat der Up-and-Quick-Sohn nunmehr auf dem Konto. „Es war bis hierhin ein langer Weg“, gestand Robin Bouvier, „erworben haben wir - mein Bruder Charles und ich - ihn Ende vierjährig mit aus 13 Versuchen gerade mal 880 Euro und entsprechend katastrophalem Formenspiegel. Das ist heute unser Ritterschlag, das Ergebnis harter Arbeit und der Unterstützung Vieler, insbesondere unserer Familie. Floréal hat sich ganz langsam peu à peu gesteigert, bis er zu dem Pferd geworden ist, das ihr heute vor euch seht.“
„Auch wenn es zum Sieg nicht gereicht hat, hat mich Idéal du Rocher erneut rundum überzeugt“, kommentierte François Lagadeuc, dass er doch ein bisschen überraschend abgefangen worden war. Keinen Grund zum Meckern sah dessen Trainer Charley Mottier: „Ich bin sehr zufrieden mit Pferd und Fahrer. Beide haben eine tolle Leistung geboten. Natürlich hätt‘ ich gern gewonnen, aber Floréal war nun mal den entscheidenden Tick besser.“
Ein bisschen anders sah es Franck Nivard: „Es lief alles bestens, wir hatten immer ein Führpferd, und eine halbe Runde vor Schluss war noch alles im Lot. Aber im Schlussbogen hatte Eric kein ‚Gas‘ mehr, und das Spitzen-Duo geriet rasch außer Reichweite. Platz drei hat er seinem Rennkopf zu verdanken, doch ich habe den Eindruck, dass er etwas müde und nicht mehr das Pferd des Frühjahrs ist.“
Da hatte sich der dänische Derby-Vierte des Jahres 2020 mit Solvallas Harper Hanovers Lopp sowie dem Grand Prix du Conseil Municipal von Vichy zwei Gruppe-II-Rennen in kurzer Folge eingeklinkt.
Prix de la Côte d’Azur (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige)
2925m Bänderstart; 25m Zulage ab 305.000, 50m ab 655.000 Euro (unbesetzt); 130.000 Euro
1. Floréal 2925 13,1 Robin Bouvier 100
9j. Fuchswallach von Up and Quick a.d. Vaganova von Néoh Jiel
Be: Charles Bouvier; Zü: Ecurie Vincel; Tr: Robin Bouvier
2. Idéal du Rocher 2925 13,1 François Lagadeuc 29
3. Eric the Eel 2950 12,7 Franck Nivard 35
4. Echo de Chanlecy 2950 12,8 Tony Le Beller 400
5. Douglas du Pont 2925 13,5 Nicolas Ensch 370
6. Fée Lucernaise 2925 13,5 Jean-Charles Féron 1200
7. Eden Basque 2950 12,9 Romain Derieux 270
8. Eolien de Chenu 2925 13,6 Théo Briand 1210
9. Flash de Vely 2925 13,7 Stéphane Cingland 340
10. Estero 2925 13,8 Pierre Vercruysse 690
11. Kennedy 2950 13,2 Gabriele Gelormini 210
12. El Greco Bello 2950 13,4 Pierrick Le Moel 1330
13. Fakir du Ranch 2950 13,5 Yannick-Alain Briand 790
14. Honky Tonk Blues 2950 13,5 David Békaert 160
15. Gamble River 2925 15,1 Steve Stefano 1630
Bordeaux S. 2950 dis.r. Christophe Martens 57
Sieg: 100; Richter: sicher 1 - 2½ - 2 - ½ - Kopf - 1 Länge; 16 liefen
Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro