Auch im dritten Halbklassiker unantastbar
(nn) Vincennes, Samstag, 1. Februar 2020. Aus den letzten bedeutenden Proben für den am 16. Februar ausgetragenen ersten Klassiker des Jahrgangs „H“, der als Critérium des Jeunes um 170.000 Euro Hengste und Stuten vereint, werden die Favoriten mit gemischten Gefühlen gegangen sein.
An diesem trockenen, 14 Grad warmen Samstag durften um 100.000 Euro im Prix Roquépine zunächst die jungen Damen ran, bei denen sich Havana d’Aurcy nach den Prix Une de Mai (20. Dezember) und Prix Gélinotte (12. Januar) auch den dritten Halbklassiker einklinkte und ihre Eskapaden, die ihr drei Disqualifikationen beschert haben, mittlerweile wohl restlos aus dem Gedächtnis gestrichen hat. Jean-Michel Bazire, nicht unbedingt als Ausbilder junger Pferde berühmt, ließ die Tochter der beiden klassischen Sieger Royal Dream und Avila ganz gemächlich beginnen. Ganz anders stand Damien Bonne der Sinn, der Habile Gédé, die mit Abstand Ärmste im Pulk, volle Kanne losknattern ließ. 1:08,5 für die ersten 700 Meter rissen das Feld weit auseinander.
Kaum kam der Anstieg, wurde es bedeutend langsamer und warf die Rappstute ohne Not das Handtuch im Galopp. Zur „Erbin“ wurde Havanaise, die sich diesmal jeden Aussetzer verkniff und das Feld vor Hope on Victory und Hermine Girl in den Schlussbogen brachte. Am Ende des Anstiegs hatte sich „Jean-Mi“ mit seiner großrahmigen Stute an die Flanke der Tempomacherin getankt. So sehr diese bis ins Ziel gegenhielt, war gegen Havana d’Aurcy kein Kraut gewachsen. Nach einem ausgiebigen Blick zurück ohne Zorn, ob von hinten noch Gefahr drohe, brauchte der 48-jährige seine Stute nie anzufassen, um sie sehr sicher um einen „Hals“ zum fünften Erfolg aus neun Versuchen vorbei zu schaukeln. 176.700 Euro hat die Schwarzbraune von Züchter und Besitzer Cyril Lelarge nun schon auf der Habenseite.
Rang drei ging an Hora Béji, die innen lange das Ende zierte und vier Längen zurück ganz leicht an Hermine Girl und Hope on Victory vorbeisprintete. History Jiel und Héroïne Darling konnten den Sog der Siegerin, an die sie sich bergauf angekoppelt hatten, nicht nutzen und gingen auf den finalen 300 Metern völlig unter. „Alles lief bestens. Ich hab sie ganz ruhig eintreten lassen und alles auf den Anstieg gesetzt, wo sie wirklich gut war. Havanaise hat sich als die starke Gegnerin entpuppt, als die ich sie im Vorfeld gesehen habe, doch wir haben sie sehr sicher in den Griff bekommen. Konditionell sollte ihr das 500 Meter längere Critérium keine Probleme bereiten“, war Bazires Resumée.
Prix Roquépine (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Havana d’Aurcy 13,2 Jean-Michel Bazire 15
3j.schwbr. Stute von Royal Dream a.d. Avila von Ready Cash
Zü / Be: Cyril Lelarge; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Havanaise 3. Hora Béji 4. Hermine Girl 5. Hope on Victory 6. Hirondelle Sibey 7. Halowie Renardier 8. History Jiel 9. Harrah Dibah 10. Héroïne Darling Habile Gédé Herbe Verte Harvest Home |
13,2 François-Pierre Bossuet 13,5 Alexandre Abrivard 13,9 Christophe Lebissonnais 14,0 Jean-Philippe Monclin 14,0 Eric Raffin 14,0 Alexis Prat 14,1 David Thomain 14,2 Yoann Lebourgeois 14,2 Matthieu Abrivard dis.r. Damien Bonne dis.r. Mathieu Mottier dis.r. Franck Nivard |
110 240 910 460 140 1220 780 230 88 780 590 120 |
Sieg: 15; Richter: sicher Hals - 4 - 3½ - 1¼ - Kopf - ¾ - 1 Länge; 13 liefen
Zw-Zeiten: 08,5/675m - 12,6/1175m - 13,7/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Heartbreaker fällt den Favoriten
Nicht ganz so gut versah Helgafell, Havana d’Aurcys Pendant bei den Hengsten, 35 Minuten später die abschließenden Hausaufgaben vor dem großen Examen, auch weil es im Prix Paul Viel für die 2017 geborenen Traber-Hengste sehr viel betulicher zuging. Lange Zeit gedachte niemand dem ruckzuck in Front geknatterten Heartbreaker One die Spitze streitig zu machen. Erst bergauf wurde der Gänsemarsch mit Heaven’s Pride vor Hooker Berry, 14:10-Favorit Helgafell, Harvest de Bulière, Hequileo Jiel und Hélium im Schlepptau aufgebrochen. Nicht etwa durch Allaires zweite Waffe Heaven’s Pride, der streng innen blieb, sondern durch Hooker Berry, an den sich Helgafell, Harvest de Bulière und Hélium hängten.
Ein echter Test auf Herz und Nieren durch Hooker Berry fand indes nicht statt, der für den Sieg 250 Meter vorm Ziel nicht mehr in Frage kam. Ab dort trat in einer reinen Spurtentscheidung Helgafell immer stärker auf den Plan, doch war für Trainer Luc Roelens die Verpflichtung Björn Goops - der ließ dafür den V75-Champions-Day in seiner zweiten Heimat Åby sehr zum Leidwesen der dortigen Veranstalter sausen - Gold wert. So sehr sich Philippe Allaires Nummer eins abrackerte, prallte er am Fuchs mit der riesigen Blesse um eine Nasenspitze ab und kassierte die zweite hauchdünne Niederlage seiner Laufbahn. Der Außenseiter schaffte nach vierten Plätzen in den Prix Emmanuel Margouty und Maurice de Gheest, die beide auf Helgafells Konto gegangen waren, den ersten Sieg in einem Halbklassiker, der zugleich der dritte seiner Karriere war.
Hinter dem souverän mit 207.900 Euro die Rangliste anführenden Helgafell, dem kein Zacken aus der Krone brach, übernahm Heartbreaker One mit 98.350 Euro Platz drei bei den Hengsten, auch weil Heaven’s Pride bei der höllischen Fahrt eingangs der Zielgeraden ebenso wie kurz darauf Harvest de Bulière schwer aus dem Tritt kam. Bei vorab lediglich sieben Aspiranten blieben die Prämien sechs und sieben in der Vereinskasse. „Wir haben lediglich eine Bataille verloren“, war Eric Raffins lakonischer Kommentar, und wer wollte, konnte ergänzen, dass der Krieg eben erst am 16. Februar entschieden wird.
Prix Paul Viel (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Heartbreaker One 14,9 Björn Goop 110
3j. Fuchshengst von Alto de Viette a.d. Reine Normande von Jest
Be: Marc van Honsebrouck; Zü: Freddy Degezelle; Tr: Luc Roelens
2. Helgafell 3. Hooker Berry 4. Hequileo Jiel 5. Hélium Harvest de Bulière Heaven’s Pride |
14,9 Eric Raffin 15,2 Jean-Michel Bazire 15,4 MatthieuAbrivard 15,7 Guillermo Roig Balaguer dis.r. Benoît Vassard dis.r. David Thomain |
14 61 290 640 710 64 |
Sieg: 110; Richter: Kampf k.Kopf - 2½ - 2½ - 3 Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 (- 2.000 - 1.000) Euro
Auch die dritte Gruppe-Aufgabe war ausschließlich Franzosen vorbehalten. Im Prix d‘Avignon der Kategorie III für Vierjährige, die keine 130.000 Euro auf dem Kerbholz hatten, riss die schöne fünffache Siegesserie von Favorit Go On Boy, weil Alexandre Abrivard nach einer harschen Anfangsphase, in der er die Spitze gegen den bald in seinem Windschatten verschwindenden Golden Renka behauptete, Gelati Cut eiskalt lange alles ganz bequem einteilen konnte. Erst ab dem Gipfel wurde es für ihn etwas ungemütlicher, als Golden Renka vor Garibaldi und Go On Boy wieder nach außen dirigiert wurde und versuchte, die Daumenschrauben anzusetzen. Damit biss er bei Gelati Cut mächtig auf Granit. Der schmucke Fuchs mit der Flocke hatte genügend in petto und blieb für den vierten und wertvollsten Treffer seiner Laufbahn jederzeit sicher voraus. Innen flankte Go On Boy um den müden Golden Renka herum, außen Garibaldi - mit dem geringfügig besseren Resultat für Romain Derieux‘ entzauberten Schützling.
„Er ist der Beste in meinem Stall; wir gehen vorsichtig mit ihm um - so ein Pferd willst du schließlich über ein paar Jahre haben. Er tritt im Gegensatz zu vielen seiner Kontrahenten noch immer mit Eisen, wenn auch leichten, an. Da haben wir eine Option, ihn etwas besser zu machen. Außerdem hat sich der ziehbare Kulissen-Zaum bewährt. Angesichts der aktuellen Fortschritte wäre ich nicht überrascht, wenn‘s fürs Critérium des 4 Ans Anfang Mai reicht. Zum Glück hat er auf der Auktion am Amérique-Wochenende für einen akzeptablen Preis keinen Käufer gefunden. Ich freue mich auch für die Besitzer, dass sie ihn behalten haben“, sprudelte es aus dem glückseligen Trainer Romain Larue heraus. Desgleichen war der andere Romain (Derieux) zufrieden: „Nach vier Monaten Pause war das Comeback völlig okay. Wir hatten das gewünschte verdeckte Rennen. Leider war es unterwegs etwas zu langsam. Er hat sich am Ende richtig langgemacht und prima gekämpft. Darauf können wir aufbauen.“
Prix d‘Avignon (Gruppe III nat., Vierjährige, keine 130.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z.; 70.000 Euro
1. Gelati Cut 12,4 Alexandre Abrivard 77
4j. Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Variety Cut von Mambo King
Be / Zü: Ec. du Windcut; Tr: Romain Christian Larue
2. Go On Boy 3. Garibaldi 4. Glorissima 5. Golden Renka 6. Galaxie du Goutier 7. Gloria du Goutier 8. Guérilla de Simm Go Along Goldy Mary |
12,5 Romain Derieux 12,5 Jean-Philippe Monclin 12,7 Etienne Dubois 12,8 Eric Raffin 12,9 Clément Duvaldestin 12,9 Yoann Lebourgeois 13,8g David Thomain dis.r. Anthony Barrier dis.r. Matthieu Abrivard |
26 37 580 55 160 200 770 340 180 |
Sieg: 77; Richter: leicht 1½ - k.Kopf - 2½ - ½ - 1½ - Kopf; 10 liefen (NS Girolamo)
Zw-Zeiten: 08,8/1200m - 12,1/1700m - 13,7/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro