Au revoir, Cagnes!

(nn) Cagnes-sur-Mer & Enghien, Freitag, 13. März 2020. Vorläufig Abschied nehmen von der Bahn dicht am Mittelmeer heißt es nun für Cagnes-sur-Mer, wo der letzte Renntag wie die drei vorherigen wegen der Coronavirus-Epidemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor leeren Rängen stattfand. Seit dem 14. Dezember wurde auf dem 1288 Meter weiten Linkskurs des Hippodrome de la Côte d’Azur getrabt, das zum guten Schluss mit einer Gruppe-III-Prüfung um 80.000 Euro aufwartete.
Von Beginn an war enorm Bewegung im Prix de Vincennes, in dem Titelverteidigerin Bulle de Laumont dank eines Blitzstarts ihr 25-Meter-Handicap nach wenigen Sekunden aufgearbeitet und unmittelbar Kontakt zu den vorderen Neun hatte. Auch bei denen ging’s kunterbunt zur Sache. War erst Altéa de Piencourt vorn, so wechselte die Spitze noch vor Erreichen der ersten Biege zu Black d’Arjeanc, dem 200 Meter weiter mit Dream de Lasserie einer aus dem engsten Favoritenkreis das Zepter entriss, was wiederum Calle Crown in den Wind der Außenspur stellte. Das schmeckte Pierre Vercruysse gar nicht, der dem kleinen Schweden Beine machte, ihn Mitte der ersten Überseite in Front scheuchte und nach einer halben Runde Dream de Lasserie wieder den Vortritt ließ. Da waren außen Bilooka du Boscail und Bulle de Laumont längst an Carlo de Carsi vorbei zur äußeren Spitzengruppe vorgerückt.
Die beiden Stuten - erst Bilooka, dann Bulle - brausten gegenüber in einem gemeinsamen Zug in Front, so dass die Lage für Calle Crown als nur noch innerer Vierter allmählich höchst ungemütlich wurde. In der Schlusskurve suchte Stéphane Cingland mit Bulle de Laumont die frühe Entscheidung und setzte sich blitzartig auf drei, vier Längen ab. Zu viel verlangt von der 22-fachen Siegerin, die weit vorm „Enquête-Pfosten“ aus dem Takt kam, entscheidenden Boden verlor, erhebliche Unruhe im Feld stiftete und - obwohl rasch auspariert - fürs Treppchen obsolet war. Ihr Pech war zunächst das Glück Dream de Lasseries, den Romain Derieux geschickt vorbeimanövrierte und schon die Englein singen hörte. Doch auch Calle Crown kam rechtzeitig frei, und wie der kleine Schwarzbraune, in seiner Heimat 2017 Sieger der Kriterie-Revanschen und seit 1½ Jahren durchweg in Frankreich unterwegs, mit zusammengebissenen Zähnen fightete, wäre allein das Eintrittsgeld wert gewesen. Meter um Meter holte er gegen den etwas enteilten Dream de Lasserie auf und schnappte ihm um eine halbe Länge den Sieg weg - den dritten aus 14 Frankreich- bzw. den zehnten aus 37 Gesamt-Engagements.
Vier Längen hinter diesen beiden Kampfhähnen schützte Bilooka du Boscail auch beim 109. Start keine Müdigkeit vor und hielt sich für „Bronze“ ein Trio vom Leib, das Kopf an Kopf den Zielstrich passierte und aus dem ganz außen Carlo de Carsi einen Hauch stärker war als Black d’Arjeanc und Pechmarie Bulle de Laumont.
„Wir mussten unmittelbar vor dem Rennen noch etwas an der Anspannung ändern, darum konnte ich ihn nicht so wie sonst aufcantern und musste am Start vorsichtig sein. So war er auf den ersten 500 Metern nur im Mittelfeld zusehen. Unterwegs hatte ich ihn dann prima in der Hand. Natürlich spielte das Pech der Bulle de Laumont uns in die Karten. Wie der Kleine die Zielgerade herunter sprintete, war extraordinär“, resümierte Vercruysse, für den es am Finaltag lief „wie geschnitten Brot“.
Grand Prix de Vincennes (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjähr., keine 800.000 Euro)
2925m Bänderstart; 25m Zulage ab 332.000 Euro; 80.000 Euro
1. Calle Crown 2925 14,2 Pierre Vercruysse 27
6j.schwbr. Hengst von Great Challenger a.d. Hillary Crown von Victor Victor
Be: Easy KB, SE; Zü: Helle & Lene Hjorth, SE; Tr: Tomas Malmqvist
2. Dream de Lasserie 3. Bilooka du Boscail 4. Carlo de Carsi 5. Black d‘Arjeanc 6. Bulle de Laumont 7. Brasil de Bailly 8. Altéa de Piencourt 9. Coral Sea 10. Boss du Meleuc Balzac de Souvigné Bourbon Somolli |
2925 14,2 Romain Derieux 2950 13,9 Yves Hurel 2925 14,6 Dominik Locqueneux 2925 14,6 Jean-Charles Féron 2950 14,0 Stéphane Cingland 2925 14,7 David Békaert 2925 14,7 Junior Guelpa 2925 14,9 Stève Stéfano 2950 14,6 Kevin Leblanc 2925 dis.r. Laurent-Guy Richard 2925 dis.r. Nicolas Mortagne |
37 97 660 190 40 280 230 1140 550 510 900 |
Sieg: 27; Richter: Kampf ½ - 4 - 2 - k.Kopf - Kopf - 1½ Längen; 12 liefen
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Gut ausgesucht hatte Rudi Haller für Tyrolean Dream den Prix de Syracuse. In den über 2925 Meter führenden Course Européenne für Sechs- bis Zehnjährige, die keine 147.000 Euro reich waren, passte der Wieserhofer mit seinen 143.447 Euro Einkommen perfekt. Das enge Eindrehen ganz innen quittierte der bei 40:10 zur zweiten Kraft des Wettmarkts erkorene Dream-Vacation-Sohn mit einem üblen Patzer, der ihm umgehend die rote Karte bescherte. Erneut ging der Sieg dank Pierre Vercruysse nach Schweden: Der Ex-Weltmeister machte sich im Mittelfeld mit Making Love förmlich unsichtbar, ließ in Front Vandalo Gio und Emiliano rochieren und machte den von Daniel Parling trainierten Ken-Warkentin-Sohn in fünfter Einlaufspur frisch. Der wies den innen durchstoßenden Emiliano ganz leicht um eine Länge ab, schaffte im sechsten Anlauf den ersten Frankreich-Sieg und bekam 13.050 der insgesamt ausgewiesenen 29.000 Euro gutgeschrieben.
Vercruysse, der auch noch mit Eden Basque für Trainer Nicolas Ensch gepunktet hatte, war Mann des letzten Meeting-Tages, das mit einem Amateurfahren beendet wurde: Die französische Championesse Sophie Blanchetière setzte sich nach erstklassiger Einteilung mit 16:10-Favorit Delta du Poret durch und bescherte Trainer Yannick-Alain Briand den 30. Meeting-Sieg. Das langte zu Rang zwei hinter Romuald Mourice, dessen Schützlinge 33 Mal die Nase vorn hatten. Bei den „Drivers“ lautete der Einlauf Christophe Martens (25 Treffer) vor David Békaert (21).
Freitag, den 13. rund für Vercruysse machte der von ihm vorbereitete Moni Viking. Der Maharajah-Sohn behielt im fernen Enghien im 2150 Meter langen Prix de Pierrefitte-sur-Seine, dem Quinté-Rennen des Tages, mit Bryan Coppens nach extrem aufwändigen letzten 600 Metern knapp gegen Divine Meslois und Datcha die Oberhand und sackte 26.100 Euro ein.