Architekt Vitruvio, Baumeister Björn Goop

(nn) Kouvola, Samstag, 27. Juni 2020. Wegen der Corona-Krise und dem damit einhergegangenen Lockdown in Finnland bis zum 16. Mai um zwei Wochen nach hinten gerückt wurde der seit 1998 ausgetragene Kymi Grand Prix um 170.000 Euro, davon 100.000 dem Sieger. Bei Finnlands „internationaler Mittelstrecken-Meisterschaft“ im beschaulichen Kouvola konnten sich die stets sehr rührigen Macher, die an die neun Equipen - Titelverteidiger Racing Mange musste passen - vorab üppige Geschenke verteilten, über ein ausgezeichnetes Starterfeld freuen.
Hätten sie wie in den Jahren zuvor über ein größeres Budget verfügt und den einen oder anderen Teilnehmer einfliegen lassen können, „wäre diese Prüfung durchaus eine Option für Cleangame gewesen. Den endlosen Weg per Transporter wollte ich ihm jedoch nicht zumuten“, hatte Jean-Michel Bazire verlauten lassen. Der 20-fache französische Meister dürfte sich dennoch per Video in die finnische Provinz zugeschaltet haben, war doch sein für die Skandinavien-Rallye zu Frode Hamre überstellter Spezi Blé du Gers mit Hexenmeister Jos Verbeeck dabei.
Optimistisch hatte Björn Goop mit dem im Oslo Grand Prix so hart geprüften Vitruvio die Reise übers Baltische Meer angetreten: „In Oslo war er viel zu hektisch, ich konnte ihn nicht zurücknehmen. Ich denke, er hat jenen Transport mental gut verkraftet; im Training präsentiert er sich derzeit ausgeglichener. Ob er das auch im Rennen ist, weiß man natürlich nie vorher - ich hoffe es zumindest. Kommt er gut durch die in Kymi etwas speziellen Bögen, haben wir dank der exzellenten Startnummer eine allererste Chance.“
„Rampe 3“ konnte oder wollte das Favoritengespann allerdings nicht nutzen. Viel zügiger waren Handsome Brad (5), der im ersten Bogen dahinter einparkende Antonio Tabac (7) und Goops zweite Waffe Moni Viking (1) auf den Beinen, und der Harper-Hanover-Sieger sollte nach 600 Metern mit einem knackigen Zwischensprint denn auch die Spitze übernehmen. Goop sah sich all dies als nach hinten versetzt äußerer Anführer seelenruhig an, machte, als Moni Viking das Zepter erobert hatte, Vitruvio die Socken scharf und wurde in der zweiten Kurve von Pierre Vercruysse selbstredend vorbei gelassen.
Das rief Cokstile auf den Plan, den Christoffer Eriksson mit der ungeliebten „9“ geschickt aus der inneren Falle laviert hatte und zügig an der Flanke des Italieners installierte. Als Anhängsel brachte er Blé du Gers, Chief Orlando und den in jeder Kurve Probleme offenbarenden Makethemark mit. Whole Lotta Love, der Finne in Diensten des Franzosen Philippe Daugeard, trug die rote Laterne.
Ab 600 Meter vorm Ziel zog Cokstile, der Elitloppet-Zweite, der bei einer durchaus möglichen Disqualifikation Propulsions auf den größten Erfolg seiner Laufbahn hoffen darf, die Daumenschrauben an. Vitruvio parierte, und beide Kampfhähne setzten sich etwas vom Rest ab. So sehr sich der nach Italien verkaufte norwegische Derby-Sieger von 2017 mit all seiner Wucht reinhängte - Vitruvio hatte dank Goops effektiver Unterstützung stets ein klitzekleines Gramm mehr auf die Waagschale zu legen und rettete sich in einem mitreißenden Finish um Haupteslänge ins Ziel.
1½ Längen zurück winkte Blé du Gers lange Rang drei, doch driftete der Oslo-Sieger in der fetzigen Endphase zu weit nach außen. Die zusätzlichen Meter reichten nur für den fünften Scheck. Goops Gold-Rush perfekt machte Moni Viking, den Vercruysse in Spur drei herausnahm und damit Handsome Brad die Chance zum direkten Durchstoß eröffnete. Nutzen konnte sie der Brad-de-Veluwe-Sprössling nicht ganz und kam für „Bronze“ um eine Winzigkeit zu spät. Ewig seiner grandiosen Vorjahrsform läuft Makethemark hinterher, der die letzte klitzekleine Hoffnung nach einem weiteren Patzer im Schlussbogen begraben konnte und weit abgehängt am Zielrichter vorbeitrudelte.
„Das war ein großartiger Fight zweier fantastischer Pferde! Cokstile ist von unglaublicher Härte, aber auch Vitruvio hat immensen Kampfgeist bewiesen. Das hat letztlich den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben“, kommentierte Goop mit der Generosität des Siegers.
23. Kymi Grand Prix (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
2100m Autostart, 170.000 Euro
1. Vitruvio 11,6 Björn Goop 21
6j.br. Hengst von Adrian Chip a.d. Tigre OM von Zebu
Be: Scud.Pink & Black; Zü: Scud. Sant’Andrea Srl; Tr: Björn Goop
2. Cokstile 3. Moni Viking 4. Handsome Brad 5. Blé du Gers 6. Antonio Tabac 7. Whole Lotta Love 8. Chief Orlando 9. Makethemark |
11,6 Christoffer Eriksson 11,8 Pierre Vercruysse 11,8 Carl Johan Jepson 11,9 Joseph Verbeeck 12,3 Olli Koivunen 12,3 Philippe Daugeard 12,7 Antti Teivainen 13,7g Santtu Raitala |
49 72 111 136 160 520 519 163 |
Sieg: 21; Richter: Kampf Kopf - 1½ - k.Kopf - ½ - 4 Längen; 9 liefen (NS Racing Mange)
Zw-Zeiten: 10,5 - 13,0 - 11,5 - 08,5/je 500m
Wert: 100.000 - 40.000 - 17.000 - 8.500 - 4.500 Euro