Alter Hase in neuer Sparte
(nn) Vincennes, Sonntag, 22. September 2019. 25 Meter Zulage waren wie im Vorjahr zu viel für Arlington Dream im Prix Georges Dreux für die „europäische Kavallerie“, die am verregneten Nachmittag ausschließlich aus Franzosen gebildet wurde.
Es waren jedoch nicht die gleichfalls im zweistelligen Bereich notierten Dauerrivalen Clegs des Champs, Boss du Meleuc oder Caban Prior, die Philippe Allaires altem Haudegen den Siegzahn zogen, sondern mit Vertige de Chenu einer, der auf seine letzten Tage ausgesprochenen Spaß an dieser Disziplin gefunden zu haben scheint. Im ersten Semester 2016 zweimal mit roten „Monté-Karten“ nach Hause geschickt, was ihm zwei Jahre später beim dritten Versuch genauso widerfuhr, wurde er erst wieder in diesem Jahr gesattelt und holte unter anderem zwei Ehrenplätze. Zu den Favoriten zählte der Zehnjährige dennoch nicht, obwohl sich Trainerfuchs Jean-Michel Baudouin durchaus Chancen errechnet und Eric Raffins Dienste gesichert hatte: „Er war in den letzten zwei Wochen in der Arbeit nicht wiederzuerkennen und so gut drauf wie lange nicht.“
Schon auf den ersten 700 Metern dürfte sich mancher verwundert die Augen gerieben haben. Obwohl er bequem hinter Favorit Clegs des Champs hätte einparken können, scherte sich Raffin einen Teufel darum, drückte unermüdlich auf die Pace und durfte, als es das erste Mal am Zielschild vorbei ging, endlich nach vorn. Dort war er auch eine Runde später, als es ans Abrechnen ging - in was für einer Manier! Eine Chance hatte weder der Legs-du-Clos-Sohn noch Arlington Dream, der seinen Nachteil zügig wettgemacht hatte und nach 700 Metern an vierter Position hinter Boss du Meleuc erschien, der wiederum 400 Meter vorm Ziel gründlich die Waffen streckte. Bei konstantem Tempo im mittleren 1:13er Bereich legte Vertige de Chenu gegen die Sattel-Spezialisten zu, als ob er zuvor lediglich spazieren gegangen wäre. Beim 120. Start gelang dem Sohn des Monté-Cracks Lynx de Bellouet mit dem 20. Sieg zugleich der erste in dieser Disziplin überlegen 4½ Längen vor Clegs des Champs und dem am Ende etwas mauen Arlington Dream, der um Platz drei vor Caban Prior höllisch auf der Hut sein musste.
Rosige Zeiten deuten sich an für Vertige de Chenu, der im Spätherbst der Karriere in dieser Sparte vielleicht noch die eine oder andere fette Beute schlagen kann, zumal er als Zehnjähriger nach den neuesten Beschlüssen bis zum 31. März 2020 starten darf. Nach dem heutigen Coup steht sein Konto bei 574.930 Euro.
Prix Georges Dreux - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjährige)
2850m Bänderstart, plus 25m ab 761.000 Euro; 80.000 Euro
1. Vertige de Chenu 2850 13,1 Eric Raffin 195
10j. Fuchswallach von Lynx de Bellouet a.d. Neige de Chenu von Blue Eyes America
Be / Tr: Jean-Michel Baudouin; Zü: Franck Pellerot
2. Clegs des Champs 3. Arlington Dream 4. Caban Prior 5. Boss du Meleuc 6. Al Capone Jet 7. Caduceus des Baux 8. Be Mine de Houëlle |
2850 13,4 David Thomain 2875 12,9 Yoann Lebourgeois 2850 13,6 Aurélien Desmarres 2850 14,0 Alexandre Abrivard 2850 14,2 François Lagadeuc 2850 14,4 Matthieu Abrivard 2850 16,0 Marie Bacsich |
20 34 69 79 310 300 470 |
Sieg: 195; Richter: überlegen 4½ - 2½ - ½ - 5 - 3 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 13,6/1350m - 13,6/1850m - 13,5/2350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Der Herr Senator vor dem Stadtführer
Nur 30 Minuten, nachdem die von ihm trainierte Taste of Diamonds mit Ken Ecce in Berlin die Breeders Crown der Zweijährigen an ihre Fahne geheftet hatte, konnte Tomas Malmqvist aus der Berliner Ferne nach dem Prix de Clermont-Ferrand über den nächsten üppigen Batzen jubeln. Lange an drittletzter Stelle der über 2700 Meter führenden Prüfung für Vierjährige bis 204.999 Euro Gewinnsumme liegend, dirigierte David Thomain den aus 22 Starts vornehmlich aus Schweden lediglich einen Sieg mitbringenden Borups Senator 700 Meter vorm Ziel in die dritte Spur und machte dort zügig Boden auf die von City Guide vor Fabio de Pervenche und Zilath innen sowie von Fable du Plessis vor Fashion Queen und Fubria außen angeführte Spitzengruppe wett. Während Fable du Plessis, die erst zu Beginn des Anstiegs aus der dritten Reihe weggekommen war, wie die hochgehandelte Fashion Queen nicht mehr entscheidend zuzulegen vermochten, spielte der Schwede jene Tugenden aus, für die sein Erzeuger SJ’s Caviar als Vererber gerühmt wird: Kampfgeist bis zur Linie. Genau dort hatte er City Guide am Schlafittchen, der sich dennoch nach elfwöchiger Rennabstinenz brillant vorstellte, zumal er einiges tun musste, um nach 900 Metern endlich von Fabio du Pervenche den Taktstock zu übernehmen. Auch der deutsche Derby-Dritte 2018 hielt als Vierter wacker durch und schnupperte Mitte der Zielgeraden am Stockerl, bis ihm Fashion Queen um eine halbe Länge das Nachsehen gab.
Prix de Clermont-Ferrand (int., Vierjährige, keine 205.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 53.000 Euro
1. Borups Senator 13,8 David Thomain 69
4j.br. Hengst von SJ’s Caviar a,d. Jackal Broline von Pine Chip
Be: Baltic Stable, DK; Zü: Gustaf Thulin, SE; Tr: Tomas Malmqvist
2. City Guide 3. Fashion Queen 4. Fabio de Pervenche 5. Zilath 6. Fubria 7. Fable du Plessis 8. Fairy White 9. Feydeau Seven |
13,8 Pierre Vercruysse 14,0 Eric Raffin 14,0 Matthieu Abrivard 14,1 Andrea Guzzinati 14,2 Yoann Lebourgeois 14,6 Paul-Philippe Ploquin 15,0 Franck Nivard 16,1 Nicolas Bazire |
27 42 420 100 54 190 240 290 |
Sieg: 69; Richter: Kampf Kopf - 2½ - ½ - 1 - 1½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 15,1/1350m - 14,6/1850m - 14,4/2350m
Wert: 23.850 - 13.250 - 7.420 - 4.240 - 2.650 - 1.060 - 530 Euro