Alex lässt Gualdo Tadino jubeln

Montegiorgio, Sonntag, 14. November 2021. Das große Rad des italienischen Trabrennsports drehte sich an diesem Wochenende allein im am Osthang der Abruzzen rund 20 Kilometer von der Adria-Küste entfernten 7.000-Seelen-Städtchen Montegiorgio und den umliegenden Gemeinden in der Region Marken (Marche).
Zum 34. Mal wurde dort der Palio dei Comuni, der berühmteste Wettstreit der Gemeinden für Traber, ausgefochten, der das im Mittelalter initiierte Wettrennen hoch zu Ross zwischen einzelnen Zünften, Gilden oder Stadtvierteln zum Vorbild hat und dessen berühmtestes jenes von Siena ist. Bei dem ging es einst im Galopp um den Marktplatz.
1989 hat Montegiorgio die Tradition für die Traber aufleben lassen. Natürlich nicht mitten in der Stadt, sondern auf einer ordentlichen, wenngleich nur 800 Meter weiten Piste. Und die Nachfrage war enorm. So groß, dass neben Montegiorgio 26 weitere „Contraden“ einen mehr oder weniger chancenreichen Aspiranten für ihre Fahnen, was durchaus wörtlich zu leben ist, unter Order hatten. Neben Massenbesuch gaben die 27 Ortswappen bzw. -flaggen dem bunten, mit etwas mehr als 153.000 Euro veredelten Spektakel einen exquisiten Anstrich.
Hatten im Vorjahr die unverwüstliche Französin Bahia Quesnot und Conni Lugauer mit Night Brodde die weite Reise über die Alpen gewagt, so blieben diesmal die Italiener unter sich. Einzig die zahlreichen, von „Weltmeister“ Cokstile angeführten Importe boten internationale Farbtupfer.
Um 15.30 Uhr ging die farbenfrohe Show, für die Alessandro Gocciadoro seinen Stall geleert hatte und ein Dutzend Starter stellte, von denen sich fünf im Zwölfer-Feld des Endlaufs wiedertrafen, mit der ersten „Batteria“ los. Am Ende ließ der Mann diesmal nicht in goldgelb, sondern weinrot mit weißen Ärmeln wie im Vorjahr das rund 90 Kilometer westlich von Montegiorgio gelegene Gualdo Tadino jubeln.
Hatte 2021 Global Trustworthy die Fahne des 15.000-Einwohner-Städtchens in vorderster Front leuchten lassen, so wird diesmal Bengurion Jet ein kleines Denkmal bekommen. Jener Traber, der am 27. Juli 2021 in Jägersros Prix Cagnes-sur-Mer einen donnernden 1:08,8-Akkord gesetzt und die daraus resultierenden Hoffnungen auf eine meisterliche Karriere nie recht hatte erfüllen können.
Für Italiens Trainer-Campione war’s der fünfte Triumph in diesem Klassiker nach Linda di Casei 2011, Peace of Mind 2017 und 2018 sowie besagtem Global Trustworthy, der diesmal Zweiter wurde.
Die Vorläufe
Nach mehr oder weniger kapitalen Start-Aussetzern von Viscarda Jet, Blackflash Bar, Verdon WF und Vesna hatte der von der „4“ zackig vor dem nach einer Runde springenden Achille BLV und Voodoo dei Greppi in Front gedüste Zacon Gio in Batteria A nicht mehr viel zu schlagen. Zumal Vincenzo dell’Annunziata außen bei Chief Orlando so lange auf der Bremse saß, bis sich Gocciadoro ein Herz fasste und ihn auf dem Todessitz ablöste.
Auf der Zielgeraden musste Roberto Vecchione seinen Partner nur ein wenig vorm Einschlafen bewahren - gefährdet war der 30. Sieg des einstigen Vierjährigen-Stars und Millionärs nie, der die erste Messlatte zwei Längen voraus auf moderate 1:12,1 legte. Selbst Blackflash Bar schaffte ungeachtet ihres anfänglichen Bodenverlusts den „final cut“ als Dritte ganz bequem.
Nach dem gleichen Muster mit noch weniger Problemen schnappte sich Alex Gocciadoro Batteria B, denn an der „1“ brachte er Bengurion Jet mit entwaffnender Selbstverständlichkeit ab. Der Maharajah-Sohn führte den Pulk, aus dem sich Vincero‘ Gar früh im Galopp empfahl, in kernigem Tempo vor Africa Jet, dem im Schlussbogen „Valet“ sagenden Zinko Top, Atik DL und Amon You SM um die Runden.
Selbst International-Trot-Sieger Cokstile fand in der Todeslage keinen Ansatzpunkt, Bengurion Jet auszuhebeln - im Gegenteil: Während sich der Fünfjährige ohne einen Handschlag seines Steuermanns nach außen schrägend leicht auf zwei Längen absetzte und ersichtlich reichlich Körner fürs Finale sparte, biss 16:10-Favorit Cokstile bei der im Sog des Siegers ideal aufgehobenen Africa Jet selbst für den Ehrenplatz auf Granit.
Drei Schützlinge hatte Gocciadoro in Vorlauf 3 unter Order, die allesamt das Finale erreichten. Schrecksekunde für die Mannen aus Fermo, als neben Usain Töll und Bonjovi MMG auch die ihre Farben tragende Akela Pal Ferm am Start aus dem Tritt kam. Nach sieben Sprüngen hatte Antonio d Nardo die Braune mit der breiten Blesse wieder im Griff, aber die mit der „2“ exzellente Ausgangslage war perdu. Mehr als Platz drei im zweiten, von Vaprio vor Bonneville Gifont angeführten Zug war nicht drin.
Den frühen Rücksturz der 16:10-Favoritin nutzte Blitzstarter Generaal Bianco (5) gnadenlos, preschte ins Kommando und trat dies nach 300 Metern an Trainingskumpel Global Trustworthy ab. Mit dem Vorjahrssieger, der diesmal für Civitanova Marche die Kastanien aus dem Feuer holen sollte, konnte Gocciadoro lange eine recht gemütliche Kugel schieben. Zackiger ging’s erst zur Sache, als sich Akela Pal Ferm nach einer Runde in Spur drei auf den weiten Weg nach vorn zu machen begann.
Global Trustworthy vermochte dies nicht zu kratzen, der sich, durch zwei, drei eher zarte Klapse auf den Allerwertesten motiviert, überlegen um 2½ Längen aus dem Staub machte. Spannend ging’s nur bei der Verteilung der weiteren Endlauf-Tickets zur Sache. Für die schälte sich Akela Pal Ferm als Zweitbeste heraus, streckte die Nase knapp vor Generaal Bianco ins Ziel und durfte auf eine akzeptable Rampe für die zweite Auflage hoffen.
Eine Länge hinter diesem Duo wurde sicherheitshalber das Zielfoto zu Rate gezogen, das einen minimalen Vorteil für Ambra Grif vor Unglückswurm Usain Töll und Bonneville Gifont auswies.
Palio dei Comuni (Gruppe I int.)
Vorläufe à 1600 Meter Autostart, 8.250 Euro
Wert: 3.450 - 1.650 - 900 - 450 - 300 und 1.500 Euro Züchterprämie
Ins Finale kommen die jeweils besten Vier.
1. Batteria (Premio Moni Maker)
1. Zacon Gio 12,1 Roberto Vecchione 16
7j.dklbr Hengst von Ruty Grif a.d. May Glade Font SM von Yankee Glide
Be: Giuseppe Franco; Zü: Scud. Bivans; Tr: Holger Ehlert
2. Allegra Gifont 12,3 Alessandro Gocciadoro 147
3. Blackflash Bar 12,4g Santo Mollo 32
4. Voodoo dei Greppi 12,5 Gennaro Pacileo 1041
5. Chief Orlando 13,1 Vincenzo-P. dell’Annunziata 291
6. Viscarda Jet 13,3g Crescenzo Maione 132
Achille BLV dis.r. Enrico Bellei 73
Verdon WF dis.r. Andrea Guzzinati 383
Vesna agh. Rene’ Legati 138
Sieg: 16; Richter: leicht 2 - 1 - ½ - 4½ - 1 Länge; 9 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6315506469112
2. Batteria (PremioDryade de Bois)
1. Bengurion Jet 11,4 Alessandro Gocciadoro 22
5j.br. Hengst von Maharajah a.d. Love Me Tender von Supergill
Be: Scud. Le Siepi Horse Racing Srl; Zü: Az.Agr. Toniatti Giacometti; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Africa Jet 11,6 Rene’ Legati 463
3. Cokstile 11,8 Vincenzo-P. dell’Annunziata 16
4. Atik DL 11,9 Manuel Pistone 257
5. Adamo Dipa 12,4 Luca Farolfi 386
6. Amon You SM 12,6 Andrea Guzzinati 506
7. Gambit Brodde 12,7 Marcello di Nicola 954
Vincerò Gar dis.r. Pietro Gubellini 79
Zinko Top dis.r. Massimiliano Castaldo 360
Sieg: 22; leicht 2 - 1¼ - ½ - 4 - 1½ Längen; 9 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6315503611112
3. Batteria (Premio Pascia’ Lest)
1. Global Trustworthy 11,7 Alessandro Gocciadoro 59
8j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Trophy Stand von Garland Lobell
Be: Scud. Pink & Black; Zü: Global Farm AB (Hans Nelén), SE; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Akela Pal Ferm 12,1g Antonio di Nardo 14
3. Generaal Bianco 12,1 Massimiliano Castaldo 255
4. Ambra Grif 12,2 Andrea Guzzinati 335
5. Usain Töll 12,2g Vincenzo-P. dell’Annunziata 37
6. Bonneville Gifont 12,3 Lucio Becchetti 715
7. Vaprio 12,4 Rene’ Legati 230
8. Velorama Gaps 12,5 Roberto Vecchione 344
Bonjovi MMG dis.r. Giampaolo Minnucci 200
Sieg: 19; überlegen 2½ - k.Kopf - 1 - k.Kopf - Kopf - 1½ Längen; 9 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6315506309112
Fürs Finale hatte Gocciadoro die Qual der Wahl zwischen Bengurion Jet, Global Trustworthy und Allegra Gifont, die er höchstpersönlich in den Endlauf gesteuert hatte - dazu kamen Generaal Bianco und die gemeinsam mit Atik DL nach einem Startfehler aussichtslose Ambra Grif aus seinem Quartier - und entschied sich für den schnellsten Vorlauf-Sieger Bengurion Jet.
Von der „1“ machte er mit dem Maharajah-Sohn sofort Nägel mit Köpfen und verwehrte Zacon Gio (3) rigoros den Rush an die Spitze. Dem Ehlert-Schützling drohte die permanente Todeslage - eine Option, der Roberto Vecchione keinen Geschmack abgewinnen konnte und den Ruty-Grif-Sohn hinter der mit der „9“ an Bengurion Jet klebenden Africa Jet an dritter Stelle einparkte.
Statt Cholera hatte er so die Pest am Hals, denn Gocciadoro ließ seinen anderen Schützling Global Trustworthy (2) nicht in der Todesspur verhungern und nach 700 Metern an die Schaltzentrale. Weil außen Akela Pal Ferm (4), Allegra Gifont, Cokstile (10), Blackflash Bar (11) und die noch mal Kontakt findende Ambra Grif die Reihen fest schlossen, saß Zacon Gio in einer Falle, deren Türe nie mehr aufging.
Es blieb beim einträchtigen Paarlaufen bis weit in den Schlussbogen hinein, bei dem selbst Cokstile, der wie beim 2019er Sieg für Gastgeber Montegiorgio ins Geschirr stieg, bzw. dessen Chauffeur die Füße still hielten. Dann versuchte Pietro Gubellini, für Civitanove Marche stiften zu gehen. „Pippo“ hatte jedoch die Rechnung ohne Gocciadoro gemacht, der mit Bengurion Jet problemlos auf freie Bahn fand.
Los ging ein unansehnliches Hauen und Stechen, bei dem Beide die Peitschen wirbeln ließen, dass es mindestens für Nord- und Mitteleuropäer ein Graus war. Zug um Zug - oder besser Hieb für Hieb - neigte sich die Waage Bengurion Jet zu. Eine dreiviertel Länge vor seinem Stablemate baute er mit dem 14. Erfolg sein Konto auf 391.249 Euro aus.
Den Platz im Windschatten der beiden „Gocciadoros“ nutzte Außenseiterin Africa Jet für „Bronze“, über die sich die Fans von Campofione freuen konnten. Hinter der wackeren Akela Pal Ferm und Allegra Gifont blieb Zacon Gio als Sechster „Erster ohne Geld“ und war dabei in bester Gesellschaft von Cokstile, der knapp hinter ihm anschlug.
XXXIV. Gran Premio Palio dei Comuni - Finale - (Gruppe I)
1600 Meter Autostart, 129.250 Euro
1. Bengurion Jet* 10,9 Alessandro Gocciadoro 31
5j.br. Hengst von Maharajah a.d. Love Me Tender von Supergill
Be: Scud. Le Siepi Horse Racing Srl; Zü: Az.Agr. Toniatti Giacometti; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Global Trustworthy* 10,9 Pietro Gubellini 81
3. Africa Jet 11,1 Rene’ Legati 181
4. Akela Pal Ferm 11,2 Antonio di Nardo 38
5. Allegra Gifont 11,3 Andrea Guzzinati 211
6. Zacon Gio* 11,4 Roberto Vecchione 33
7. Cokstile 11,5 Vincenzo-P. dell’Annunziata 61
8. Voodoo dei Greppi 11,6 Gennaro Pacileo 2325
9. Blackflash Bar 11,7 Santo Mollo 129
10. Generaal Bianco 11,7 Massimiliano Castaldo 629
11. Atik DL 12,7 Manuel Pistone 1591
12. Ambra Grif 14,4g Marcello di Nicola 944
*Vorlaufsieger
Sieg: 31; Richter: sicher ¾ - 1 - 1 - 1½ - Kopf - 1½ - Hals - ¾ Länge; 12 liefen
Wert: 54.050 - 25.850 - 14.100 - 7.050 - 4.700 sowie 23.500 Euro Züchterprämie