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Adieu, Vincennes!

Foto: Instagram LeTrot
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Frankreich

Vincennes, Freitag, 1. Juli 2022. … und zwar bis zum 20. August hieß es an diesem lauschigen Sommerabend auf dem Plateau de Gravelle. Wer in den kommenden sieben Wochen im Großraum Paris Trabrennen live erleben will, muss seine Schritte gen Norden nach Enghien-les-Bains lenken, wo es schon am 2. Juli mit dem ersten von 17 Renntagen für die Sulky-Artisten weitergeht.

Das letzte Gruppe-Erlebnis des furiosen Frühjahrs-Meetings, bei dem vor fünf Tagen von Vivid Wise As im epischen Endkampf des Prix René Ballière Face Time Bourbons Bahnrekord von 1:09,1 eingestellt worden war, blieb dem Reiternachwuchs vorbehalten.

Was jenen Damen und Herren, die Lehrlinge sind oder als Lads-Jockeys noch keine 50 Rennen gewonnen haben, im Winter der Prix Yannick Bodin, ist ihnen zum Ende des Frühjahrs der Prix Jean-Paul Fairand: Junge Zweibeiner ritten erfahrene Traber, die bis zu 649.999 Euro verdient haben durften. Warten auf ihren großen Auftritt mussten sie jedoch bis 22.11 Uhr - sprich der letzten Prüfung der Abendkarte, die somit zugleich die letzte des gesamten Meetings war.

Sechs der neun Vierbeiner hatten von ihren Ausbildern einen grünen „Smiley“ verpasst bekommen, der aussagt, sie erwarteten ihren Schützling auf dem Treppchen. Ein Trio davon lieferte sich einen furiosen Endkampf, der den kurzzeitigen Abschied von der schwarzen Aschepiste noch schwerer werden ließ und den Professionals zumindest der Rasanz nach alle Ehre gemacht hätte.

Im Nachgang hatten jedoch die Herren „Commissaires“ viel zu tun und verteilten reichlich Strafen wegen übermäßigen Peitschengebrauchs: Eva Bouclet, Louis Lorent und Thomas Roullier wollen sie vom 12. bis 15. Juli weder im Sulky noch im Sattel sehen, Léo Balu gar vom 12. bis 26. Juli, weil der junge Mann im Einlauf die Zügel in eine Hand nahm und auf Egao Jénilou einhämmerte, dass es ein Graus war.

Reichen sollte es dennoch nicht ganz für den Village-Mystic-Sohn gegen eine bestens aufgelegte Florida Sport, der Noé Perron ein Traumrennen verpasste. Dass die Tornado-Bello-Tochter extrem flink in die Hufe kommen kann, was auf der angesagten 2.200-Meter-Sprintstrecke nicht ganz unwichtig ist, hatte sie ja schon am 29. Mai in Solvalla bewiesen, wo sie in der dortigen Monté-Eliten mit 1:09,8 den Weltrekord der Be Mine de Houëlle und Dreambreaker egalisiert hatte.

Sie war denn auch am Start die Schnellste gemeinsam mit dem ganz außen eindrehenden Carioca de Lou, der aber nicht vorbei kam und, als vor der Tribüne in dritter Spur Fulton angestiefelt kam, hinter der knapp zur Favoritin Erkorenen einparkte. Mit dem ebenfalls mit einem grünen Smiley bedachten Fulton ging Matilde Herleiksplass aufs Ganze und übernahm im 1:07er Tempo die Spitze, als es im unteren Bogen auf die kleine Bahn ging. Viel drosselte die Norwegerin aus der Equipe Jean-Michel Bazire, die ihren anderen „grünen“ Kandidaten Chalimar de Guez im Startgalopp verloren hatte, die Fahrt nicht.

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Einzig Florida Sport vermochte dranzubleiben. Zu Carioca de Lou klaffte eine Lücke von gut 20 Metern, als es in die Schlussbiege ging, weitere 15 waren es zu den um Anschluss bemühten Egao Jénilou und Esperanza Idole. Eingangs der Zielgeraden änderte sich das Bild kolossal. Fulton, der Ärmste der Neun, hatte sein Pulver verschossen, doch auch bei Florida Sport hatte die Hetzjagd trotz des Windschatten-Rennens Spuren hinterlassen.

Umso mehr hatten der arg gegerbte Egao Jénilou sowie Carioca de Lou im Angebot, die Charles-Antoine Marys Braune aber trotz allen Eifers nicht mehr zu kippen vermochten. Über der blieb Perron recht dezent, so dass der Stute elfter Volltreffer, der sie auf 493.740 Euro voranbrachte, und sein 20. trotz des knappen Vorteils als „sicher“ durchgehen kann.

Nichts zu bestellen beim zweiten Start nach 15 Monaten Rennbahn-Abstinenz hatte Caban Prior, der in der rasanten Party nie das Kleid des Hinterbänklers abstreifen konnte.

Allen Grund zu strahlen hatte Noé Perron (Foto: canalturf). „Dieser zweite Treffer in Vincennes ist der schönste meiner Karriere. Charles-Antoine hat Florida Sport perfekt vorbereitet. Solche Pferde bekommst du als Lehrling nicht allzu oft zu reiten“, meinte der derzeit bei Jean-Loïc und Carine Dersoir beschäftigte 21-jährige, „Fultons Fluchtversuch war ideal für uns. Zum Schluss hab ich nur noch gebetet, dass es für uns reichen würde, denn Carioca de Lou und Egao Jénilou machten viel zu schnell Meter um Meter wett.“

Prix Jean-Paul Fairand (Gruppe III nat., Sechs- bis Zehnj., keine 650.000 Euro)

2200m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro; Lehrlinge & Lads-Jockeys

1.      Florida Sport                  11,9     Noé Perron                         32

         7j.br. Stute von Tornado Bello a.d. Victoria Sport von Orlando Sport

         Be / Tr: Charles Antoine Mary; Zü: Haras de l’Etoile

2.      Egao Jénilou                 11,9     Léo Balu                           120

3.      Carioca de Lou             12,0     Thomas Roullier             130

4.      Fulton                              12,9     Matilde Herleiksplass       37

5.      Esperanza Idole           12,9     Louis Lorent                     380

6.      Caban Prior                   13,2     Alexandre Bodin               88

7.      Dollar Soyer                  13,2     Eva Bouclet                      510

         Crack Money                 dis.r.    Gaëtan Gilard                  150

         Chalimar de Guez        dis.r.    Alan Gendrot                      43

Sieg: 32; Richter: sicher Kopf - 1 - 9 - Hals - 4 - k.Kopf; 9 liefen

Zw-Zeiten: 14,8/1200m - 10,8/1700m

Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-07-01/7500/7