96. Derby Italiano: Endlich Alex!

Rom-La Capannelle, Sonntag, 8. Oktober 2023. „Endlich!“ Der Stoßseufzer aus dem Munde jenes Mannes, der seit nunmehr sechs Jahren Italiens Trabrennsport beherrscht wie vor ihm Holger Ehlert, sollte nach dem zum 96. Mal ausgetragenen Derby Italiano del Trotto über die Alpen bis weit nach Schweden, seinem sommerlichen Hauptbetätigungsfeld, zu hören gewesen sein.
Endlich tilgte der Europabummler mit dem zumeist schelmischen Grinsen einen der wenigen weißen Flecken auf seiner persönlichen To-Do-Liste, was italienische Klassiker anbetrifft. Als Trainer hat er sich bereits dreimal auf dem Scudetto des Derbys verewigen können, doch als Fahrer hat es für Alessandro Gocciadoro noch nie gereicht. Da war der Galoppteufel präsenter als der Mann aus Noceto bei Parma.
Kurzer Rückblick gefällig? 2017 holte Roberto Andreghetti für ihn mit Valchiria OP die Kastanien aus dem Feuer des Blauen Bandes; hinter Alex‘ Fuhre Von Wise As, der mit 35:10 zum großen Kreis der Chancenreichen zählte, steht ein „dis.r.“. 2018 sprang ihm Zidane Grif aus der Hand - und Giampaolo Minnucci mit Zlatan in die Bresche. Gleiches widerfuhr dem Mann in Gelb 2019 mit der 14:10-Chance Axl Rose - Enrico Bellei ließ mit Alrajah One das Team dennoch strahlen. Am knappsten war es 2020, als er mit dem ebenfalls zu 1,4-fachen Odds angetretenen Bepi Bi Holger Ehlerts Bleff Dipa sowie Blackflash Bar in einem epischen Gefecht hauchdünn unterlegen war.
Die nächste Hoffnung hieß Expo Wise As. Jener Ready-Cash-Sohn, der am 1. Juli im nordschwedischen Bergsåker beim turmhoch überlegenen Triumphmarsch durchs E3-Mittelstrecken-Finale die Experten mit der Zunge hatte schnalzen lassen, am 19. August in jenem über die kurze Distanz in Romme nach einem ruinösen Vortrag als Fünfter ziemlich baden gegangen und anschließend nach Italien zurückbeordert worden war.
„Vergesst dieses Rennen - da war er nicht in Ordnung, musste anschließend behandelt werden und demzufolge für einige Arbeiten aussetzen.“ Auch beim Vorlauf-Sieg am 16. September - dem zügigsten und souveränsten - war er nach Aussage des 48jährigen „noch nicht ganz auf Hundert. Doch er ist mit jeder Woche fitter geworden. Ich bin mir sicher, ihr werdet am Sonntag einen noch besseren Expo Wise As erleben, mit dem ich mich von Startplatz ‚5‘ nirgendwo verstecken werde.“
Gocciadoro, der auch Eolo Jet (1), Edy Girifalco Gio (3), Executiv EK (11), Everything Bi (12) und Elton Wise (14) in Finale gebracht hatte und damit fast das halbe Feld stellte, ließ seinen bei schmalen 1,4-fachen Odds gehandelten Crack wie versprochen zügig von der Leine. Rasanter kam nur Ector Francis (7) in die Hufe, der ihn nach einer halben Runde, auf der sich die einzige Stute im 14er Feld East Asia und Elton Wise bereits im Galopp empfohlen hatten, anstandslos vorbeiließ.
Außen schirmten Everything Bi und Edy Girifalco Gio den Leader ab, mit dem es Gocciadoro entsprechend gemäßigt angehen ließ. 800 Meter vorm Ziel wurde die Fahrt deutlich frischer, was jedwede Angriffsgelüste im Keim erstickte. Diesmal spielte sein Partner bis zum glorreichen Ende bestens mit. Ausgangs der letzten Kurve, als die Schlagzahl nochmals gesteigert wurde, sprang sich Edy Girifalco Gio um Kopf und Kragen. Zwei, drei zarte Tupfer bewahrten den 2½ Längen vor dem Rest kreuzenden Expo Wise As vorm Einschlafen.
In 1:13,0 - nach der Bummelei im mittleren Abschnitt nicht verwunderlich - wurde der 1:12,2-Rennnrekord von Unicka (2016) und Zlatan (2018) deutlich verfehlt, doch dürfte dies Gocciadoro allenfalls am Rande interessiert haben. Mit dem zehnten Volltreffer aus lediglich 14 Versuchen stieg das Konto des Dominators auf 492.126 Euro.
Wie gut Gaetano di Nardo daran getan hatte, ihm keinen Widerstand entgegenzusetzen, zeigte sich auf der Zielgeraden. Vier Längen vor dem im dichten Pulk einkommenden Rest strich Ector Francis, der nach den italienischen Usancen als Sieger des Klassikers Gran Premio Tito Giovanardi zu Modena ebenso wenig durch die Mühlen der Vorläufe musste wie Edy Girifalco Gio (Sieger im Gran Premio Nazionale zu Mailand) und East Asia (Siegerin im Città di Napoli), die üppige zweite Prämie ein.
96. Derby Italiano del Trotto
2100m Autostart, 800.800 Euro
1. Expo Wise As* 13,0 Alessandro Gocciadoro 14
3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Ladyone von Muscle Mass
Be: Anna Zappella, IT; Zü: All. della Serenissima, Scud. Wise & Az.Agr.Gidieffe, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Ector Francis 13,3 Gaetano di Nardo 433
3. Eminem Font 13,6 Marco Stefani 368
4. Encierro 13,7 Gaspare Lo Verde 113
5. Everything Bi 13,7 Andrea Guzzinati 199
6. Espresso Italia 13,7 Edoardo Baldi 142
7. Executiv EK* 13,7 Roberto Vecchione 376
8. Ehlert Par 13,8 Antonio di Nardo 904
9. Eolo Jet 13,8 Massimiliano Castaldo 114
10. Ebano d’Arc* 21,0 Alexandre Abrivard 49
East Asia dis.r. Andrea Farolfi 49
Elton Wise dis.r. Gabriele Gelormini 177
Etereo Jet dis.r. Enrico Bellei 290
Edy Girifalco Gio dis.r. Santo Mollo 172
*Vorlaufsieger vom 16. September
Zw-Zeit: 13,8/1000m
Sieg: 14; Richter: leicht 2½ - 4 - ½ - k.Kopf - Kopf - Kopf - ½ Länge; 14 liefen
Wert: 334.880 - 160.160 - 87.360 - 43.680 - 29.120 sowie 145.600 Euro Züchterprämie
Trainer: Gocciadoro – Di Maro – Baroncini – Lo Verde – Gocciadoro
Stallions: Ready Cash – Nad-Al-Sheba – Ringostarr Treb – Tobin Kronos – Varenne
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6338687824112
Die dritte Farbe punktet
Bereits eine Stunde zuvor in den 253.000 Euro wertvollen, 460 Meter kürzeren Oaks del Trotto hatte Italiens Campione mit den Schecks Numero eins, zwei und fünf große Kasse gemacht, wobei er diesmal hinter dem falschen Pferd saß.
Die Siegerin Euphoria Bi musste mit der „10“ aus der zweiten Startreihe los. Maurizio Biasuzzi brachte sie hinter der energisch aufs Kommando pochenden Estasi di No (6) und Eleonor di Poggio (1) als Dritte kraftsparend, aber eben auch völlig eingekesselt unter. Elettra d’Esi (2) führte vor Eloida (5) und Eté Jet (3) die zweite Riege um die Bahn, wobei es auch die „Signorinas“ nicht übermäßig eilig hatten.
Das 14-köpfige Feld blieb dicht beisammen, und wohin es führt, fordert man bei diesen Prämissen ein wenig mehr Tempo ein, bekam Esperia CR zu spüren. Vor der Tribüne aus dem vierten Paar in Spur drei beordert, kam die Ready-Cash-Tochter dort nicht mehr weg und blies 700 Meter weiter zum totalen Rückzug. Dafür warf Emily LP (11) ihren Hut gewaltig in die Schlacht und riss das Feld im Schlussbogen auseinander, weil dort auch Elettra d’Esi am Ende ihrer Kräfte war.
Schon öffnete sich das so fest verschlossen scheinende Tor für Euphoria Bi, die in dritter Spur prächtig auf Touren kam und auch ohne den Fehler Emily LPs 100 Meter vorm Ziel zum sechsten Mal in ihrer Karriere als Erste an der imaginären Linie gewesen wäre.
Das Konto der Donato-Hanover-Tochter, die zuvor nur im Alltagsgeschäft hatte punkten können, explodierte von 33.114 auf 138.914 Euro. 3½ Längen zurück hatte der Zielrichter keine Probleme, Eté Jet als Zweite hochzuziehen. Für die weitere Reihenfolge bedurfte es eines Sicherheitsblickes aufs Zielfoto.
Oaks del Trotto (Gruppe I nat., dreij. Stuten)
1640m Autostart, 253.000 Euro
1. Euphoria Bi 12,5 Maurizio Biasuzzi 503
3j.dklbr. Stute von Donato Hanover a.d. Iside Bi von Lemon Dra
Be / Zü: Az. Agr. Biasuzzi Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Eté Jet* 12,9 Alessandro Gocciadoro 18
3. Eloida 13,0 Mario Minopoli jr 106
4. Esterel Gi 13,0 Andrea Guzzinati 503
5. Eleonor di Poggio* 13,0 Giampaolo Minnucci 88
6. Estasi di No 13,0 Marco Stefani 78
7. Eloise Gar 13,0 Gaetano di Nardo 1143
8. Elettra d’Esi* 13,2 Edoardo Baldi 59
9. Eiffel Fi 13,4 Antonio Simioli 185
10. Esperia CR 14,7 Santo Mollo 81
Eridamia dis.r. Andrea Farolfi 246
Elodì Mabel dis.r. Antonio di Nardo 267
Emily LP dis.r. Roberto Vecchione 202
Emah Roc agh. Filippo Rocca 599
*Vorlaufsiegerin vom 16. September
Sieg: 503; Richter: leicht 3½ - 1 - k.Kopf - Hals - ¾ - ½ Länge; 14 liefen
Wert: 105.800 - 50.600 - 27.600 - 13.800 - 9.200 sowie 46.000 Euro Züchterprämie
Trainer: Gocciadoro – Gocciadoro – Improda – Guzzinati – Gocciadoro
Stallions: Donato Hanover – Maharajah – Napoleon Bar – Vivid Wise As – Trixton