92. Derby Italiano: Alrajah One nutzt Axls Patzer
(nn) Neapel-Agnano, Sonntag, 22. September 2019. Nur für ein Jahr konnte sich das erneut statt in Rom, wo vor drei Wochen (!) die Vorläufe stattgefunden hatten, am Fuß des Vesuv entschiedene Derby Italiano seines Status als nominell wertvollstes Trabrennen der Welt erfreuen.
Standen im Vorjahr noch 1.001.000 Euro zur Disposition (worin im Gegensatz zum Prix d’Amérique die Züchterprämien enthalten sind), so waren es diesmal „nur“ deren 847.000.
Eines hatte die 92. Auflage des Derby Italiano del Trotto mit den vorherigen gemeinsam: Wie 2017 mit Von Wise As und 2018 mit Zidane fuhr Alessandro Gocciadoro mit dem brandheißen Favoriten Axl Rose, der alle wichtigen Gruppe-I-Vorprüfungen souverän an seine Fahne geheftet hatte, Galopp und muss als Fahrer auf seinen ersten Derby-Sieg warten. Waren es damals die Trainingsgefährten Valchiria OP bzw. Zlatan, die in die Bresche gesprungen waren und dem „Mann in Gelb“ wenigstens zum Trainer-Sieg verholfen hatten, so schlug diesmal diese Art der Satisfaktion fehl: Amon You SM und Antonio Greppi taten als laut Wettmarkt dritte Kraft des Gocciadoro-Quartetts, was in ihrer Macht stand, doch das reichte diesmal „nur“ zum Ehrenplatz.
Der nach seiner langwierigen Armverletzung in besseren Prüfungen kaum noch gebuchte Enrico Bellei nutzte die Gunst der späten und galoppanfälligen Stunde - gestartet wurde gegen 22.00 Uhr, lediglich sieben der nach zwei Streichungen auf Zwölf geschrumpften Kandidaten erreichten ohne rote Karte das Ziel - und holte sich nach Uronometro 1997, Echo‘ dei Veltri 2004, Pascia‘ Lest 2012 und Testimonial OK 2015 seine fünfte blaue Schärpe. Seine Partner: Der Deutsche Claus-Ernst Hollmann als Allenatore (Trainer), für den es der erste Triumph war, und Alrajah One, der erstmals überhaupt im Rennen einer Gruppe-Kategorie punktete und den der sechste Sieg aus 14 Versuchen auf 408.374 Euro katapultierte. Wobei anzumerken ist, dass der Maharajah-Sohn peu à peu an die galaktische Aufgabe herangeführt worden ist und am 30. Juni an Ort und Stelle im Gran Premio Citta‘ di Napoli erstmals überhaupt Gruppe-Luft geschnuppert hat.
Dabei lief bis 800 Meter vorm Ziel alles nach Plan für den 14:10-Favoriten. Ayrton Treb und Anthony Gar waren schon beim Beschleunigen des Startwagens nicht im Trab zu halten und „out“, als der Start gerade abgegangen war. Genauso heftig erwischte es Al Capone Stecca, der den Kopf leicht in Front hatte, als er aus dem Tritt geriet. Für die „Gocciadoros“ zunächst mal kein Problem, denn dafür huschte von ganz außen mit der „7“ Amon You SM vor Axl Rose in die Bresche, legte ein höllisches Tempo vor und ermöglichte so der Nummer eins des Quartiers 30 Meter vor dem innen von Alrajah One und außen von Aramis Bar hinterher hechelnden Rest nach 500 Metern die genau so geplante „freundliche Übernahme“. Nach diesem Schachzug ließ Gocciadoro Dampf aus dem Kessel, so dass sich, als es an der Startstelle vorbeiging, ein kompaktes Feld bildete. Das Malheur widerfuhr Axl Rose ausgangs der zweiten Kurve, als die Trabaktion auf der Hinterhand zunächst kaum sichtbar schlechter wurde, er kurz drauf schwer einknickte und sich in Galopp rettete, der zur roten Karte führte und die so sicher scheinenden Karten neu mischte, zumal 50 Meter weiter auch Argentovivo den Rhythmus verlor.
Antonio Greppi schaute sich nur kurz um, wo sein „Passmann“ geblieben war, und peilte den Sensationssieg an, der für ihn dann doch nicht wahr werden sollte. Bis eingangs der Zielegraden durfte sich Alrajah One ansaugen. Dort gab Bellei dem Braunen den Kopf frei, ließ ihm marginale Hilfen angedeihen und Amon You SM um zwei Längen locker links liegen. Der hatte seinerseits bei identischem Vorsprung nichts fürs üppige zweite Geld zu fürchten. Schnupperte der von Björn Goop konsequent durch die Todesspur gescheuchte Aramis Bar lange an Bronze - erst im Schlussbogen verschwand der Napoleon-Bar-Sohn nach innen zum Luftholen - , so erwies sich auf den letzten Metern Antony Leone um einen „Hals“ stärker. Für die fünfte und letzte Prämie legte A Sexygirl Par einen feinen Endspurt aufs Parkett. Der nicht disqualifizierte Rest folgte endlos abgehängt.
92. Derby Italiano del Trotto
2100m Autostart, 847.000 Euro
1. Alrajah One 12,6 Enrico Bellei 143
3j.br. Hengst von Maharajah a.d. Mariu‘ von Varenne
Be: Scud. My Horse Srl; Zü: Sara Bacchi & Luca Crosetti; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Amon You SM 3. Antony Leone 4. Aramis Bar* 5. A Sexygirl Par 6. Arden Wise As 7. Alex Mede SM* Axl Rose* Al Capone Stecca Ayrton Treb Argentovivo Anthony Gar |
12,8 Antonio Greppi 13,0 Gaetano di Nardo 13,0 Björn Goop 13,1 Vincenzo-P. dell’Annunziata 14,5 Federico Esposito 21,8g Roberto Vecchione dis.r. Alessandro Gocciadoro dis.r. Giampaolo Minnucci dis.r. Andrea Farolfi dis.r. Mario Minopoli jr dis.r. Roberto Andreghetti |
253 180 29 662 790 290 14 138 801 418 462 |
*Vorlaufsieger
Sieg: 113; Richter: leicht 2 - 2 - Hals - 1 - 14 Längen; 13 liefen (NS Alchemist Bi, Amancio)
Zwischenzeit 13,3/1000m
Wert: 354.200 - 169.400 - 92.400 - 46.200 - 30.800 sowie 154.000 Euro Züchterprämie
Audrey im schlanken Gang
Besser als Axl Rose hatte 40 Minuten zuvor in den 253.000 Euro wertvollen Oaks del Trotto Audrey Effe ihren Dienst versehen. Die Up-and-Quick-Tochter war wie Axl Rose durch die wichtigen Gruppe-I-Vergleiche durch deren Filly-Abteilungen wie eine „1“ gezogen, hatte die letzten sieben Auftritte an der Strippe gewonnen, überhaupt nur zwei Engagements auf Platz zwei beendet und ließ ihre zahlreichen Anhänger keinen Augenblick schwitzen. Von der „3“ flog sie vor Alouette, Alcatraz Stecca, Allegra WF und der am Start etwas aus dem Takt geratenen All Wise As leichtfüßig in Front und hatte damit das Gröbste erledigt. Ariala Cash kurz vor, Afrodite Grif nach dem Ab wurden als Opfer der Galopphexe mit roten Karten aussortiert.
Bernd Nebels, Thorsten Tietz‘ und Florian Marcussens Avena Jet spielte in zweiter Spur die Lokomotive für Arnas Cam, Angiolina OP und Akela Pal Ferm und war damit gründlich überfordert, als das Blatt nach 1400 Metern auf den Tisch zu legen war. Während Audrey Effe einen geruhsamen Sonntagabend verlebte, zwei Längen voraus in 1:13,4 zum elften Sieg joggte und ihr Sparbuch um 105.800 auf 287.100 Euro ausbaute, verlor Avena Jet Rang um Rang und war als Achte zugleich Letzte der Wertung. Alouette und Alcatraz Stecca nutzten ihre windschattige Lage hinter der mit Andrea Farolfi auf jedem Zoll überzeugenden Siegerin weidlich zu den Plätzen zwei und drei vor Arnas Cam, die, 500 Meter vorm Ziel aus dem Sog Avena Jets auf Attacke gepolt, nach vorn nicht wirklich etwas ausrichtete.
Unangetastet blieb der aus Rom-Tor di Valle stammende 1:11,6-Rennrekord, der seit 2006 fest auf den Schultern von Genny di Jesolo und Hugo Langeweg jr ruht.
Oaks del Trotto (Gruppe I nat., dreij. Stuten)
1600m Autostart, 253.000 Euro
1. Audrey Effe* 13,4 Andrea Farolfi 18
3j.br. Stute von Up and Quick a.d. Simphony Effe von Going Kronos
Be / Zü: Scud. Gardesana; Zü: Antonio Improda; Tr: Walter Zanetti
2. Alouette 3. Alcatraz Stecca* 4. Arnas Cam* 5. All Wise As 6. Allegra WF 7. Akela Pal Ferm 8. Avena Jet Always BR Ready Ariala Cash SM Afrodite Grif Angiolina OP |
13,7 Edoardo Baldi 13,8 Giampaolo Minnucci 14,0 Roberto Andreghetti 14,1 Björn Goop 14,1 Mario Minopoli jr 14,3 Salvatore Cintura jr 14,3 Gaetano di Nardo dis.r. Roberto Vecchione dis.r. Enrico Bellei dis.r. Alessandro Gocciadoro agh. Antonio di Nardo |
172 112 33 260 442 541 134 59 270 295 370 |
*Vorlaufsiegerinnen
Sieg: 18; Richter: leicht 2 - 1½ - 1 ½ - k.Kopf - k.Kopf; 12 liefen
Wert: 105.800 - 50.600 - 27.600 - 13.800 - 9.200 sowie 46.000 Euro Züchterprämie
Vivid Wise As als „Brenner“ des Tages
Weil nichts im italienischen Rennsport so beständig ist wie der Wandel, stand wie früher üblich am „römischen“ Derby-Tag und im Gegensatz zum Vorjahr, als in Neapel der Gran Premio Freccia d’Europa entschieden wurde, nun wieder der auf 154.000 Euro gestemmte Gran Premio Gaetano Turilli als „International“ für die Altgedienten auf der üppigen Karte. Nichts zu löten war in dem Klassiker, bei dem das Ausland allein durch den für dauernd importierten Schweden Deimos Racing präsent war, gegen Vivid Wise As. Der Yankee-Glide-Sohn hatte den Schwung des 1:08,6-Überraschungssieges im Grand Prix du Département des Alpes-Maritimes von Cagnes-sur-Mer am 24. August bestens konserviert und ließ mit Alessandro Gocciadoro kräftig die Muskeln spielen.
Schrubbte Filippo Rocca mit reichlich Aufwand Tamure Roc an Deimos Racing vorbei auf den Regiestuhl, so kam Belleis Konter nach 300 Metern aus der ersten Kurve und bescherte dem Schweden die erwünschte Führung. All das hatte sich die diesmal „grün-gelbe Gefahr“ (die Farben der Scuderia Bivans) seelenruhig aus der Todeslage angesehen, machte Vivid Wise As dann die Socken scharf und flitzte noch vorm zweiten Bogen in Front, womit die Frage nach dem Sieger beizeiten geklärt war. Einer 1000-Meter-Durchgangszeit von, wie sich herausstellen sollte, verhaltenen 1:12,1 ließ der Fünfjährige eine markant schnellere zweite Halbzeit folgen, was die Gegner vor unlösbare Probleme stellte. Kernig düste der Hengst aus der „ultima curva“ auf drei Längen zum 14. Sieg davon, wobei es sich „Alex“ nicht verkneifen konnte, ihm vier Klapse zu verpassen: erst zwei mit der Peitsche, dann zwei lobende kurz vorm Ziel auf den muskelbepackten Allerwertesten.
Ungeachtet des harschen Anfangspensums raufte sich Tamure Roc, sich rechtzeitig um den todmüden Deimos Racing herumschlängelnd, zum leichten Ehrenplatz vor einem Trio, aus dem die Björn Goop anvertraute Vanesia EK den berühmten Hauch glücklicher war als Vincent SM und die streng innen engagierte Ursa Caf. Obwohl Volnik du Kras in der Todesspur und die Vorjahrssiegerin Sonia als innere Vierte untergingen, konnte Gocciadoro wenigstens unter dieses Match ein dickes Plus setzen: Neben dem nun 560.086 Euro reichen Vivid Wise As, der nach dreimonatiger Sommerfrische den dritten Treffer in Folge setzte, trug Vanesia EK ein erkleckliches Scherflein zur Stallkasse bei.
Gran Premio Gaetano Turilli (Gruppe I int.)
2100m Autostart, 154.000 Euro
1. Vivid Wise As 11,3 Alessandro Gocciadoro 11
5j.br. Hengst von Yankee Glide a.d. Temple Blue Chip von Cantab Hall
Be / Zü: Scud. Bivans; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Tamure Roc 3. Vanesia EK 4. Vincent SM 5. Ursa Caf 6. Uragano Trebi’ 7. Volnik du Kras 8. Voltaire Gifont 9. Sonia 10. Deimos Racing |
11,7 Filippo Rocca 11,9 Björn Goop 11,9 Mario Minopoli jr 12,0 Antonio Esposito 12,1 Roberto Vecchione 12,1 Giampaolo Minnucci 12,4 Pietro Gubellini 12,4 Rene’ Legati 12,9 Enrico Bellei |
289 239 546 347 108 146 154 228 78 |
Sieg: 11; Richter: überlegen 3 - 2 - k.Kopf - ½ - 2 Längen; 10 liefen
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämie
Zweimal 40.040 Euro standen in den beiden Trostläufen zur Debatte, die höchst unterschiedlich frequentiert wurden. Den des „großen Derbys“ nahm nach Absage von Acciaio lediglich ein Quartett wahr, von dem Albatros Joy disqualifiziert wurde. Die 18.200 Euro Siegprämie buchte Björn Goop mit dem Ideale-Luis-Sprössling Ares Caf für Alex Gocciadoro vor Ananas Jet (von Maharajah), wofür der Totalisator 13 für 10 ausspuckte. Mehr Betrieb war bei den Fillies, bei denen sich Allegra Gifont (von Maharajah) und Antonio di Nardo gegen nach Absage Amelie Kyu Bars acht Mitstreiterinnen durchsetzte. Auch hier war Goop für Gocciadoro unterwegs und steuerte 23:10-Favoritin Amber Prad (von Timoko) auf den Ehrenplatz.