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Zum Tode von Richard Busch

Zum Tode von Richard Busch
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Ohne Flagge

Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb bereits am 16. Juni - wenige Wochen vor seinem 83. Geburtstag - Richard Busch, einer der erfolgreichsten Traberzüchter Deutschlands.

Hätte es ein Züchterchampionat gegeben, das allein auf Effektivität abzielt, eine Art UDR-Wertung nach amerikanischem Vorbild, wäre Richard Busch Jahrzehnte lang regelmäßig ein Titelkandidat gewesen. Aber auch so fand man seinen Namen Jahr für Jahr in den Top Ten der deutschen Traberzüchter.

Mit einem stets überschaubaren Lot, selten standen mehr als zehn Mutterstuten auf dem Gestüt Margarethenhof auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg, gelang es Richard Busch, beinahe mit jedem Jahrgang einen Kracher züchten. Und das ohne die ganz großen Investments, sondern mit fundiertem Fachwissen über deutsche und internationale Blutlinien, einem ausgeprägten Instinkt für die richtige Paarung sowie dem nötigen Schuss Risikobereitschaft und Fortune.

Trends und die Meinung des Mainstreams waren Richard Busch meist einerlei. Lieber züchtete er nach Gefühl, paarte alte deutsche Mutterlinien mit bewährten französischen Hengsten, führte US-Beschäler und dänische Stuten zusammen. Was oft planlos wirkte und unter Experten Kopfschütteln auslöste, war eine gelungene Mischung aus Wissen und Intuition.

Ein echtes Juwel der 1895 von Richard Buschs Großvater Johannes gegründeten und damit zweitältesten Traberzucht Deutschlands war die Speedy-Count-Tochter Three Troikas. Selbst 22-fache Siegerin, verantwortete sie im Gestüt neben Western Winner (1:12,8), Xanthos (1:13,7) und Angelette (36 x 1.) den Ténor-de-Baune-Sohn Zerberus (1:11,0), der 1999 auf der Derbyauktion in finnischen Besitz wechselte und in Europa und Kanada eine halbe Million Euro verdiente.

Auf dessen Spuren wandelte später Orlando Jet, den Vater und Sohn Busch mit Orlando Vici und der kaum geprüften Super-Arnie-Tochter Chicolina, ihrerseits eine Tochter der dänischen Stuten-Derby-Siegerin Woman New, züchteten. Nicht modern genug, urteilten viele Käufer auf der Versteigerung 2014 in Berlin – und sollten ihre Meinung bereuen. Für läppische 7.500 Euro ging Orlando Jet damals an den Stall Team Neuhof.

Eigenverantwortlich zu züchten begann Richard Busch Ende der 1960er Jahre. Mit dem True-Friend-Sohn Tannhäuser, der mit Peter Holbek das Kommerzianrat-Wilhelm-Kraus-Rennen in München gewann, stellt er gleich einen Zuchtrennsieger. Das Licht der Welt erblickten auf dem Margarethenhof, benannt nach Richard Buschs Mutter, auch St.Leger-Triumphator Monteverdi, Hunyady-Gewinner Herkules, die Großverdiener Karajan und Ticino, mehrere Breeders-Crown-Sieger wie Heros und Red Riding Hood,  und Halifax, mit dem Uli Mommert 2011 die Deutsche Amateurmeisterschaft in Hamburg gewann.

Im Jahr 2019 schafften mit den Hengsten Real Perfect (v. Brad de Veluwe) und Rancoon (v. Orlando Vici) gleich zwei in Wilhelmsburg geborene Hengste den Sprung ins Derbyfinale. Und hätte dieses Finale über 1905 Meter geführt, hätte sich die Busch-Zucht sehr wahrscheinlich auch in der Siegerliste des bedeutendsten deutschen Rennens verewigt.

Richard Busch wurde, wie es sein Wunsch war, im engsten Familienkreis beigesetzt. Das Mitgefühl gilt den Angehörigen um Sohn Peter Busch, der schon in den vergangenen Jahren mehr und mehr die Verantwortung auf dem Margarethenhof übernommen hat und dafür sorgen wird, dass der Name Busch in der deutschen Traberzucht weiterhin für Qualität steht.