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Richard Haselbeck wird 90

Richard Haselbeck mit Werner Hansch bei der Hall-of-Fame-Gala im Oktober 2019 © Hall of Fame
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Er war 1971 der erste bayerische Aktive, der nach dem Ersten Weltkrieg das Deutsche Traber-Derby gewann und er ist mit vier Trainer- sowie drei Fahrersiegen bis heute der erfolgreichste aus dem Süden der Republik im Blauen Band. Die Rede ist von Richard Haselbeck, der am Freitag in München seinen 90. Geburtstag feiert.

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Noch fast täglich auf der Rennbahn (Foto: E. Röckl)

Dabei wäre der nahe des niederbayerischen Plattling aufgewachsene Jubilar um ein Haar Bäcker geworden, warf die Lehre aber nach nur einem Jahr, wechselte gegen den Willen der Eltern doch zu den geliebten Trabern und ließ sich von Bernhard Poschner zum Berufsfahrer ausbilden, erst in Straubing, später dann in München.

Zu Beginn seiner Selbständigkeit bildete Richard Haselbeck eine Trainergemeinschaft mit Konrad Wagner, die auch die Schützlinge des Gestüts Aschau von Erika Spitz betreute. Nach einem Zerwürfnis zwischen dem Cheftrainer und der stets als launisch geltenden Besitzerin übernahm der junge Richard Haselbeck quasi über Nacht die alleinige Verantwortung für das Aschau-Lot.

Es war der Beginn einer äußerst erfolgreichen und in Sachen Derby beinahe bespiellosen Zusammenarbeit. Die Steuerung des ersten Derbysiegers aus dem Gestüt Aschau, Salesiana, überließ man 1965 noch Hänschen Frömming. Danach jedoch übernahm Richard Haselbeck auch in den großen Rennen die Fahrleinen.

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Haselbecks erster Derbysieg 1971 mit Ewalt (alle Fotos: Hall of Fame)

Mit Hat Trick (1967 Zweiter zu Lord Pit), Meadow Gallon (1968 Vierter) und Orlow (1970 Dritter) hatte Haselbeck bereits drei Mal die Hand am Derby-Pott, den er dann 1971 dank Ewalt endlich selbst in den Berliner Himmel stemmen durfte. Der Anwalt-Sohn gewann damals auch das Buddenbrock-Rennen und das St. Leger. Die „vierfache Krone“ verhinderte eine knappe Niederlage im Adbell Toddington durch Belevation.

Nur sechs Jahre später schlug Haselbeck in Mariendorf erneut zu, holte das Blaue Band mit der 242:10-Außenseiterin Orissa. Ein besonderer war schließlich der Derby-Triumph mit Onore 1979. Die eigenwillige Fuchsstute war eine Tochter von Ewalt, sie bezwang den Jahrgangsprimus Yoster Clöving und sie siegte bei der Premiere auf der neuen Derbydistanz, die von 3200 auf 2000 Meter verkürzt worden war.

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1979 mit Ewalts Tochter Onore

Am Ende der Saison wurde Onore vom TV-Publikum zum Traber des Jahres gewählt und sorgte überdies dafür, dass das Gestüt Aschau zum zweiten Mal nach 1977 das deutsche Besitzer-Championat nach Bayern holte.

Dass Richard Haselbeck ein besonderes Faible für dreijährige Pferde besaß, untermauern auch sechs Trainer- und fünf Fahrersiege im Bayern-Pokal, einst eine renommierte Derbyvorprüfung in Daglfing, die bei Haselbecks erstem Triumph 1962 noch als Bayern-Derby gelaufen wurde.

Haselbeck vermochte sein Können und sein außergewöhnliches Gefühl für Pferde auch dem Fahrer-Nachwuchs zu vermitteln. In seine Lehre ging kein Geringerer als der spätere vielfache bayerische Champion Heli Biendl, der noch heute voller Hochachtung von seinem Ausbilder erzählt und zu diesem nach wie vor ein enges Verhältnis pflegt.

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Von den Ex-Kollegen geschätzt: Richard Haselbeck mit Eckhardt Drees

Mitte der 1990er setzte sich Richard Haselbeck nach insgesamt 1.184 Sulkyerfolgen zur Ruhe. Die letzten hatte er mit den familieneigenen Keo Spinster und Sommelier Diamant erzielt. Auch danach blieb er dem Trabrennsport stets eng verbunden. Noch heute wohnt Richard Haselbeck in einer Doppelhaushälfte im Daglfinger Schimmelweg, einen Steinwurf von seinem alten Stall entfernt.

Er erfreut sich nicht nur einer stabilen Gesundheit, sondern auch der regelmäßigen Besuche seiner Kinder Beate und Hansi sowie der beiden Enkel. Fit hält sich Richard Haselbeck durch einen täglichen Spaziergang zur Rennbahn und zum Grab seiner erst im vergangenen Jahr verstorbenen Lotte auf dem Daglfinger Friedhof.

Zum 90. Geburtstag verneigt sich der deutsche Trabrennsport von einem seiner großen Idole, vor einem Mann, der sowohl im Sulky als auch im „normalen“ Leben stets durch Eleganz und Aufrichtigkeit glänzte.

Artikel von Eberhard Röckl im Münchner Merkur:

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