Resümee der Züchtertreffen in den Regionen Nord und West
Nachdem bereits am Samstag, den 10. September, rund 20 Interessierte zum Austausch mit den HVT-Vertretern auf dem Helenenhof zusammengekommen waren, waren es eine Woche später auf dem Höwingshof mehr als 30 Teilnehmer, die mit den Präsidiumsmitgliedern über die aktuelle Situation im deutschen Trabrennsport diskutierten.
Der HVT-Präsident Heinz Tell, Vizepräsidentin Maren Hoever und Präsidiumsmitglied und Gastgeber Otto Kleverbeck standen den Anwesenden Rede und Antwort. Unter den Anwesenden befanden sich Züchter, Besitzer, Amateurfahrer, Rennvereinsvertreter und der Vertreter des Trainerverbandes.
Zunächst informierte Heinz Tell über die 2016 durchgeführten und die für 2017 geplanten PMU-Rennen. Im kommenden Jahr sind mindestens 330 Rennen geplant, deutlich mehr als noch im Jahr 2016. Die 2016 auch auf den kleinen Bahnen bewährten Lunch-Rennen werden ebenso 2017 wieder im Programm vertreten sein, wobei eine Erhöhung auf fünf Rennen pro Matinée-Veranstaltung angestrebt ist. Am 23. September 2016 wird eine erste Terminkonferenz mit den Rennveranstaltern stattfinden - besondere Themenschwerpunkte sollen dabei die Gehobenen Rennen und die PMU-Veranstaltungen des kommenden Jahres bilden. Heinz Tell informierte auch über die Zikel-Rennen 2016 - für 2017 ist ein ähnliches Konzept in Planung. Es wurden dem HVT zwar Vorschläge zur Anpassung des Systems unterbreitet, diese sind jedoch in der vorgestellten Form nicht finanzier- und damit realisierbar. Trotzdem sollen zu Ausschreibungsmodalitäten nochmals Vertreter der Besitzer und Aktiven an einen "Runden Tisch" gebeten werden.
Auch im Westen war die Situation in Hamburg ein relevantes Thema. Heinz Tell konnte dabei positive Entwicklungen vermelden: "Wir sind mittlerweile wieder mit den Verantwortlichen in Hamburg in engerer Abstimmung als zuvor. Das macht die Zusammenarbeit deutlich einfacher und wir befinden uns auf einem guten Weg."
Die Anwesenden hinterfragten kritisch die Verwendung von Mitteln aus dem Zuchtfonds zur Dopingbekämpfung - diese Kosten sollten den Besitzern auferlegt werden, war dabei eine vorgetragene Meinung. Heinz Tell betonte nochmals, dass die Bekämpfung von Doping und damit die Vermeidung von verfälschten Rennleistungen und schließlich Zuchtbewertungen eindeutig als zuchtfördernde Maßnahme zu bewerten sei. Bei den Zuhörern löste die Information, dass bereits im letzten Jahr stichprobenmäßig Dopingproben im HVT-Gebiet auch auf Kobalt untersucht worden sind, für positive Überraschung. Kobalt ist durch die aktuellen Dopingfälle bei Fabrice Souloy im besonderen Fokus, in der HVT-Dopingbekämpfung allerdings keine Neuigkeit. Positive Fälle mit Kobalt gab es bisher im HVT-Gebiet nicht zu vermelden, die festgestellten Werte lagen deutlich unter den Grenzwerten.
Die aktuell offenen Dopingfälle in Deutschland waren natürlich ebenfalls ein zentrales Thema der Diskussion. Maren Hoever gab wie schon in der Vorwoche detailliert Auskunft zum Stand aller aktuell verhandelten Fälle. In den vergangenen 15 Monaten gab es 17 Dopingfälle, dabei wurden zehn verschiedene Substanzen festgestellt. Neun Mal wünschten die Besitzer der betroffenen Pferde die Auswertung der B-Probe. In allen Fällen wurde das Ergebnis der A-Probe bestätigt. Über die Hälfte der Fälle sind bereits vor dem Dopingausschuss verhandelt, es wurden Geldstrafen und Fahrverbote verhängt - die Ergebnisse der Verhandlungen können jedoch erst nach Eintritt der Rechtskraft veröffentlicht werden. Im Oktober werden weitere Fälle verhandelt.
Wie bereits bei den Treffen in Berlin und auf dem Helenenhof erläuterte Heinz Tell die Vorgaben der Zivilprozessordnung für diese Fälle und dass der HVT alles daran setze, die Verfahren rechtssicher abzuwickeln. Dabei sei in Kauf zu nehmen, dass einzelne Verfahren durch Anträge der Verteidigung in die Länge gezogen würden. Dennoch sei oberstes Gebot, jeden möglichen Verfahrensfehler zu vermeiden. Nur so sei sichergestellt, dass die Urteile des Dopingrennausschusses auch vor ordentlichen Gerichten Bestand haben.
Auch das Thema "Breeders Course" kam zur Sprache. Wie berichtet, wurde der Breeders Course-Vorlauf für Zweijährige in Gelsenkirchen (geplant für den 11. September 2016) abgesagt und der Vorlauf nach Hamburg (geplant für den 9. Oktober 2016) verlegt. Die zwei Erstplatzierten des Vorlaufs qualifizieren sich für das mit 70.000 Euro dotierte Finale in Wolvega am 23. Oktober 2016. Die kritisch hinterfragte Regel der Breeders Course-Ausschreibung lautet:
In the case that an elimination has to be cancelled due to lack of participants or upper power, the local track will decide which horse(s) amongst those declared to start will be qualified for the final.
Demnach hätten zwei der als Starter angegebenen Pferde für das Finale als qualifiziert gemeldet werden müssen, die Auswahl hätte durch den Gelsenkirchener Rennverein erfolgen sollen. Diese Regelung ist als "ultima ratio" gedacht und soll greifen, wenn tatsächlich kein Vorlauf zustande gekommen ist und Starter für das Finale gefunden werden müssen. European Standardbred AB hatte aber beschlossen, den Vorlauf in Gelsenkirchen bei nur drei als Starter angegebenen Pferden zu canceln und durch einen anderen Vorlauf in Hamburg zu ersetzen. Gemäß den Special Regulations ist European Standardbred AB dazu berechtigt:
SPECIAL REGULATIONS
• In the case a question cannot be answered according to the above regulations, European Standardbred AB and Svensk Travsport (ST) will decide how to interpred the rules in common.
• European Standardbred AB and Jägersro together with Svensk Travsport has the right to take necessary decisions in order to secure the performance of the race.
Diese Option hat European Standardbred AB gezogen und beschlossen, den in Gelsenkirchen nicht zustande gekommenen Vorlauf durch einen anderen zu ersetzen, was aus sportlicher Sicht zu begrüßen ist. Der HVT hat in diesem Zusammenhang die Genehmigung für die Austragung des Rennens in Hamburg erteilt, da es keinen Grund gibt, das Rennen gemäß der deutschen Trabrennordnung nicht zu genehmigen.
Bernhard Rosengarten informierte nochmals über die Initiative "GoTrabGo" (weitere Informationen) und die dort in Abstimmung befindlichen ethischen Grundsätze (Leitbild, vorgestellt auf der HVT-Mitgliederversammlung 2016) für den deutschen Trabrennsport. Der Trabrennsport in Deutschland zerstöre sich im Moment selbst von innen heraus - Rosengarten mahnte die Zuhörer, diesen Prozess nicht weiter voranzutreiben und zu einer Gemeinschaft zurückzukehren. Er legte allen Anwesenden den Entwurf der ethischen Grundsätze ans Herz.
Herbert Becker, der für die Gestaltung der neuen HVT-Homepage (www.hvtonline.de) verantwortlich zeichnet, stellte den Anwesenden den aktuellen Stand vor und gab einen Ausblick auf kommende Weiterentwicklungen. Schon heute hat die Webseite einen deutlich gesteigerten Funktionsumfang, mit zahlreichen Direktverlinkungen innerhalb der Starterlisten und der Trabersuche, weiter zurückreichendem Archiv mit Rennberichten, integrierten Videos und einer pferdebezogenen Vorschau auf kommende Starts. In naher Zukunft wird es außerdem möglich sein, Trainingslisten online zu pflegen sowie Nennungen für gehobene Rennen und Starterangaben über die Website und den dort integrierten legitimierten Bereich für Trainer und Besitzer abzuwickeln. Die alte Website wird Ende September abgeschaltet, die neue Website wird dann auch über hvt.de erreichbar sein. Herbert Becker bat um weitere Anregungen zur Verbesserung der Website und nahm Vorschläge wie die Ergänzung um das Ausfuhrland bei ausgeführten Pferden auf.
Aus den Rückmeldungen zahlreicher Teilnehmer ließ sich ableiten, dass die Anwesenden nach der rund vierstündigen Veranstaltung ein positives Fazit gezogen und den Austausch mit den Verantwortlichen sinnvoll genutzt haben. Während der Veranstaltung wurde unter den Teilnehmern und mit dem HVT-Präsidium angeregt und kontruktiv diskutiert. Alle Fragen wurden durch die HVT-Vertreter umfassend beantwortet.
(19.09.2016)