Licht und Schatten in Vincennes
In den vergangenen Tagen erreichten deutsche Traber und Aktive in Vincennes sehr durchwachsene Ergebnisse – der Ehrenplatz von Indigious sowie der Sieg von Let’s dance waren dabei die positiven Highlights.
Das Pariser Wintermeeting bietet die wohl höchste Konzentration von Spitzenpferden an einem Ort zur gleichen Zeit. Aus ganz Europa pilgern die Trabrennsportler mit zwei und vier Beinen nach Vincennes bzw. auch in das Trainingszentrum von Grosbois. Auch aus deutschen Quartieren machte man sich auf die Reise in das Mekka des Trabrennsports, wo hohe Dotationen ebenso warten wie hochwertige Gegner.
Zwei Pferde aus deutscher Zucht und deutschem Besitz, die allerdings fest in Frankreich stationiert sind, ließen dabei die Herzen der deutschen Traberfans höher schlagen. Indigious fiel dabei die Rolle zu, nach optimalem Vortrag von Franck Nivard im ruhmreichen Prix du Luxembourg am Vortag des Prix d’Amerique mit einem Ehrenplatz wortwörtlich viel Ehre für sein Heimatland einzulegen. Der inzwischen achtjährige Hengst aus der Zucht von Dr. Friedrich Gentz konnte am Ende als Außenseiter den hohen Favoriten Aubrion du Gers nicht halten, blieb aber viele Längen vor dem hochklassigen Feld und strich in 11,5 / 2100 Meter Autostart lukrative 27.500 Euro ein. Nach seinem Sieg im Prix Jean Rene Gougeon im Jahr 2015 war dies der wertvollste Treffer des Express-Cracks in Frankreich.
Am selben Tag war Dr. Marie Lindinger als deutsche Vertreterin im europäischen Amateurvergleich Coupe d’Europe des Amateurs engagiert, belegte mit New Approach aus dem Stall von Lutfi Kolgjini allerdings einen Rang außerhalb der Platzierung. Ebenso wie Let’s dance, der als vierbeiniger Teilnehmer ebenfalls deutsche Farben vertrat. Für die Amazone stand aber das Motto „dabei sein ist alles“ im Vordergrund, sie genoss die Möglichkeit, am Prix d’Amerique-Wochenende auf dem Plateau de Gravelle am Start zu sein. Für das doppelte Foul an ihr und New Approach erhielt Sohos Fahrer Joseph Carreras Palliser vier Tage Fahrverbot, durfte den so im Wortsinne erkämpften Ehrenplatz aber behalten.
Für Laurea LB, die im am selben Tag Monté antrat (8. Platz), hingen die Trauben im Trabertempel ebenso zu hoch wie am Donnerstag zuvor für die an Fehlern gescheiterten King of the World (dis.rot) und Fridericus (unplatziert), für Geronimo T (7. Platz, 370 Euro) und Laskari (dis.rot) am Montag, Mr Shorty (dis.rot) am Dienstag und Cash Hanover am folgenden Sonntag. Der Traber des Jahres 2015 war mit hohen Erwartungen in hoher Klasse angetreten, musste aber sechs Gegner vor sich anerkennen und konnte nach zwei Disqualifikationen kein Pferd sportlich hinter sich lassen. Im Neunerfeld war der siebte Rang noch 1.000 Euro wert. Die Bewertung der Leistung wiederum fällt schwer – um 100.000 Euro trifft man gewöhnlich auf ernstzunehmende Gegner, die Platzierung ist somit keine Schande.
Dass es mit einer Vorbereitung im deutschen Alltagssport für das gehobene Niveau in Vincennes (noch) nicht reicht, ist ebenso keine überraschende Erkenntnis und daher hält sich die Enttäuschung im Lager des Fünfjährigen auch in Grenzen. Nach seinem zweiten Platz im Großen Preis von Deutschland ist Cash Hanover als Gruppe I-platziertes Pferd in vielen Courses Europeennes in Frankreich nicht startberechtigt, das macht das Management schwierig, wie Michael Nimczyk freimütig zugibt. Chancen wie an diesem Sonntag gilt es zu ergreifen, um die notwendige Härte für dieses Niveau zu erreichen. Die Leistung von Cash Hanover, der nicht weit zurück endete und mit 13,7 / 2700 Meter Bänderstart im Bereich des deutschen Rekords für seine Altersklasse auf der Langstrecke unterwegs war, gibt weiterhin Anlass zu Hoffnungen auf erfreuliche und lukrative Platzierungen in Frankreich.
Wie es ausgehen kann, wenn einem alle Türen zu den „CE“ offen stehen, zeigte am Montag Let’s dance, der seit seinem Auszug nach Schweden den Anhang „D.E.“ führt. Der Siebenjährige tanzte neun Tage nach seinem Auftritt im Coupe d'Europe des Amateurs (Foto links mit Branko Sersen) an der Spitze sogar noch eine Rochade, wobei sein Neu-Trainer und Fahrer Björn Goop wohl jederzeit wusste, was er noch in der Hand hatte, und schlug, nachdem ihn sein Fahrer auf freie Bahn geführt hatte, am Ende etwas überraschend den Schweden Arn Hammering. Der Zweite des Auktionsrennens 2012 (und damit wohl das bislang einzige Pferd, das nach einer vorderen Platzierung in diesem Rennen nachher noch erfolgreich war – möge Broadwell diesen Fluch brechen) gewann in 14,1 / 2850 Meter Bänderstart und sackte 21.600 Euro ein. Der Hengst aus dem Besitz von Sonja Tinter und Gerhard Sporrer wurde von Catrin Herriger gezogen und hat nunmehr über 100.000 Euro auf dem Konto. Einen Gutteil davon verdiente er in seiner schwedischen Wahlheimat unter der Regie von Klaus Kern, der den Hengst vor einigen Monaten nach Frankreich in Björn Goops Dependance überstellte. Ein Sieg in den Lärlingseliten am Elitloppet-Wochenende 2016 in 10,5 / 1609 Meter war dabei bisher das Highlight der Karriere.
Fotos: Marius Schwarz (www.traberpixx.de)
(07.02.2017)