Dr. Marie Lindinger ist deutsche Amateurmeisterin!
Am Pfingstsonntag gewann die bayerische Amazone in Hamburg mit Stark Bi die Deutsche Amateurmeisterschaft!
Traditionell fahren die deutschen Hobbyfahrer am Pfingstwochenende in Hamburg ihren nationalen Meister aus. In diesem Jahr erstmals seit langem an einem Tag mit "nur" drei Vorläufen und einem Finale sowie dem Trostlauf (Finale B). Gesucht wurde der Nachfolger von Christoph Pellander, der die DAM im Vorjahr mit Montecore Mo gewinnen konnte und sich damit unter anderem für die Europameisterschaft der Amateurfahrer in Norwegen qualifizieren konnte, bei dem ihm jedoch das Losglück nicht zur Seite stand (wir berichteten).
31 Gespanne nahmen die Vorläufe zur Deutschen Amateurmeisterschaft auf, Hallo again wurde vorab mit Attest gestrichen. In den nach Gewinnsumme unterteilten Ausscheidungsläufen um je 4.000 Euro traten alle Teilnehmer von der gleichen Marke an. Und schon nach dem ersten Vorlauf war klar, dass der Sieg nur über den aus München angereisten Hengst Stark Bi mit Dr. Marie Lindinger im Sulky führen kann. In der Klasse bis 7.500 Euro setzte sich der erst vier Jahre alte Italiener überlegen mit sechs Längen durch, 16,2 / 2200 Meter Autostart standen am Ende zu Buche. Die drei weiteren Finaltickets sicherten sich Silence (Afsoon Amirfallah), Fittipaldi (Andre Pögel) und Velten New York (Rita Drees). Der hoch eingeschätzte und bis zum Vorlauf ungeschlagene Soccer war durch einen Startfehler gehandicapt und verpasste als Sechster die Finalqualifikation.
Auch im zweiten Vorlauf gab es einen Favoritensieg, Andre Pögel aus Berlin führte Stall Preußens Theodor Fontane (Foto links) zu einem leichten Sieg (16,8 / 2200 Meter Autostart) mit anderhalb Längen vor Sammy (Franz Klein) und Born to win, mit dem Heinrich Gentz den Finaleinzug ebenso schaffte wie Katie Beer mit Robin Toft.
Katie Beer (Foto rechts) gelang eine weitere Finalqualifikation mit Most Wanted As aus dem Besitz von Marion Jauß, dem sie im Finale den Vorzug gab. Im dritten Vorlauf siegte das Gespann nach Kampf mit einer halben Länge vor It's Amazing mit Linda Matzky, Favorit Iron Steel mit Heinrich Gentz und Dulco di Quattro mit Marlene Matzky.
Katie Beer, Andre Pögel und Heinrich Gentz hatten jeweils zwei Pferde in den Endlauf gebracht, Robin Toft wurde Hans-Jürgen von Holdt, Fittipaldi Sebastian Gläser und Iron Steel Constantin Gentz anvertraut. Im Finale war Stark Bi nach dem souveränen Vorlaufsieg und der idealen Startnummer vier aus dem ersten Band klar favorisiert, 14:10 lautete die Siegquote. Nur Theodor Fontane notierte noch unter 100:10, alle übrigen Teilnehmer wiesen dreistellige Siegquoten auf - eine wahrlich seltene Konstellation bei einem DAM-Finale.
Die Nerven aller Teilnehmer wurden dann beim Bänderstart arg auf die Probe gestellt, drei Versuche mussten als ungültig zurückgerufen werden. Beim vierten Versuch passte dann alles und Stark Bi flog vom äußeren Startplatz direkt in Front. Und damit ist die Geschichte des Finales auch fast erzählt, denn der italienisch gezogene Hengst geriet in Front nie in Verlegenheit, Dr. Marie Lindinger konnte das Rennen entspannt kontrollieren und verabschiedete sich auf der Zielgeraden vom Feld (Foto links). Überlegen lautete der Richterspruch und es waren am Ende nur zweieinhalb Längen Vorsprung, weil "Catchdriver" Sebastian Gläser Fittipaldi auf der Zielgeraden noch richtig schnell machte und auf den Ehrenplatz sprintete, während der Sieger vorne nur noch austrudeln musste. Auf Platz drei zeigte Most Wanted As angesichts von 40 Metern Zulage gegenüber Stark Bi ebenfalls eine tolle Leistung und war mit 16,4 / 2240 Meter Bänderstart schnellstes Pferd im Feld.
Stark Bi reichten von der Grundmarke 17,5 / 2200 Meter Bänderstart zum Sieg und der Prämie von 7.500 Euro. Mehr wert als das Preisgeld ist für seine Fahrerin sicherlich der Titel "Deutsche Amateurmeisterin 2015". Auch Trainer Rudi Haller, der seit Januar 2015 auf dem Gestüt Wieserhof der Familie Lindinger in Aschheim tätig ist, freute sich sichtlich über den ersten großen Erfolg der neu begonnenen Zusammenarbeit - Stark Bi befindet sich in österreichischem Besitz. "Ein supertolles Pferd", schwärmte Marie Lindinger bei der Siegerehrung und gab zu verstehen, dass dies nicht der letzte Siegerkranz für den Vierjährigen bleiben werde. Auch das Publikum ließ sich von dem Toss Out-Sohn in seinen Bann ziehen, der insbesondere für sein junges Alter bereits viel Ausstrahlung besitzt und sicher das Zeug zum Crack hat.
Dr. Marie Lindinger, studierte Tierärztin, betreibt auf der Anlage in Aschheim ein Pferdetherapiezentrum (www.pferdetherapiezentrum-aschheim.de), die ganze Familie hat sich dem Trabrennsport verschrieben und unterstützt unter anderem die Trabrennbahn in Straubing. Mit 141 Jahressiegen stellte die Amazone bereits einen Weltrekord für Amateurfahrerinnen auf und hat bereits weit mehr als 600 Rennen in ihrer Karriere gewonnen. Dabei tritt sie auch regelmäßig erfolgreich mit den eigenen Trabern gegen Profis an und hat zum Beispiel mit Corleone auch mehrfach Zucht- und Standardrennen gewinnen können. Der Sieg in der Deutschen Amateurmeisterschaft ist dennoch etwas ganz Besonderes!
Das Finale B bzw. den Trostlauf sicherte sich dann der im Vorlauf noch unglücklich gescheiterte Soccer mit Heinrich Gentz (18,5 / 2200 Meter Bänderstart) vor Opus One (Hans-Jürgen von Holdt) und Tamara Cloc (Christina Scheck).
Fotos: © Andreas Gruber, www.trotto.de
(25.05.2015)