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Auftakt zu den HVT-Regionalkonferenzen 2017/2018 in Marl

Am Donnerstag, den 23.11.2017 hatte das HVT-Präsidium zur ersten Regionalkonferenz des Jahres eingeladen. Veranstaltungen dieser Art gibt es bereits seit mehreren Jahren in allen Regionen Traberdeutschlands, der Auftakt fand diesmal im Westen statt – weitere Regionen werden in den kommenden Monaten folgen.

Bekannt für Chemie, Bergbau und das Grimme-Institut, ist Marl auch die Heimat zahlreicher bekannter Zuchtstätten von Trabrennpferden. Leo Beckmanns, Bernhard Rosengartens und Otto Kleverbecks Schollen liegen in Laufentfernung des Restaurants „Im Nachtigallental“ – alle drei waren selbstverständlich anwesend. Der inzwischen auf Leo Beckmanns Hof beheimatete Klaus Horn war dagegen der einzige anwesende Profitrainer, die übrigen rund 30 Teilnehmer setzten sich aus Besitzern, Züchtern, Amateurfahrern und –trainern sowie weiteren dem Trabrennsport eng verbundenen Personen zusammen.

Der HVT wurde vertreten von seinem Präsidenten und Geschäftsführer Heinz Tell, der Vizepräsidentin Maren Hoever, Präsidiumsmitglied Otto Kleverbeck und der Zuchtleiterin Anja Bartha.

Heinz Tell begrüßte die Anwesenden und erläuterte die Zielsetzung der Veranstaltung: „Wir suchen in diesen Regionalkonferenzen den Austausch mit der Basis des Sports und stehen für einen offenen Dialog bereit, um Transparenz über die aktuelle Situation herzustellen.“ Zunächst blickte der HVT-Präsident und –Geschäftsführer auf das Jahr 2017 zurück, das mit 180 Renntagen, davon 60 in Kooperation mit der PMU (330 Rennen), den Zirkelrennen für Zwei- und Dreijährige sowie zahlreichen weiteren gehobenen Rennen zufriedenstellend verlaufen sei, insbesondere im Hinblick auf die Summe der ausgeschütteten Rennpreise und Züchterprämien.

 

Rückblick auf das Jahr 2017

„Doch mit der Entwicklung des Startpferdebestandes sind wir nicht zufrieden. Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe, es gibt nur noch knapp über 2.000 Startpferde in Deutschland. Damit droht uns der Verlust der Kampagnenfähigkeit – eigentlich bräuchten wir runde 3.000 Pferde, um einen angemessenen Rennkalender inklusive der PMU-Veranstaltungen bestücken zu können“, führte Tell weiter aus. „Wir ersaufen in Rennen – im Jahr 2018 werden 62 PMU-Renntage mit rund 340 Rennen stattfinden. Dennoch erfüllt uns die Situation mit Sorge.“

 

Ausblick auf 2018 – PMU-Lunchrenntage als Rückgrat des Rennkalenders

Von den 62 PMU-Renntagen werden 50 als Lunch-Renntage zur Mittagszeit abgehalten. „Das ist Fluch und Segen zugleich“, erläuterte Tell. „Allein in den Lunchrennen werden deutlich mehr als eine Million Euro Rennpreise und Züchterprämien ausgeschüttet, vollständig finanziert aus der Wettprovision aus Frankreich, ohne einen Cent Eigenanteil der Rennvereine. Das Geld ist ungemein wichtig für die deutschen Besitzer, Aktiven und Züchter. Gleichzeitig sind diese Renntermine natürlich nicht ideal, um vor Ort neue Zuschauer zu gewinnen. Wir haben sie dennoch genommen und sind damit der aktivste Veranstalter von PMU-Lunchrenntagen in Europa, denn diese Renntage sind für uns auch adäquat besetzbar.“

Die Umsätze der Lunchrenntage seien dabei vor allem in den Wintermonaten sehr stabil und vor allem unabhängig vom Rennort. Wichtiger sei die Partnerbahn in Frankreich und dass die Rennen mindestens 10 Starter aufweisen, damit via PMU die Multi-Wetten gespielt werden können, die meist für sechsstellige Umsätze sorgen. Da man in diesem Jahr die PMU-Daten erst rund zwei Monate später erhalten habe als im Vorjahr, habe man auch die Terminsitzung erst später abhalten können. Dennoch sei ein sehr gutes Ergebnis erzielt worden.

Eine besondere Rolle falle im Zusammenhang mit der PMU dem Rennverein in Straubing zu. Nur in Bayern ist es aufgrund der dort geltenden Rechtslage möglich, einen gemeinsamen Totalisator mit der PMU zu betreiben. In Straubing konnte man so das Experiment durchführen, wie sich die Umsätze entwickeln, wenn nur der PMU-Toto zur Verfügung steht. Seien sonst rund 30.000 Euro in den Bahntoto gewettet worden, habe der Umsatz aus Deutschland im gemeinsamen PMU-Toto bei rund 90.000 bis 100.000 Euro gelegen.

Bei der Dotation der PMU-Rennen wird es nach der positiven Umsatzentwicklung des aktuellen Jahres eine Anpassung geben: Lunchrennen werden mit durchschnittlich 4.500 Euro zzgl. Züchterprämie dotiert sein, wobei die Rennvereine angehalten sind, zwischen den Rennen zu differenzieren. Die Mindestdotation beträgt weiter 3.500 Euro, um den Schnitt zu erreichen, werden andere Rennen des Tages entsprechend deutlich höher dotiert. Diese Differenzierung bei den Rennpreisen hat einen Effekt auf das Wettverhalten vor allem französischer Wetter.

Auf Nachfrage aus dem Teilnehmerkreis ging Heinz Tell auf die Verwendung der Provision aus den PMU-Rennen ein. „Aus der Provision wird bei Lunchrennen der gesamte Rennpreis inklusive Züchterprämie finanziert, dazu alle weiteren Kosten für die Übertragung, was nochmal rund 3.000 Euro ausmacht, sowie alle übrigen sonst noch anfallenden Kosten einer solchen Veranstaltung. Bei Nicht-Lunchrennen trägt der Rennverein nur einen Eigenanteil am Rennpreis. Aus den PMU-Rennen im Winter entsteht zwar oft ein Plus für den sogenannten „PMU-Pool“, der jedoch bei Lunchrennen im Sommer schnell wieder aufgezehrt wird, weil hier die Provision zum Teil nicht die genannten Kosten des Renntages deckt. Aus dem Pool wird außerdem das Defizit bei den Zirkelrennen gedeckt, das im Jahr 2017 auch wieder im fünfstelligen Bereich liegen wird.“ Bis zum Ende des Jahres werden in 2017 rund 1,5 Millionen Euro Rennpreise aus dem PMU-Pool finanziert worden sein.

Es ergab sich eine Diskussion unter den Teilnehmern, wie die aktuelle Entwicklung bei den Einsatzzahlungen für PMU-Rennen und die schleichende Abschaffung der Antrittsprämien für alle Starter zu bewerten sei. Hierbei wurde zum einen eine kontroverse Sicht deutlich, zum anderen musste Tell die Zuhörer an die Rennvereine verweisen: „Der HVT kann den Rennvereinen die Verteilung der Rennpreise nicht vorschreiben und auch nicht, ob sie Einsätze verlangen. Das wurde schon bei der Terminsitzung zwischen den Rennvereinen intensiv diskutiert.“

 

„Das Geld liegt auf der Straße“

Gerade im Zusammenhang mit den Zirkelrennen sowie dem PMU-Rennkalender machte Tell deutlich, dass es durchaus Anreize gebe, Startpferde zu erwerben bzw. zu halten: „Das Geld liegt auf der Straße – aber die Bereitschaft zu nennen und zu starten muss bei den Besitzern und Trainern vorhanden sein. Wir haben ganz bewusst Zirkelrennen mit nur fünf Startern abgehen lassen oder auch einen Stutenlauf mit jeweils 20.000 Euro Dotation mit zwei Abteilungen durchgeführt um zu zeigen: Hier kann wirklich viel Geld gewonnen werden! Selbst in den besten Zeiten des Rennsports gab es nicht so regelmäßig so viel Geld zu gewinnen, wie aktuell durch die PMU-Rennen. Und nicht nur für die Top-Pferde, sondern für die Pferde des Alltagssports!“

Es gebe auch weiterhin eine hohe Nachfrage nach gut bis sehr gut gezogenen Pferden, dank der Zirkelrennen gebe es auch weiterhin attraktive Jahrgangsrennen. Tell: „Es wird gern vergessen, dass vor zehn Jahren das deutsche Zuchtrennprogramm am Boden lag, weil die Rennvereine es nicht mehr finanzieren und kein Risiko mehr tragen konnten. Durch das Zirkelsystem wurden die gehobenen Rennen erst wieder ermöglicht.“

Auf die Frage, wieso die Zirkelrennen nicht mehr angenommen werden wie in den Vorjahren, antwortete der HVT-Präsident: „Die Not ist heute nicht mehr so groß wie vor zehn Jahren. Es gibt attraktive Standardrennen in Berlin, Hamburg und inzwischen auch in München. Dazu werden über die PMU-Rennen über das ganze Jahr Verdienstmöglichkeiten für gute Pferde geboten – es gibt so viel Geld im Alltagssport zu verdienen, wie noch nie.“

Man sei sehr offen für Vorschläge zur Optimierung des Systems. Der Zirkel für Zwei- und Dreijährige solle bestehen bleiben, Vier- sowie Fünf- und Sechsjährige sollen über speziell für diese Altersgruppen ausgeschriebene PMU-Rennen attraktive Startmöglichkeiten erhalten. Diese aktuell in der Diskussion befindliche Idee stehe und falle aber wiederum mit der Akzeptanz durch die Aktiven – wenn diese Rennen nicht mit 10 Pferden besetzt werden könnten, werde man sie nicht dauerhaft anbieten können.

„Wir haben den Zirkel für die Vier- und Fünfjährigen mehrfach überarbeitet. Und nicht im stillen Kämmerlein, sondern mit renommierten Trainern und den besten Rennsekretären Deutschlands. Wenn dann jedoch einer der beteiligten Trainer seinen Besitzern empfiehlt, den Zirkel zu boykottieren – ja, dann ist man schon sprachlos“, gab Tell Einblick in die Hintergründe. „Ohne den Zirkel würde es im nachsten Jahr zum Beispiel kein Adbell-Toddington-Rennen und kein Buddenbrock-Rennen mehr geben, also keine Dreifache Krone. Und auch kein St. Leger, keinen Preis des Winterfavoriten“, machte Tell die Bedeutung der Zirkelfinanzierung für diese Klassiker deutlich. Die heute veranstaltenden Rennvereine würden diese Rennen definitiv nicht auf eigenes Risiko und für eigene Kasse durchführen.

In diesem Zusammenhang ergab sich eine Diskussion zwischen den Teilnehmern und HVT-Vertretern, welche Anpassung an Ausschreibungen und Rennsystem geeignet wären, zwei- und dreijährig erfolgreiche Pferde dauerhaft im deutschen Alltagssport zu halten. Der Austausch machte deutlich, dass es alles andere als trivial ist, hier Lösungen zu finden. Heinz Tell lud die Diskussionsteilnehmer ein, sich an einer entsprechenden Arbeitsgruppe zu beteiligen.

 

„Aufhören, den Sport schlecht zu reden“

Die offen geführte Diskussion machte deutlich, dass es zwar positive Signale, aber auch noch viel Handlungsbedarf gibt. Heinz Tell erwiderte auf die Anmerkung, er stelle die Situation des Trabrennsports zu positiv dar: „Wenn wir jetzt auch noch anfangen, Trübsal zu blasen und alles negativ zu sehen, können wir den Trabrennsport in Deutschland gleich begraben.“

Und er ergänzte: „Als Günter Herz im Jahr 2014 das Ende von Winrace verkündet hat und die Vermarktung des Trabrennsports eingestellt hat, haben wir den deutschen Trabrennsport gerettet. Durch die Kooperation mit German Tote gab es wieder eine Vermarktungsplattform, und erst das Zusammengehen von Trab und Galopp hat den Weg bereitet für das Engagement der PMU bei German Tote.“ Natürlich bestehe an vielen Stellen Verbesserungspotenzial im deutschen Trabrennsport, insbesondere im Marketing.

Diesen Ball nahm Maren Hoever auf: „Wir alle müssen aufhören, den Sport schlecht zu reden. Jeder von uns muss sich selbst fragen: ‚Was mache ich für den Sport, den ich so liebe?‘ Die Außendarstellung beginnt auch bei den Aktiven.“ Ein weiteres Problem wurde im Teilnehmerkreis identifiziert: „Vermarktung heißt für German Tote nur Vermarktung der Wette – aber nicht Vermarktung des Sports an sich. Dadurch wird niemand an den Sport herangeführt.“

 

Nachberechnung der Mehrwertsteuer

Heinz Tell informierte die Anwesenden über die am selben Tage im Trabrennkalender veröffentlichte Nachberechnung der Mehrwertsteuer auf bestimmte Leistungen des HVT aus dem Jahre 2014. Aufgrund der engen Zeitschiene sei die Kommunikation diesbezüglich im Vorjahr (Nachberechnung für 2013) nicht optimal gewesen, räumte er ein.

Heinz Tell erläuterte die Hintergründe und den Status des Klageverfahrens. Die Anhebung des Steuersatzes von 7%, wie bis 2012 unbeanstandet vom HVT praktiziert, auf 19% bedeute eine jährliche Mehrbelastung von ca. 130.000 Euro. Für das Jahr 2012 habe dies der HVT selbst tragen müssen, für alle Folgejahre sei eine Weiterberechnung unvermeidlich. „Wir glauben, dass wir sehr gute Argumente haben“, sagte Tell mit Blick auf den anstehenden Prozess. Er geht fest davon aus, dass auch eine Revision folgen wird – unabhängig vom Ausgang des laufenden Verfahrens. Entsprechend ist von einem mehrjährigen Prozess auszugehen – im Falle des erwarteten erfolgreichen Ausgangs für den HVT wird eine Rückerstattung der Steuernachzahlung erfolgen. Ein Großteil der Summe wird dabei ohnehin von Personen aufgebracht, die vorsteuerabzugsberechtigt sind und für die diese Summe ein durchlaufender Posten ist.

Bei diesem Thema wurde auch die Besteuerung von Renngewinnen diskutiert, die zukünftig bei niederländischen Besitzern angewendet wird, da von den deutschen Finanzbehörden bestehende Freistellungen auf Renngewinne nicht verlängert werden. Entsprechend werden Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag auf Renngewinne von Pferden in niederländischem Besitz erhoben und durch die ZVS einbehalten und abgeführt, auch im Falle von Besitzergemeinschaften mit deutschen Besitzern. Dies dürfte Auswirkungen auf die Anzahl startender Pferde aus den Niederlanden haben, was insbesondere den westdeutschen Rennsport und inzwischen auch Hamburg betrifft.

In diesen Zusammenhang gehörte auch die Frage nach der Erhebung von Einfuhrgebühren. Heinz Tell erläuterte, dass im Zusammenhang mit Ein- und Ausfuhren erheblicher Bearbeitungsaufwand im HVT anfalle, der natürlich vergütet werden müsse. Ein Verzicht auf diese Gebühr sei zwar denkbar, dann müssten aber andere Gebühren erhöht werden – dies erscheine nicht verursachungsgerecht. Mit dem österreichischen Verband habe man sich in Gesprächen über einen Verzicht auf Ein- und Ausfuhren befunden – dies könne aber keine Einbahnstraße sein, entsprechend sei es hier nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen.

 

Regelwerk und Rennleitungsentscheidungen

Wie in jedem Sport stehen auch beim Trabrennen die Schiedsrichter von Zeit zu Zeit im Mittelpunkt. Und dass selbst beim Einsatz von modernen technischen Hilfsmitteln große Diskussionen nicht vermieden werden können, zeigt aktuell eindrucksvoll die Thematik Videoschiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Dennoch sieht Heinz Tell in diesem Bereich Nachholbedarf: „Ich kann die Diskussionen um Rennleitungsentscheidungen durchaus nachvollziehen. Ich muss zwar sagen, dass die Entscheidungen häufiger richtig sind, als vermutet wird – doch wir müssen hier ganz klar mehr Transparenz schaffen. Deswegen werden wir es zur Vorschrift machen, auf allen Bahnen die technischen Gegebenheiten zu schaffen, die zur Entscheidungsfindung genutzten Bilder auch zu zeigen. Wenn die verschiedenen Perspektiven, wie die Frontkamera auf den Geraden, auch dem Publikum gezeigt werden können, können Entscheidungen auch besser erläutert werden.“

Dazu gab Heinz Tell einen Ausblick auf die anstehenden Änderungen des Regelwerks im Zuge der UET-weiten Vereinheitlichung („Der Trabrennsport wird immer internationaler, ein großer Teil des Umsatzes kommt aus anderen Ländern – dass jedes Land eigene Regeln hat, ist nicht mehr zeitgemäß und den Zuschauern und Wettern schwer zu vermitteln.“):

 

  • Das Zurücksetzen wird wieder eingeführt – eine rennentscheidende Störung oder Behinderung kann demnach nicht nur durch vollständige Herausnahme, sondern auch durch ein Zurücksetzen hinter das behinderte Gespann geahndet werden. Die Rennleitung erhält hier also einen zusätzlichen Ermessensspielraum.
  • Die bisher gültige Impfregelung (alle 6 Monate) wird angepasst (neu: alle 12 Monate)
  • Weitere Anpassungen, insbesondere der Zuchtbuchordnung, wurden bereits auf der HVT-Mitgliederversammlung im Mai beschlossen.

 

Dass er persönlich vom Zurücksetzen nicht überzeugt ist, machte Heinz Tell in der Diskussion deutlich: „Es darf eben nicht wieder so sein, dass der Fahrer im Rennen vor der Entscheidung steht, eine Störung oder Behinderung des Gegners in Kauf zu nehmen, um selbst einen Vorteil zu erlangen. Vielleicht hat er Glück und kommt mit diesem Versuch durch – und wenn nicht, wird er dorthin zurückgesetzt, wo er ohne den Versuch gelandet wäre. Wir werden nicht zulassen, dass die Disziplin nachlässt.“ Entscheidungstheoretisch wäre die riskantere Fahrweise dann der disziplinierten vorzuziehen. Ausländische Fahrer hätten sich in den letzten Jahren mehrfach positiv über die Disziplin und strenge Regelauslegung diesbezüglich in Deutschland positiv geäußert.

Auf Nachfrage antwortete Heinz Tell, dass man weiterhin an einer strengen Regelauslegung bzgl. unreiner Gangart festhalte, ähnlich wie in Frankreich. Ziel sei die saubere, korrekte Trabaktion. Den Dissens zwischen Frankreich und Schweden in der Handhabung der Disqualifikation für unreine Gangart schaue man sich aus Deutschland recht entspannt an.

Im Zusammenhang mit der Diskussion zu Rennleitungsentscheidungen kam auch die Frage nach einer Schulung von Rennleitungsvorsitzenden und –mitgliedern auf. Heinz Tell führte dazu aus, dass die Grundlage für Rennleitungsentscheidungen die Trabrennordnung sei, diese sei allen Rennleitungsmitgliedern im Detail bekannt. Dazu komme die Fähigkeit, Rennsituationen beurteilen zu können, was beispielsweise Helmut Biendl über seine langjährige, erfolgreiche Fahrerkarriere mitbringe. Stefan Spieß habe tausende Rennen aus der Kommentatorenperspektive verfolgt und bringe somit ebenfalls viel Erfahrung mit. Die Schulung der Rennleitungsmitglieder wiederum obliege den Vorsitzenden, die neue Mitglieder über Hospitationen und die Besprechung von Rennszenen an die Materie heranführten. Maren Hoever verwies darauf, dass man ein klares Nachwuchsproblem in diesem Bereich habe und es sehr begrüßen würde, wenn es neue Interessenten für diesen wichtigen Bereich gäbe.

Heinz Tell erläuterte auch die Unabhängigkeit der Organe des HVT: „Der HVT bestellt die Rennleitung, aber er gibt keine Weisungen. Rennleitung und Rennausschuss entscheiden unabhängig auf Basis der Trabrennordnung. Dennoch besteht ein enger Austausch zwischen HVT und den Rennleitungsvorsitzenden. Für das Jahr 2018 streben wir die Einführung eines Obmanns an. Dieser soll Rennleitungsentscheidungen wie Geldstrafen und Fahrverbote auch im Nachgang des Renntages noch kontrollieren und hinterfragen können. Dies gilt natürlich explizit nicht für Entscheidungen zur Platzierung, insbesondere den Totalisator betreffend.“ Da auch von Aktivenseite Gesprächsbedarf über Regelauslegungen, Strafen und Rennleitungsentscheidungen bestehe, werde es in Kürze ein Gespräch zwischen Vertretern des Trainerverbandes und den Rennleitungsvorsitzenden geben.

Anja Bartha, Zuchtleiterin des HVT, nutzte die Gelegenheit auf der Regionalkonferenz, um die Zuchtbuchführung des HVT zu erläutern und auf einige öffentlich diskutierte Sachverhalte einzugehen. Insbesondere zum Fall einer Eintragung eines Pferdes im Jährlingsalter erläuterte sie im Detail die Hintergründe, erklärte die einschlägigen Fristen und Vorschriften. Alle Vorgaben wurden eingehalten, die eingetretene Verzögerung lag weder in der Hand des HVT noch der Antragstellerin. Die Zuchtleiterin betonte: "Den Vorwurf, dass wir um jedes Fohlen kämpfen, lassen wir uns gern machen. Aber selbstverständlich müssen alle Vorgaben der Zuchtbuchordnung eingehalten werden." Die Anwesenden nahmen die fundierten Erklärungen positiv zur Kenntnis. Nach Anja Barthas Erläuterungen zur Liste der Bedeckungen verriet ein langjähriger Züchter: "Dank der Erklärung habe ich das Thema Auslandsbeckungen nun auch verstanden."

Nachdem alle Fragen der Anwesenden beantwortet waren, beendete Heinz Tell gegen 23 Uhr die Veranstaltung. Die nächste HVT-Regionalkonferenz findet am 7. Dezember in Tespe bei Hamburg statt, eine weitere im Januar in Bayern. Über weitere Termine in Schleswig-Holstein und im Raum Berlin werden wir informieren, sobald die Daten feststehen.

 

(28.11.2017)