124. Deutsches Traber-Derby 2019
trotto.de 124. Deutsches Traber-Derby 2019
Sieger VELTEN VON FLEVO - 2. JUAN BROS - 3. RANCOON - 4. River Flow
Die Teilnehmer trotto.de 124. Deutsches Traber-Derby 2019
Der Tag 7 ### 124. Deutsches Traber-Derby ### Berlin-Mariendorf
Hauptstadt TV
Wimpernschlag-Finale für Holland - mit deutsch-kanadischer Besitzernote!
(mw) Berlin-Mariendorf, Sonntag, 4. August 2019 - Was für ein Finale furioso im Traber-Derby, bei dem, um ein geflügeltes Wort des englischen Fußballers Gary Lineker zu bemühen, am Ende wieder die Holländer gewannen. Gewiss hat es knappe, dramatische Entscheidungen, die ja das Salz in der Sportler-Suppe sind, zuhauf gegeben. Aus der persönlichen, immerhin schon 49-jährige Derby-Historie fällt dem Chronisten ad hoc jedoch nur ein Blaues Band ein, bei dem der stolze Sieger erst nach Auswertung der Zielfotografie hochgezogen werden konnte: 1993 war’s, als Gerhard Biendl mit Speedy Harry vor dem hinter Tartas zu früh jubelnden Michael Schmid die Lorbeeren einheimste. Und nun ein Dreikampf, wie er furioser nicht hätte sein könne: Innen der vom Fleck weg den Takt vorgebende Velten von Flevo, daneben der stete unerschrockene Angreifer und Favorit Juan Bros, dessen italienische Fangemeinde sich beim Aufmarsch der zwölf Finalisten am Ziel versammelt hatte und einen Heidenspektakel machte, weit außen ein gewaltig, aber eben um einen Hauch zu spät auf vollen Pötten heranrasender Rancoon. Ganz innen River Flow, für den Thorsten Tietz händeringend wie händevoll nach einer Passage suchte, durch die Pferd und Sulky passten, um wie im Vorlauf den explosiven Speed des Baltimore-As-Sohnes in den lockenden Sieg umzumünzen - und die nie kam bzw. nur groß genug war, um das Pferd hinein zu quetschen.
„Kampf kurzer Kopf – kurzer Kopf – Hals“ lautete der Richterspruch nach Auswertung des Zielfotos für die oben beschriebene Reihenfolge. Ein Resultat, das das Adlerauge von Berlins jahrzehntelangem Rennkommentator Peter Fahrentholtz trotz der Millimeter-Entscheidung genau so gemutmaßt hatte und der sich dennoch selbstverständlich auf die unbestechliche Technik stützte.
Für das altbewährte Dream-Team um Robin Bakker und Paul Hagoort, die zur 124. Auflage des Blauen Bandes nicht angetreten waren, weil sie keinen konkurrenzfähigen Dreijährigen hatten, sprang das nächste geniale Duo der Oranjes in die Bresche: die seit Monaten europaweit für Furore sorgenden holländischen Champions Jeroen Engwerda als Trainer und Henricus Ebbinge als Vollstrecker, der kurioserweise nur in den Rennprogrammen seines Heimatlandes mit diesem Vornamen gelistet ist und überall sonst als „Rick“ in den Annalen steht. „Bleibt Velten von Flevo gesund und entwickelt sich weiter so, wird dies mein Pferd fürs deutsche Derby“, hatte Engwerda, der am 28. Juli sein 58. Lebensjahr vollendet und sich sein schönstes Geburtstagsgeschenk mit Verspätung selbst beschert hatte, im kleinen Kreis Ende der Vorsaison preisgegeben. Da hatte der auf der Flevo Farm der Familie Iwema geborene, wie viele seiner „Landsleute“ ins deutsche Gestütbuch eingetragene Dunkelbraune gerade seinen einzigen Auftritt als Zweijähriger im Hamburger Winterfavoriten gewonnen und für die seit Jahrzehnten in den deutschen Trabersport investierenden Sigrid Velten und ihren kanadischen Lebenspartner, Eishockey-Legende Bernie Johnstone, 10.000 Euro eingerannt.
Erst spät - am 2. Juni in Berlin in einem Warm-up zum Buddenbrock-Rennen - war er in die wichtigste Saison eines Rennpferdes eingestiegen, und das mit einer roten Karte. Die bügelte er mit einem lockeren Sieg im Gelsenkirchener Alltagsgeschäft umgehend aus, und spätestens mit dem leichten Triumph vorneweg im langsamsten aller vier Derby-Vorläufe am 21. Juli war er im inneren Zirkel jener Sechs angekommen, die nach Meinung der Auguren reell für die fetten Prämien in Betracht kommen sollten.
Entschieden wurde das vielleicht nervenzerfetzendste Derby aller Zeiten, so paradox das klingen mag, bereits am Start. „Keine Frage - Velten von Flevo wird vor River Flow an die Spitze fliegen, und dann kommt es darauf an, wie schnell Juan Bros, der kein Raketen-, sondern ein ganz normaler Starter ist, an seiner Seite aufzieht. Rick ist nicht umsonst vor kurzem Weltmeister geworden. Er ist extrem nervenstark, weiß seine Gegner genau einzuschätzen und macht keine taktischen Fehler“, analysierte Hollands „Mister Drafsport“ Hans Sinnige vorab - und genau so sollte es kommen. Wie der Blitz schoss Velten von Flevo vor River Flow, Place Royal und Rancoon in Front. Von ganz außen wirbelte Orkan von Haithabu vor Juan Bros, Juan Les Pins und Jason Dragon an seine Flanke und wartete auf eine Lokomotive, die in Form des Favoriten Juan Bros vor den Tribünen folgerichtig anmarschiert kam. Als die „gelbe Gefahr“ Alessandro Gocciadoro 1100 Meter vorm Ziel endlich auf Augenhöhe Velten von Flevos war, wollte ihn Rick Ebbinge nicht mehr vorbei lassen: „Hätte er früher angeklopft - ja! In dieser Phase nicht mehr!“ So musste der Muscle-Mass-Sohn, für den nach seinem Vorlauf-Spektakel kolportierte Gebote um die 500.000 Euro ausgeschlagen worden sein sollen, den Rest des Weges durch die Todesspur, was der knackige Braune klaglos hinbekam.
„Eine Sekunde drin“, wie nach dem 1:13,4-Qualifier vom „Mann in Gelb“ verkündet, um das Ballyhoo anzuheizen, hatte er jedoch mitnichten. Auf der Zielgeraden rangen die beiden Protagonisten um buchstäblich jeden Zentimeter mit dem besseren Ende für Velten von Flevo und wären doch beinahe von Rancoon erwischt worden, mit dem Rudi Haller 600 Meter vorm Ziel innen um eine Position vorrücken konnte, weil Place Royal hinter Juan Bros nach außen gewechselt war. Seinen ersten deutschen Derby-Sieg verpasste der „Haller Rudi“ genauso knapp wie der innen mit River Flow zur Tatenlosigkeit verdammte Thorsten Tietz. Fünf Längen hinter diesem rasenden Quartett, für das durchweg 1:13,0 eingetragen wurde, komplettierte Jason Dragon vor dem blass bleibenden Juan Les Pins die Riege der vorab sechs Chancenreichsten.
Impressionen vom Derby-Tag
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
124. Derby
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|